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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Päckchen,
das zwischen ihnen auf der Tischplatte lag. Eine einzelne Träne rollte die
rechte Wange hinab.
    „Wir
haben …“, begann Hadosh und in seiner Stimme schwang tiefer Groll, sodass er
den Satz erneut beginnen musste.
    „Wir
haben die Pest in unsere Familie gelassen und wurden dafür bestraft. Fatmanour
will es noch immer nicht wahrhaben, aber es gibt keinen Zweifel daran, dass
Namir uns hintergangen hat. Nachdem ich das in seinen persönlichen Sachen
gefunden habe, gibt es keinen Zweifel mehr für mich.“
    „Könnte
es nicht sein, dass jemand ihrem Sohn diese Dinge untergeschoben hat?“,
versuchte Bloemberg abzuwägen, aber Hadosh ließ sich in seiner Position nicht
erweichen.
    „Namir
ist nicht mein Sohn. Ich glaubte einige Jahre, dass er es sei, jetzt jedoch ist
er für mich nicht mehr als ein Straßenköter, bei dem ich den Fehler machte, ihn
in meine Obhut zu nehmen. Ob ihm irgendwer diese Dinge untergeschoben hat,
spielt doch wohl kaum eine Rolle. Sie sind hier, das ist bereits zu viel.“
    „Ganz
im Ernst, Herr Hadosh. Ich verstehe Ihren Zorn ...“
    „Gar
nichts verstehen Sie!“, fuhr Hadosh ihm ins Wort, aber Bloemberg konterte
sofort.
    „Verdomme!
Nasridim Hadosh, ich mache Sie nachdrücklich darauf aufmerksam, dass in Ihrem
Lagerhaus ein Mensch ermordet, ein Feuer gelegt und ein ermittelnder Beamter
beinahe getötet wurde.“ Langsam platzte ihm der Kragen. Er war der leitende
Ermittler und allein der Respekt vor seiner beruflichen Position verbot es, ihm
ständig über den Mund zu fahren. Namir Hadosh war in diesem
Fleischereilagerhaus umgebracht worden, getötet auf eine grausame Art und
Weise. Es gab einen Mörder, der frei herumlief, und Bloemberg war die
Verantwortung übertragen worden, diesen Mörder zu fassen. Es spielte zunächst
einmal keine Rolle, wie die weiteren Hintergründe zu diesem Fall aussahen.
    „Ich
bin nicht hier, um in Ihrem Familienleben herumzustochern. Ich bin nicht da, um
zu beurteilen, was es mit dem Pulver in diesem Beutel auf sich hat. Ich werde
nicht vom Steuerzahler dafür bezahlt, mir Ihre Schimpftiraden über einen
getöteten 23-Jährigen anzuhören. Ich bin hier, um einen Mord aufzuklären und
ich rate Ihnen, mir alle Informationen zukommen zu lassen, damit ich diese
Ermittlungen zu einem erfolgreichen Ende führen kann.“
    Hadosh
schaute Kees an. Sein Blick blieb ausdruckslos, aber seine Augen wirkten
gequält. Er schien innerlich hin- und hergerissen zu sein.
    „Ich
habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß“, sagte er schließlich. „Es gibt für mich
nichts mehr zu sagen. Wenn wir hier fertig wären, könnte ich zurück an die
Arbeit gehen und mich darum kümmern, dass mein Lebenswerk nicht kampflos in die
Brüche geht.“
    „Nun
gut“, erwiderte Kees, verstaute die bislang niedergeschriebenen Notizen, einige
weitere leere Zettel und den Stift, dann stand er auf und wandte sich zum
Gehen. „Nur eine Sache noch“, sagte er unvermittelt, als wäre ihm gerade etwas
eingefallen und er drehte sich gleich wieder um.
    „Die
Adresse von Karim Abusif wüsste ich gerne.“
    Nasridim
Hadosh warf ihm einen düsteren Blick zu.
    „Ich
sagte Ihnen doch, Karim hat damit nichts zu tun“, murmelte er und schob leise
hinterher: „Was soll’s. Sie geben sowieso keine Ruhe.“
    Er
überlegte kurz, schrieb die Anschrift auf und reichte sie dem Inspecteur, dann
begleitete er Bloemberg zum Ausgang. Die beiden Männer wechselten kein Wort
mehr miteinander. Auch nicht als Kees sich vor der Tür noch einmal herumdrehte
und sich zu verabschieden gedachte, denn Hadosh hatte die Foyertür gepackt,
schlug sie zu und verschwand danach sofort in den Tiefen des Gebäudes.
    Das
Wetter war nicht besser geworden. Es regnete noch immer ohne Pause und Hoffnung
auf baldige Besserung. Kees rannte zu seinem Dienstwagen. Die Sonne würde er
heute vermutlich nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Zurück
im Auto griff er nach dem erst vor wenigen Monaten installierten Politie-Communicatie-Systeem ,
kurz PCS, das in der Mittelkonsole montiert war und mit dem er nicht wirklich
gut zurechtkam.
    Das
Ministerium hatte vor wenigen Jahren damit begonnen, die alten zuverlässigen
Funkgeräte gegen diese hochmodernen Kommunikationssysteme auszutauschen. Nach
anfänglichen Schwierigkeiten arbeiteten die Geräte zwar mittlerweile zuverlässig
und abhörsicher, konnten überdies über eine Dockingstation mit einem Laptop
oder einem Smartphone verbunden werden, um eine sichere Datenübertragung

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