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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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wie
hatte er die Gefahr nur so eiskalt ignorieren können? Er kam auf keine Antwort,
wusste nur noch, dass er ein dämlicher Volltrottel war und schnellstens hier
raus musste. Die brennende Leiche war schlagartig egal. Wenn er noch länger
bliebe, würde er selbst als eine enden. Es galt nur noch, schleunigst hier
herauszukommen.
    Schnell
ging er in die Knie und robbte den Weg zurück, den er gekommen war. Seine
Klamotten sogen sich weiter mit Blut und Wasser voll.
    Bevor
er wieder auf der anderen Seite des Feuers angekommen war, hatte sich der Rauch
so verdichtet, dass Bloemberg keinen Meter weit mehr gucken konnte. Erneut
donnerte eine Explosion. Ein Zischen, Gluckern, und erneut ein Knall wie ein
Silvesterkracher. Kees nahm noch wahr, dass einige Rinderhälften in
unmittelbarer Nähe mittlerweile dermaßen verkohlt waren, dass sie in Brand
gerieten.
    Aufstehen
konnte er nicht mehr. Die letzten Reste reinen Sauerstoffs kauerten vierzig
Zentimeter über dem Boden und wurden mehr und mehr vom Feuer verzehrt.
Bloemberg kannte nur noch ein Ziel. Er robbte in Richtung Ausgang, obwohl er
nicht mehr genau sagen konnte, wo sich dieser befand. Es wurde immer heißer und
stickiger. Kees keuchte. Der beißende Qualm tränte in den Augen und brannte in
seinen Lungen.
    Obwohl
er einen hervorragenden Orientierungssinn besaß, konnte er mittlerweile nicht
mehr sagen, ob er sich noch in die richtige Richtung bewegte. Durch schwarzen
Qualm donnerte die nächste Explosion. Er war verloren.
    Erst
als seine Finger kaltes Metall berührten, atmete Kees innerlich auf. Er stemmte
seinen Körper nach oben. Schwindel übermannte ihn und um ein Haar wäre er
zusammengesackt. Statt Sauerstoff atmete er Rauch. Ein undurchdringlich dunkler
Vorhang legte sich vor seine Augen. Er wehrte sich gegen das Zusammenbrechen
und drückte den Türknopf … drückte erneut und noch ein weiteres Mal.
    Verschlossen!
    Er
riss an dem Hebel, brach in einem Hustenanfall beinahe zusammen, und warf sich
in aufsteigender Panik wieder und wieder dagegen.
    …
    Verschlossen!
    Nichts
rührte sich. Die Tür blieb zu.
    Sein
Verstand wurde wegen des fehlenden Sauerstoffs träge.
    Er
wollte schreien, konnte aber nicht.
    Klopfen, war die einzige Idee,
die er noch zustande brachte.
    Er
hämmerte gegen das Hindernis, zog daran, drückte und klopfte wieder. In seinem
Rücken knisterte das Feuer.
    Klopfen.
Drücken. Klopfen. Reißen. Klopfen. Ziehen. Klopfen . Drücken.
    Erschöpfung
und Schwindel nahmen Überhand. Kees konnte nicht mehr. Er sank zu Boden,
kauerte sich an den Türspalt. Der Sauerstoff wurde unter der Tür hindurch
angesaugt, um neue Nahrung für den Brand zu liefern. Kees atmete flach, vor
seinen Augen verschwamm alles in heißem Rauch und Dunkelheit.
    …
    „Himmel!
Bloemberg bist du da drin? Zonnebloem ?!“
    Kees
blinzelte. Er erkannte die Stimme, aber sie schien kilometerweit entfernt.
Seine Finger krallten sich zwischen Tür und Wand.
    Immer
noch versperrt. Keine Chance.
    Er
wollte etwas erwidern, aber Qualm verstopfte seine Atemwege. Ein letztes
schwaches Klopfen, dann fielen ihm die Augen zu und er trieb der
Bewusstlosigkeit entgegen.
     
    ***
     
    Die
Platzwunde pochte. Frederick Maartens saß benommen auf dem Asphalt, griff sich
an den Hinterkopf und spürte warme Flüssigkeit, die zwischen seinen Fingern
hindurchrann.
    Na
klasse! Das fehlt grade noch.
    „Sind
Sie in Ordnung, Commissaris?“, fragte ein Mann im weißen Overall. Der Kerl
hatte die Brille nach oben geschoben und den Mundschutz abgenommen. Aus dem
pickligen Gesicht konnte man Besorgnis ablesen. Maartens versuchte, seine
Gedanken zu ordnen. Es war so viel auf einmal passiert, dass in seinem Kopf ein
Erinnerungschaos herrschte. Jemand hatte ihn von hinten geschubst, ein anderer
ihn von vorn. Er war zu Boden gestürzt. Ein heftiger Schmerz am Hinterkopf und
dann waren bei ihm die Lichter ausgegangen.
    „‘s
geht schon. Was ist los? Wo ist Bloemberg?“, murmelte er, kniff die Augen
zusammen und öffnete sie wieder. Sein Blick blieb leicht verschwommen.
    „Es
brennt im Kühlraum. Wir haben die Feuerwehr gerufen. Der Inspecteur ist eben
reingelaufen und wollte sich das selbst anschauen. Ist aber schon zehn Minuten
da drin jetzt.“
    „Zehn
Minuten? Wie lange war ich denn weg?“
    „Ähm
… zehn Minuten, schätze ich.“
    „Wie
schlimm ist der Brand?“
    Der
junge Mann im Ganzkörperanzug ließ ein weiteres lang gezogenes „Ähm“ vernehmen,
dann folgte ein Schweigen. Halb fragend,

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