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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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zu
gewährleisten. Dafür hatte sich die Anzahl der Knöpfe und Tasten an dem Gerät
derart vervielfacht, dass es immer unübersichtlicher wurde.
    Kees
hatte die einfache Polizeifunktechnik gemocht. Sie war einfach und effizient
gewesen. Zwar war er nicht der Älteste, aber mit neuen technischen Spielereien
hatte er nie etwas am Hut gehabt. Er war froh, wenn die Geräte das taten, wozu
sie da waren, ohne zusätzlich irgendwelche Sonderfunktionen zu bieten, die er
aufrufen konnte und nicht verstand oder die er versehentlich aufrief und
ebenfalls nicht verstand oder die er gar nicht aufgerufen hatte, die aber dennoch
plötzlich ihren Dienst verrichteten. Der Polizeifunk jedenfalls hatte seinen
Dienst immer zu Bloembergs voller Zufriedenheit getan, trotzdem war auch sein
Dienstwagen schließlich an der Reihe gewesen. Das neue Politie-Communicatie-Systeem arbeitete zwar auch einwandfrei, aber Bloemberg benötigte immer wieder aufs
Neue eine Weile, bis er die richtigen Knöpfe gedrückt hatte, um eine direkte
Durchleitung zum Polizeirevier Rotterdam-Noord herzustellen. Schon zu oft war
er versehentlich mit dem örtlichen Krankenhaus, der Flughafensicherheit oder
der Feuerwehrleitstelle verbunden worden. Regelmäßige kleine peinliche
Zwischenfälle, die er gerne vermieden hätte.
    Der
Regen trommelte beständig auf das Wagendach, während Kees auf die Annahme
seiner Anfrage wartete. Nach wenigen Sekunden hatte er Helene in der Leitung,
eine neue Telefonistin des nördlichen Polizeireviers. Sie war eine junge Frau
mit glattem blondem Haar, von schmaler fast magerer Statur und ruhigem Wesen.
Ihre Stimme klang sympathisch, für die Arbeit bei der Polizei war sie,
zumindest für seinen Geschmack jedoch, noch häufig zu unsicher und
verschüchtert.
    „Hier
Inspecteur Kees Bloemberg, stellen Sie mich zu Hoofdcommissaris Van Houden
durch.“
    „Ah
… oh … Inspecteur …Ich … Ich bin mir nicht sicher, ob das geht, Inspecteur. Der
Hoofdcommissaris ist im Augenblick in einer wichtigen Besprechung“, entgegnete
Helene, ihre Stimme war klar, aber so leise, dass Bloemberg angestrengt zuhören
musste. Er kannte Van Houdens standardisierte Abwimmeltaktik und den immer
gleichen Grund. Er hatte ihn als junger Polizist zu häufig gehört, als dass er
sich davon noch immer aufhalten ließ. Vor allem nicht, wenn es um einen Mord
und dessen Aufklärung ging.
    „Hören
Sie zu, Helene. Es ist wichtig. Sagen Sie ihm, dass es um die Sache im Kühlhaus
am Wilhelmina-Pier geht.“
    „Jetzt?“,
fragte Helene unsicher und entlockte Kees damit ein
genervtes Seufzen. Diese Frage konnte nur jemand stellen, der noch nicht sehr
lange bei der Polizei arbeitete.
    „Nein,
Übermorgen um Viertel nach drei, bitte … Natürlich jetzt!“, raunzte der
Inspecteur vielleicht eine Spur zu laut. Die Telefonistin erwiderte darauf erst
einmal nichts mehr. Bloemberg wusste, dass er sie verunsichert hatte. Er konnte
förmlich spüren, wie sie mit sich rang, ob sie Van Houden stören sollte oder
nicht. Mit Sicherheit keine leichte Entscheidung, vor allem, wenn man erst seit
Kurzem für den Dicken arbeitete und auf der anderen Seite von einem gereizten
Inspecteur angefahren wurde.
    „Helene?
Sind Sie noch dran? Ich wiederhole mich ungern, aber es ist wirklich wichtig.“
    „Ent
… Entschuldigung, Inspecteur.“, antwortete Helene endlich, nachdem es wieder
für Sekunden still in der Leitung geworden war. „Ich schaue, was sich machen
lässt. Bitte warten Sie einen Moment.“
    „Danke,
Helene“, sagte Bloemberg.
    Armes
Mädchen, vermutlich hältst du keine sechs Wochen bei uns durch.
    Die
Minuten verstrichen, bis das monotone Warteschleifengedudel von einem Knacken
abgelöst wurde.
    „Van
Houden“, der Hauptkommissar schnaubte seinen Namen dermaßen ungehalten in den
Hörer, dass man schnell erriet: Dieser Anruf ging ihm gehörig gegen den Strich.
Offenbar hatte Bloemberg ihn tatsächlich bei irgendeiner heiklen Angelegenheit
gestört, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
    „Ich
muss mit Ihnen sprechen, Hoofdcommissaris, nach Möglichkeit unter vier Augen
und sobald es geht“, sagte Bloemberg und sparte sich die weiteren
Begrüßungsfloskeln.
    „Ich
muss auch viel, Bloemberg. Zum Beispiel, mich um den unangekündigten Besuch
unseres Ministerpräsidenten kümmern. Machen Sie es kurz.“
    „Der
Ministerpräsident? Bei uns auf dem Revier?“
    „Spreche
ich chinesisch? Ja. Jannis Minten, unser Ministerpräsident. Es geht um eine
erste

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