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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Stattdessen kontrollierte er seinen Atem, zählte leise
bis zehn und warf endlich Van Houden einen Blick zu.
    „Wer
hat das geschrieben?“
    „Das
will ich von Ihnen wissen, Bloemberg.
    „Von
mir? Wieso - um Himmels willen - von mir?“
    „Weil
der Artikel eindeutig gegen Sie gerichtet ist und er wurde in jeder verdammten
Rotterdamer Tageszeitung abgedruckt. Wem haben Sie da wieder ans Bein
gepinkelt? War es etwa diese Reporterin aus Feyenoord? Ja, schauen Sie mich
nicht so entgeistert an. Die Kleine, die Sie gestern Abend noch getroffen
haben. Die hat sogar einige Male in der Zentrale angerufen und wollte Sie
unbedingt sprechen.“
    „Das
hat … damit nichts zu tun“, sagte Kees, obwohl er sich in dieser Sekunde nicht
sicher war, ob er das tatsächlich so meinte. Denn, was wusste er über Niandee
Nasingh, abgesehen davon, dass sie Reporterin und Karims Nachbarin war. Nichts.
Es bestand durchaus eine Möglichkeit, dass sie diesen Artikel zu verantworten
hatte. War das ganze Treffen gestern wohlmöglich nur unter dem Vorwand zustande
gekommen, sie habe Informationen, obwohl sie an einer Story arbeitete? Nein,
das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Außerdem fielen im
Bericht interne Informationen aus Reihen des Ermittlungskreises und darüber
hatte er nicht mit ihr gesprochen.
    „Es
ging nur um die Ermittlungen zum Mordfall.“
    „Ich
bin nicht sicher, ob Ihnen das aufgefallen ist, aber darum geht es in dem
Zeitungskommentar auch.“
    „Das
meine ich nicht.“
    „So,
was meinen Sie dann? Erklären Sie es mir bitte, und zwar schleunigst!“
    „Die
Frau hat Indizien dafür, dass Karim Abusif unschuldig sein könnte. Und ich habe
keinerlei Interna ausgeplaudert. Es muss also jemand anderes gewesen sein ...“
    Einer
inneren Eingebung folgend sah er zu Fred Maartens hinüber. Der bemerkte es
zunächst nicht, weil er auf seine Füße und dann auf seine Fingernägel starrte,
als er sich jedoch den auf ihm ruhenden Augenpaaren bewusst wurde, hob er
sofort beide Hände zu einer Unschuldsgeste.
    „Wohow.
Guck mich nicht so an, Kollege. Ich hab‘ damit nichts zu tun. Seh‘ ich aus wie
einer, der seinen langjährigen Kollegen bei einem dieser miesen
Klatschblattjournalisten anschwärzt und Ermittlungsgeheimnisse ausplaudert?
Sicher nicht!“
    „Ich
habe noch nicht darüber nachgedacht … Kollege, aber jetzt wo du es sagst …“
    „Das
ist ja wohl die Höhe! Haben Sie das gehört, Hoofdcommissaris? Genau das meinte
ich gestern. Respektlos ist so was, respektlos.“
    „Schluss
damit, ihr beiden! Das tut nichts zur Sache. Das Kind ist bereits in den
Brunnen gefallen, auf wessen Mist das letzten Endes gewachsen ist, spielt eine
untergeordnete Rolle. Die Katastrophe ist jedenfalls da. Wir haben ein mediales
Echo, das wir vermeiden wollten. Es ist schlimmer und heftiger als ich
angenommen habe. Und da irgendjemand offenbar ziemlich genau in Bloembergs
Vergangenheit geschnüffelt hat, haben wir jetzt mehr als nur das Problem, dass
wir keine heiße Spur verfolgen. Wir werden in der Öffentlichkeit auch zunehmend
als ein Haufen unredlicher, krimineller Schwachköpfe dargestellt. Das geht
nicht. Das schadet dem Ansehen des ganzen Berufsstandes. Gar nicht auszudenken,
was passiert, wenn diese Presseleute noch anfangen in Nasridim Hadoshs
Vergangenheit rumstochern und das mit dem Toten von vorgestern spitz bekommen.“
    Kees
ahnte, worauf dieses - in der Öffentlichkeit des Flurs geführte - Gespräch
hinauslaufen würde. Er hatte sich gewundert, dass Van Houden ihm den Fall nicht
schon nach dem Eklat vom Vorabend entzogen hatte. Dieser Artikel und die zu
fürchtenden Konsequenzen boten ihm natürlich eine vortreffliche Basis für eine
Entscheidung dieser Art.
    „Was
schlagen Sie vor?“, fragte Kees, obgleich er die Antwort kannte.
    „Wir
müssen Sie aus der Schusslinie nehmen, Bloemberg, wenn sich das Medieninteresse
noch verstärkt.“
    „Was
soll das heißen?“
    „Sie
wissen genau, was das heißt. Die Leute werden Fragen stellen und sie werden
nicht aufhören, wenn nicht schleunigst Ergebnisse vorliegen.“
    „Und
weiter?“
    Van
Houden schnaufte, als fiele ihm der folgende Satz, unter der Berücksichtigung
der Tatsache, dass er dem Inspecteur den Fall erst vor fünf Tagen als
Bewährungschance zugewiesen hatte, besonders schwer.
    „Ich
werde ihn den Fall entziehen, Bloemberg. Sie bekommen noch zwei Tage. Wenn sich
die Presse bis dahin nicht beruhigt, muss ich handeln und Sie aus

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