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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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wegen
mangelnder Beweise und widersprüchlichen Aussagen von anderen bei dem Vorfall
anwesenden Polizisten fallen gelassen worden.
    Seitdem
war Dick Vanderloh kein gern gesehener Gast bei Polizeieinsätzen (beinahe schon
eine Persona non grata ), selbst wenn es sich nur um einen stinknormalen
Verkehrsunfall handelte, der lediglich als Lückenfüller dienen sollte. Jeder
Beamte in Rotterdam kannte sein Gesicht aus der Zeitung und das war er selbst
schuld.
    Über
den Ausgang seines Verfahrens völlig enttäuscht, hatte er in Eigenregie eine
Story aus der ganzen Sache gemacht und dabei zusammen mit einem reißerischen
Artikel, der die Willkür der Exekutive des Landes anprangerte, fatalerweise ein
Foto seines lädierten Gesichtes veröffentlich. Erreicht hatte Dick dadurch,
abgesehen von einer kurzen, heftigen Debatte, die aber alsbald versandete, und
der errungenen Bekanntheit sowie der gleichzeitigen Unbeliebtheit im gesamten
städtischen Polizeiapparat, letztendlich nichts.
    Und
da er auch in diesem Moment keineswegs scharf darauf war, eine weitere Kamera
zu verlieren oder schlimmere Verletzungen davonzutragen, wurde mit jedem Meter,
den die Männer zurücklegten, der Drang größer, schnellstens wieder abzuhauen.
Seine Knie hatten zu zittern begonnen.
    Einem
Anflug von Panik trotzend, ging Vanderloh noch einige Schritte nach vorn,
gleichwohl sein Innerstes ihn bereits für seine Dummheit verwünschte. Er
stellte das Objektiv scharf und fotografierte die Szene hinter der Straßensperre.
    Seine
Gier nach einer Story siegte danach schnell über Fluchtinstinkt und gesunden
Menschenverstand. Zwar war er ein gebrandmarktes Kind und doch witterte er
zumindest eine kleine persönliche Sensation. Wenn er das hier durchzog, wäre er
der erste Journalist, der über das, was hier lief (was immer es auch sein
mochte) berichten würde. Endlich einmal wäre er allen Kollegen und
konkurrierenden Journalisten zwei Schritte voraus und das wäre mit dem
exklusiven Fotomaterial, das er gerade sammelte, unschlagbar.
    Der
Leichenwagen war an den Seiteneingang eines Lagerhauses gefahren worden, die
Heckklappe stand offen. Das konnte nur bedeuten, dass der Abtransport zumindest
eines Toten unmittelbar bevorstand. Wenn Vanderloh Glück hatte, würden es
mehrere sein.
    Bilder
von Polizisten und in Leichensäcken verstauten Toten waren ein Eyecatcher und garantierten hohe Leserzahlen. Sensationsjournalismus nannte man das und
kaum einer aus Vanderlohs Zunft hatte ein Problem mit dieser Art der
Berichterstattung. Die Menschen gierten geradezu nach spektakulären Storys, die
ihnen die Brutalität und Schlechtigkeit ihrer ansonsten tristen Alltagswelt
immer wieder aufs Neue und in anderen Dimensionen vor Augen führten. Vor allem
während des notorisch ereignisarmen Sommerlochs waren solche Meldungen der Hit.
    Dick
machte Foto um Foto und huschte mit der verschwindend winzigen Hoffnung zur
Lagerhausecke, dass die beiden Männer ihn möglicherweise doch noch nicht
bemerkt hatten und einfach rein zufällig kurz nach seinem Auftauchen das
Restaurant verlassen hatten.
    Er
pokerte hoch, doch er behielt recht und wurde nicht
nur mit gesundheitlicher Unversehrtheit belohnt.
     
    ***
     
    „Ich
sag es dir zum letzten Mal. Ich habe mit dieser Entscheidung nichts zu tun!“
    „Ja,
am besten sagst du gar nichts mehr, du Kameradenschwein!“
    Fred
stampfte wütend die Straße hinauf. Kees eilte ihm hinterher.
    „Verdomme!
Kannst du einmal zuhören?“, fragte er.
    „Ich
höre ständig zu, aber alles, was ich in den letzten Minuten von dir gehört
habe, ist gequirlte Scheiße!“, brüllte der Commissaris. „Brauchst mir gar nicht
zu erklären, wie lange du an meinem Stuhl gesägt hast. Hast es ja endlich
geschafft. Herzlichen Glückwunsch.“
    Frederick
hatte die Seitentür des Lagerhauses beinahe erreicht und griff nach dem Türknopf.
    „Ich
bitte Van Houden heute noch darum, mich versetzen zu lassen. Ich bin zu alt für
diesen Mist. Da mache ich lieber einen Bürojob, als den Zuarbeiter für ein
Greenhorn zu spielen.“
    „Jetzt
mach aber mal ‘nen Punkt!“
    „Einen
Punkt?“
    Fred
drehte sich abrupt zu Bloemberg um und richtete drohend den Zeigefinger auf
dessen Brust.
    „Nun
also, jetzt pass mal gut auf, Sonnenblümchen. Mach deine Scheiße alleine!
Punkt. Ist ja typisch. Bist ja auch nur ein dreckiges Problemkind von der
Straße gewesen. Was kann man von einem wie dir schon anderes erwarten. Treibst
einem das Messer ohne Wimpernzucken in den

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