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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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welchem Winkel die Nägel zu
setzen waren. Um nun die Frage des Commissaris zufriedenstellend zu beantworten
und natürlich um sicherzugehen ob unsere erste Einschätzung anhand von
Röntgenuntersuchungen bestätigt werden konnten, haben wir eine innere Körperbeschau
durchgeführt. Das Ergebnis ist genauso beunruhigend wie überraschend und leider
kann ich ihnen für diesen Sachverhalt derzeit noch keine abschließenden Fakten
präsentieren. Die genauen Untersuchungen dauern noch an. Ich kann ihnen
lediglich bereits sagen, was wir vorgefunden und was uns sehr irritiert hat.
Erwartungsgemäß wurde unsere Vermutung der Unversehrtheit von Herz und Lunge
bestätigt, dafür haben wir weitgehend zerstörte Bereiche des
Magen-Darm-Traktes, der Speiseröhre und aller umliegenden Organe entdeckt. Es
handelt sich allerdings nicht, wie man vermuten könnte um Stichverletzungen
durch die Nägel. Einiges deutet vielmehr derzeit auf Folgendes hin ...“
    Houlsten
unterbrach seinen Vortrag, sammelte die Mappe auf, griff sich ein weiteres vergrößertes
Bild und hielt es in die Runde. Kees schaute ungläubig auf das, was
zweifelsfrei einmal ein Mensch gewesen sein musste.
    „Die
erwähnten Organe wurden nicht von außen geschädigt, sondern von innen“,
erläuterte Houlsten und zeigte auf mehrere Punkte des Bildes. „Und alle Befunde
weisen darauf hin, dass dies durch eine starke Verbrennung geschehen ist.“
    „Wollen
Sie damit sagen, dass er noch nicht tot war, bevor er Feuer gefangen hat?“
    „Nein,
er war bereits tot, als er die äußeren Verbrennungen erlitten hat, aber etwas
hat vorher sein Inneres verbrannt, und zwar in einer beispiellosen,
irreparablen Intensität. Solch starke innere Verbrennungen habe ich in meinem
gesamten Medizinerleben noch nicht gesehen. Außerdem fanden sich Rückstände der
Chemikalie, die die Spurensicherung bereits in dem – sogenannten - Schneeball
gefunden hat, inklusive deutlicher Spuren von Kokain überall an den verbrannten
Stellen. Die genauen Ursachen müssen wir natürlich noch untersuchen und es ist
reine Spekulation, jetzt zu behaupten, die Substanzen seien identisch, was
bedeuten würde, jemand hätte ihn gezwungen, etwas davon zu sich zu nehmen. Die
gesicherte Feststellung daraus ist derzeit lediglich, dass der Grund für Namir
Hadoshs Tod mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hier liegen könnte, ganz
sicher jedoch in einem Zusammenwirken aller bislang ermittelten Faktoren. Ganz
sicher ist zu diesem Zeitpunkt, der junge Mann hat Höllenqualen erlitten, bevor
sein Herz aufhörte zu schlagen.“
    Damit
endete Doktor Houlstens Vortrag und der Gerichtsmediziner schaute erneut auf
die Uhr, nachdem er das Bild zurück in die Mappe gesteckt und diese auf Van
Houdens Schreibtisch gelegt hatte.
    „Wenn
Sie noch weitere Fragen haben, im Vorbericht stehen einige zusätzliche
Anmerkungen. Sobald wir die endgültigen Befunde haben, werden wir Sie
informieren. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich lass meine Kollegen
ungerne länger warten als unbedingt notwendig.“
    Er
warf Nicolas van Houden einen Blick zu und der erteilte nickenderweise seine
Zustimmung.
    „Danke,
Doktor.“
     
    ***
     
    Als
sowohl Gerichtsmediziner Maarten Houlsten als auch Rouwen Laavtend von der
Spurensicherung das Büro des Hauptkommissars verlassen hatten und sich dort nur
noch das Ermittlerduo Bloemberg/Maartens zusammen mit dem Hauptkommissar
aufhielt, seufzte Van Houden.
    „Das
wird ja immer kurioser. Innerlich verbrannt, als wäre das mit den Nägeln nicht
grausam genug. Der arme Nasridim wird …“ Er stockte mitten im Satz, als er
bemerkte mit welchem Blick der Inspecteur ihn ansah. Kees Bloemberg musste den
Mund gar nicht aufmachen, damit der Hoofdcommissaris verstand, was ihn derzeit
mehr beschäftigte, als die Sorge um Nasridim Hadosh. Van Houden atmete hörbar
aus, lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und senkte den Blick.
    „Die
Sache ist … kompliziert, Bloemberg.“
    „Je
komplizierter, desto wichtiger, dass Sie bei uns ein paar Wissenslücken
füllen“, erwiderte Kees trocken, stand auf und näherte sich dem Whiteboard mit
den Tatortfotos.
    „Also
bei mir brauchen keine Lücken gefüllt werden, soviel steht fest. War letzte
Woche erst beim Zahnarzt“, flachste Fred, wurde aber von den beiden anderen
einfach ignoriert.
    „Der
Junge hatte schwer was auf dem Kerbholz. Vor zehn Jahren habe ich ihn während
eines Einsatzes in Feyenoord aufgegriffen. Das war damals eine

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