Sonne, Schnee und Tote
Rücken, wenn du die Gelegenheit
hast.“
Sein
Brüllen hallte über die ganze Straße.
„Hätte
ich damals, als mich Van Helig fragte, ob ich dich unter meine Fittiche nehme,
doch nur Nein gesagt. Gäbe man mir noch mal die Chance, ich würd‘s tun. Merk
dir das!“
Er
kam dem Inspecteur so nahe, dass dieser nach Maartens‘ ausgestrecktem Finger
griff, ihn nach unten riss und festhielt.
Kees
Bloemberg kochte innerlich. Eine solche Reaktion hatte er seinem
Ermittlungspartner im Leben nicht zugetraut. Fred war stets eine eher
ausgeglichene und gemütliche Persönlichkeit geblieben, solange er sich nicht
über illegale Ausländer sowie arbeitslose Nutznießer oder die Unfähigkeit der
Regierung im Umgang mit diesen aufgeregt hatte. Eben jedoch war er wie ein
Rumpelstilzchen aus dem Asia-Imbiss gestürmt und warf seitdem mit Beleidigungen
um sich.
Alle
Versuche Bloembergs, ihn zu beruhigen, gipfelten in noch schlimmeren Flüchen
und Verwünschungen. Jetzt starrte der Inspecteur – selbst voller Zorn über die
ungerechten Anschuldigungen - in Freds rot angelaufenes Gesicht.
„Verdomme,
Fred! Wir sind Kollegen. Ich hab nie gegen dich gespielt“, versuchte er ein
letztes Mal, die Wogen zu glätten. „Es war nicht meine Entscheidung und
außerdem … Moment mal …“ Kees stockte mitten im Satz, als er ein Blitzlicht
hinter Fredericks Kopf und in schneller Abfolge zwei weitere bemerkte. Er
schärfte den Blick und erkannte gleich dessen Ursprung. Dort hinten im Schatten
an der Straßenecke kauerte ein Mann, der zwischen Häuserwand und Polizeiwagen
hindurch Fotos schoss.
„Hey,
Sie!“, rief Kees, „Was haben Sie hier verloren?“
Mehr
konnte er nicht mehr sagen. Denn in diesem Augenblick geschahen mehrere Dinge
zugleich.
Zuerst
brüllte Fred: „Lass meinen Finger …“, und riss sich los. Dabei wankte der dicke
Commissaris zurück und stieß gegen die Tür. Im gleichen Moment sprang der Kerl
mit der Kamera auf, dann hörte Bloemberg auf einmal Schreie aus dem Inneren des
Lagerhauses.
"Raus
hier!“, brüllte jemand.
„Er
verbrennt!“, ein anderer.
Wuchtig
warf sich jemand von innen gegen die Tür und stieß sie nach außen auf.
Fred,
von dem massiven Stahl getroffen, fiel unkontrolliert nach vorn und knallte gegen
Bloemberg. Beide gerieten ins Taumeln. Instinktiv stieß Kees den dicken
Commissaris von sich und fiel zu Boden. Sein Kopf verfehlte die Stoßstange des
bereitstehenden Leichenwagens um Zentimeter.
Maartens
hatte weniger Glück. Mit den Armen hilflos in der Luft rudernd und dabei
rückwärtsfallend schlug der Commissaris mit dem Hinterkopf gegen den Wagen. Von
dort aus krachte der bullige Polizist besinnungslos auf die Straße.
Zwei
Männer stürmten aus der Lagerhaustür und fielen beinahe über die zu Boden
gegangenen Polizisten.
Kees
Bloemberg rappelte sich, trotz der chaotischen Situation, sofort wieder auf.
Der Schock war noch nicht ganz verdaut, aber sein Instinkt sagte ihm, dass hier
etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
„Was
ist los?“
„Es
brennt! Die Leiche brennt!“, hechelte einer der Männer mit Panik in den Augen
und blieb bei dem Inspecteur stehen.
„Wir
müssen die Feuerwehr rufen!“, rief der andere und eilte davon. Beide trugen
weiße Overalls mit der Aufschrift Tatortreinigung .
„Wir
wollten sie gerade vom Stuhl losschneiden, da fing sie einfach an“, versuchte
der Tatortreiniger zu erklären. Er trug noch immer Schutzbrille und Mundschutz,
sodass man sein Gesicht nicht gänzlich erkannte. Bloemberg stutzte. Diese
Information schien völlig unglaubwürdig und sinnlos zu sein.
Eine
Leiche, die einfach Feuer fängt? Erärgerte sich sofort über die Blödsinnigkeit der Frage.
Das
ist unmöglich . Das
macht doch keinen Sinn .
„Man,
reden Sie keinen Schwachsinn!“, fuhr er den offensichtlich verwirrten Mann an.
Die
Leiche saß seit mehreren Stunden mitten in einem Kühlhaus, in dem die
Temperatur permanent unter null Grad betrug.
„Sie
brennt! Feuer! Heiß!“, beharrte der Tatortreiniger auf seiner Schilderung und
wedelte wild mit den Armen. Da Kees nicht davon ausgehen konnte, dass der Mann
einen Sonnenstich erlitten oder zu viele Drogen konsumiert hatte, stellte sich
bei ihm schnell eine grausame Gewissheit ein.
Wenn
die Leiche tatsächlich brannte, dann verbrannten mit ihr viele wichtige
Beweise, die unwiderruflich verloren waren, wenn niemand etwas unternahm.
Ohne
weiter darüber nachzudenken stürzte Bloemberg an dem Mann vorbei zur
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