Sonne, Schnee und Tote
betreibt.“
Vermutlich
war es die Summe der unpassenden Bemerkungen, die Fred in der knappen Stunde
von sich gegeben hatte, die sie mittlerweile gemeinsam verbrachten, zumindest
platzte Hauptkommissar Van Houden nach der letzten von Maartens allesamt
dämlichen Phrasen der Kragen. Er stemmte sich von seinem Schreibtisch hoch und
baute sich vor dem legere in einem der Holzstühle hängenden
Commissaris auf.
„Das
reicht, Fred Maartens! Sie bitten mich darum, Sie zu versetzen? Herzlichen
Glückwunsch, das haben Sie soeben geschafft. Soweit ich weiß, ist unsere
Ordnungsabteilung derzeit unterbesetzt. Da können Sie sofort mit Strafzettelschreiben
anfangen, wenn Ihnen das lieber ist.“
„Es
ist alles besser, als das hier“, sagte Maartens trotzig. Bloemberg hörte, wie
Fred sich unter dem Ächzen des Stuhls erhob und er hätte sich umgedreht, um zu
sehen, was im nächsten Augenblick passieren würde, hätten seine Augen nicht
kurz zuvor etwas entdeckt, das ihm bisher verborgen geblieben war und seine
Aufmerksamkeit erforderte.
„Sie
sind eine Schande für den Polizeidienst, Maartens, eine Schande“, bellte Van
Houden. „Ich weiß beim besten Willen nicht, weshalb Bert so große Stücke auf
Sie hält.“
„Das
weiß er wohl nur selber. Kann ich jetzt gehen? Ich …“
„Sagt
mal“, unterbrach Kees, „diese langen tiefen Einschnitte hier. Wie kommen die in
die Rinderhälften, wenn es sie vor dem Feuer im Kühlraum noch nicht gegeben
hat?“
„Welche
Einschnitte?“, fragte Van Houden.
„Interessiert
mich absolut nicht, Sonnenblümchen“, sagte Fred.
Van
Houden wandte sich von Commissaris Maartens ab und näherte sich dem Whiteboard,
bis er endlich neben Bloemberg stand.
„Diese
Einschnitte meine ich.“
Kees
zeigte auf zwei Bereiche des Bildes auf denen deutlich zu sehen war, dass das
Fleisch der Schlachttierhälften auseinanderklaffte. Dann deutete auf die
gleiche Stelle auf dem Foto, das die Szene vor dem Brand zeigte.
„Hier
ist alles unversehrt.“
„Hm“,
machte Van Houden.
„Kann
man das jetzt noch irgendwie nachvollziehen?“, fragte Bloemberg.
„Soweit
ich weiß, war der Gutachter von der Versicherung gestern Abend noch in der
Lagerhalle, kurz nach der unschönen Geschichte mit dem Toten im Kühlraum
nebenan. Wenn alles normal verlaufen ist, wird wohl spätestens heute alles
ausgeräumt und entsorgt.“
„Ich
bin mir nicht sicher, aber ich finde das ungewöhnlich und hätte gerne Klarheit,
was es mit diesen Schnitten auf sich hat. Ich meine, es könnte nichts bedeuten,
aber wenn doch, wäre es sicher nicht das Schlechteste zu erfahren, was.“
Van
Houden grübelte einen Moment, dann schien er die Lösung gefunden zu haben.
„Ich
denke, ich habe genau den Richtigen für diese Aufgabe“, sagte er und musste
sich nicht einmal zu Commissaris Maartens umdrehen, damit auch der verstand,
was ihm bevorstand.
„Na
großartig. Tolle Wurst, Bloemberg. Kollegenschwein.“
„Die
Pöbeleien bringen Ihnen gar nichts, Commissaris. Inspecteur Bloemberg versucht
einen Fall zu lösen und Sie werden dabei behilflich sein, ob Sie wollen oder
nicht. Also werden Sie sich jetzt auf den Weg zum Wilhelmina-Pier machen und
überprüfen, was es mit diesen Einschnitten auf sich hat. Und ich warne Sie,
kommen Sie ja nicht ohne ein zufriedenstellendes Ergebnis zurück. Auf dem Weg
dahin ist bestimmt auch noch Zeit, damit Sie ihr elendiges Frühstück gegessen
bekommen. Das wäre alles.“
Maartens
schnaufte verärgert, gab aber keinen Ton mehr von sich, bis er die Bürotür
hinter sich hatte zufallen lassen. Durch die dünne Rigipswand hörte man ihn
dann jedoch umso lauter fluchend durch den Flur verschwinden. Als er sicher
war, dass Maartens fort war, entspannte sich Nicolas van Houden etwas.
„Der
wird eine Menge Spaß haben, wenn er erfährt, wohin der Abfall mittlerweile
transportiert wurde, wenn er wirklich bereits abtransportiert worden ist“, gab
er nach einer Minute des Schweigens von sich und ergänzte etwas, das Bloemberg
staunen ließ.
„Was
auch immer er herausfindet. Er wird uns nicht viel Neues erzählen, wenn er
zurückkehrt. Hadosh hat mir gestern selbst von diesen Einschnitten erzählt.
Auch ihm sind sie bei der Begutachtung des Brandschadens an seinem teuren
argentinischen Rinderhälften aufgefallen. Und, halt dich fest Bloemberg, er hat
darin einen weiteren Beutel mit weißem Pulver gefunden. Mittlerweile hat Hadosh
tatsächlich die Vermutung, dass sein Lagerhaus in großem
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