Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
beruhigen.“
    „So,
so.“
    „Ja,
und das ist immer noch nicht alles. Ich habe das in den letzten Jahren unter
meiner Führung häufiger bemerkt, und konnte es geradeso in Zaum halten. Je mehr
Freiheiten man Bloemberg lässt, desto mehr verliert er den Respekt und hält die
Befehle eines Vorgesetzten plötzlich nicht mehr … nun, wie sagt man … für
verbindlich. Er hat sich ohne Zweifel in seinen Jahren bei der Polizei gemacht,
kann seine Vergangenheit trotzdem nicht leugnen. Es bricht immer wieder aus ihm heraus, diese Ellenbogenmentalität und der Egoismus.
Außerdem …“
    „Mal
ehrlich, Maartens“, unterbrach Van Houden, „finden Sie nicht, dass das etwas
übertrieben ist? Das klingt unerhört und so kenne ich Bloemberg eigentlich
überhaupt nicht.“
    Der
Einwand gab Fred klar das Zeichen, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Er
war an einem Punkt angelangt, an dem er Gefahr lief, unglaubwürdig zu wirken.
Und da er derzeit bei Van Houden ohnehin kein allzu rosiges Standing hatte, war
Vorsicht geboten. Nichtsdestotrotz wagte er sich noch einen Schritt weiter auf
das sprichwörtliche Drahtseil, auf dem er balancierte.
    „Ich
kann nur für mich sprechen, Hoofdcommissaris. Ich arbeite seit fünf Jahren
permanent mit ihm zusammen und kann nur dazu raten, aufzupassen. Er ist
beileibe nicht der hoffnungsvolle Spross, der den Vorgesetzten bedingungslos
respektiert. Und wenn er die Chance sieht, jemandem einen Strick zu drehen,
dann nutzt er Sie. Bloemberg ist nur sich selbst der Nächste. Deshalb ist auch
seine Ehe in die Brüche gegangen, nur mal so nebenbei.“
    „Genug,
genug. Klingt fast so, als müsste man sich in Acht nehmen.“
    „Nun
also, so könnte man es sagen, ja.“
    „In
Ordnung. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Commissaris, ist sicher nicht
leicht, Derartiges über den Ermittlungspartner loszuwerden.“
    „Ja,
es ist tatsächlich nicht so einfach, die richtigen Worte zu finden und ich habe
ernsthaft überlegt, ob ich Ihnen das alles erzählen soll, denn eigentlich
gehört sich das nicht.“
    „Blödsinn,
Maartens. Sie haben nichts falsch gemacht. Ich werde Bloemberg im Auge
behalten. Möglich, dass ich zeitnah intervenieren muss, sollten sich Ihre
Schilderungen bewahrheiten. Auf diesem Revier ist kein Platz für Egoisten. In
der Zwischenzeit können Sie sich darum kümmern, die Fahndung nach Karim Abusif
in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich denke, Ihre Mitarbeit an diesem Fall ist
absolut notwendig. Sie verstehen das sicher. Also, frisch ans Werk.“
    „Und
meine Mittagspause?“
    Anstelle
einer Antwort schürzte Van Houden lediglich die Lippen und kratzte sich am
Kopf.
    „In
Ordnung, ich habe verstanden. Nun. Also dann werde ich mich mal an die Arbeit
machen.“
    Der
Commissaris verließ Van Houdens Büro und grinste in sich hinein. Für sein
Empfinden hatte er alles richtig gemacht. Wenn der Hauptkommissar ihm auch nur
einen Funken von dem Quatsch abkaufte, den er eben zum Besten gegeben hatte,
war Bloembergs Ansehen bei Van Houden gesunken. Idealerweise würde sich der
Inspecteur zeitnah weitere Verfehlungen leisten und Van Houden in dem Gedanken
bestärken, Fred Maartens zurück in die Position des Ermittlungsleiters zu
befördern.
    Dieses
Gespräch hatte sich unverhofft ergeben und war ein Glücksfall gewesen, aber
Maartens hatte noch einen weiteren Joker in der Hand und er würde nicht zögern,
ihn auszuspielen. Sonnenblümchen würde noch erleben, wie eisig der Gegenwind
plötzlich pfeifen konnte, wenn man das Ruder in die Hand gedrückt bekam.
Erfolge bargen die größten Gefahren. Das war ein Naturgesetz und quasi in Stein
gemeißelt. Es gab immer und überall jemanden, der nicht müde wurde, den Ast des
Erfolges, auf dem man gerade saß, anzusägen und sei es auch nur aus Missgunst.
    Maartens
zumindest sägte aus voller Überzeugung an Bloembergs Ast und es wäre nur eine
Frage der Zeit, bis der aufstrebende Inspecteur zurück auf den Boden der
Tatsachen krachte.

Kapitel 9
     
     
    13:49 Veersemeer
    Die
Zeiger von Bloembergs Armbanduhr schritten auf die vierzehnte Stunde des Tages
zu, als Bert das Segel aus dem Wind nahm und sie an Fahrt verloren. Schließlich
schaukelte das Boot nur noch auf dem Wasser. Eine Schar schwarze Möwen, die in
dieser Gegend äußerst selten vorkamen, zog kreischend vorbei, als sich der
Hafenmeister in seiner Sitznische am Heck zurücklehnte, die Arme ausstreckte
und in einem unterdrückten Gähnen die Schönheit des Wetters lobte. Kees

Weitere Kostenlose Bücher