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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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der
Schussbahn nehmen. Es wird dann für uns alle das Beste sein, wenn sich jemand …
anderes mit dem Fall befasst.“
    „ Unvorbelastet ,
wollten Sie sagen. Es ist das Beste, den Fall jemand Unvorbelastetem anzuvertrauen.
Ist es nicht so?“
    Van
Houden fühlte sich ertappt, neigte den Kopf, vergrub die Hände in den
Hosentaschen und legte einen völlig unpassend väterlichen Ton auf, bei dem er
wieder einmal völlig selbstverständlich vom distanzierenden Sie zum vertrauten
Du wechselte.
    „Bloemberg,
das ist … Das musst du verstehen. Du leistest gute Arbeit, wenn auch mit etwas
ungewöhnlichen Methoden. Deine Vorgeschichte spielt dabei für mich keine Rolle,
aber es geht hier um das Ansehen der Polizei, um unser Berufsbild in der
Öffentlichkeit. Außerdem hast du ein schwerwiegendes Autoritätsproblem, wenn
ich an die Sache von gestern Abend denke.“
    „Ich
verstehe ganz genau, glauben Sie mir. Ich habe es so satt ständig auf meine
Vergangenheit reduziert zu werden. Es ist …“
    „Hoofdcommissaris!?
Hoofdcommissaris?“, die dünne, hysterische Stimme Helenes schnitt Bloemberg das
Wort ab. Er drehte sich herum und sah die Telefonistin die Treppe
heraufstürmen. Das Klackern ihrer Absätze ließ befürchten, dass sie sich bei einem
falschen Schritt auf dem Boden wiederfände, aber sie hielt sich wacker.
    „Hoofdcommissaris?!“,
rief sie erneut, als sie den Treppenabsatz erreicht hatte und in den Flur
gestürzt kam. „Gott sei Dank, da sind Sie ja.“
    „Was
gibt es?“
    „Minten,
Hoofdcommissaris. Jannis Minten. Der Premier … minister“, japste Helene und
hinterließ den Eindruck, als habe sie einen Sprint durch den gesamten
Gebäudekomplex hingelegt.
    „Jannis
Minten, der Ministerpräsident, ist am Telefon. Er besteht darauf, sofort mit
Ihnen zu reden. Er sagte, es gehe um Leben und Tod und diese Zeitungssache.“
    „Auch
das noch. Es bleibt einem aber auch gar nichts erspart“, stöhnte Van Houden,
nahm die Hände aus den Taschen und schlug sich eine davon vor das Gesicht.
„Sagen Sie ihm, ich komme sofort.“
    Helene
nickte, hatte sich herumgedreht und hastete davon.
    „Das
ist nicht gut, gar nicht gut. Ich muss los und versuche zu retten, was zu
retten ist. Denk daran, Bloemberg, ich kann dir, wenn es gut läuft, noch zwei
Tage verschaffen, aber sollte dann nichts vorliegen, muss ich dir den Fall
entziehen. Und bitte versprich mir, keine Dummheiten zu machen. Halte dich so
bedeckt wie möglich. Mach einen großen Bogen um Journalisten jeder Art. Von
denen dürfte es in den nächsten Stunden vor der Tür nur so wimmeln.“
    „Ich
bin nicht mehr in Ausbildung, Hoofdcommissaris. Ich weiß, was ich tue.“
    „Das
glaube ich dir, das glaube ich“, sagte Van Houden, um ihn in der nächsten
Sekunde stehen zu lassen und Helene hinterherzueilen.
    Bloemberg
schaute ihm nach, bis er aus seinem Sichtfeld verschwunden war, und kämpfte
danach mit dem drückenden Gefühl, das sich von seiner linken Brust über seinen
ganzen Körper auszubreiten schien. Ein Gefühl, das den bitteren Beigeschmack
des Versagens und des Gedemütigtwordenseins in sich trug.
    Man
würde ihm diesen Fall entziehen und weswegen? Aufgrund der haltlosen
Behauptungen eines sensationsgeilen Journalisten, aber nicht allein wegen dem,
sondern vor allem wegen eines Maulwurfs aus den eigenen Reihen, der der Presse
all die Informationen geliefert hatte. Man konnte davon ausgehen, dass dieser
halbseitige Kommentar, der es an diesem Morgen in alle regionalen
Tageszeitungen geschafft hatte, nur der Anfang einer heraufziehenden
Schmutzkampagne war.
    „Dumm
gelaufen, was?“ grunzte Fred und da das Letzte, das Kees derzeit gebrauchen
konnte, der gehässige Kommentar seines, ihm in den letzten Tagen nicht gerade
wohlgesonnenen Kollegen war, schob er sich wortlos an Maartens vorbei. Er
sperrte sein Büro auf und knallte die Tür nach dem Eintreten so laut, dass es
durch die ganze Etage hallte.
     
    ***
     
    Als
Van Houden endlich an der Tür zu seinem Büro ankam, schwitzte er. Der Weg bis
hierhin war nicht der weiteste und das war auch keineswegs der einzige Grund,
weswegen seine Schweißdrüsen verrücktspielten. Viel mehr wurde ihm an diesem
Morgen auf die denkbar unangenehmste Weise klar geworden, dass seine
Intervention um die Zuständigkeit am Wilhelmina-Pier, Maartens Degradierung,
die Heimlichtuerei mit Hadosh und die Entscheidung, Bloemberg in diesem
brisanten Fall zum Ermittlungsleiter zu ernennen, alles Aktionen gewesen

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