Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
… Ich denke …“
    „Keine
Sorge, Surveillant Ronald Rudjard, von mir erfährt keiner ein Sterbenswörtchen.
Nun, abtreten und ab zum Duschen.“
    „Danke,
Commissaris.“
    Der
Surveillant eilte zur Tür und Fred Maartens musste ihm hinterherrufen, dass er
sich keinen großen Gefallen tat, wenn er das Polizeirevier durch den
Haupteingang betrat.
    „Hinten
beim Fuhrpark gibt es einen Nebeneingang, von da sind es keine zwanzig Meter
bis zu den Duschen. Ich schlage vor, du nimmst den Weg.“
    Der
Surveillant nickte, fiel in einen unruhigen Joggingschritt und war kurz darauf
hinter der nächsten Gebäudeecke verschwunden.
    Fred
lachte. Das Bild von dem Blondschopf, wie er - halb würgend, halb das
Gleichgewicht verlierend - auf der Leiter herumwankte, bis er mit der
urkomischen Verrenkung aller Gliedmaßen der Länge nach in den Container voller
Tierkadaver fiel, würde Maartens sobald nicht aus dem Kopf bekommen. Den
Gestank, den der Surveillant danach ausgestrahlt hatte, zwar auch nicht, denn
Lüftung und heruntergekurbelter Autofenster zum Trotz war der Rückweg eine
Tortur für Maartens Nase gewesen. Gelohnt hatte sich dieser ganze Ausflug zum
Wilhelmina-Pier trotzdem. Seine Laune war jetzt um Welten besser, als sie heute
Vormittag gewesen war, als er hier vom Hof gefahren war. Dass er kein
vorzeigbares Ergebnis für den Hauptkommissar hatte, störte ihn nur wenig. Was
erwartete der Dicke auch, den Fund des entscheidenden Hinweises? Wohl kaum.
    Fred
betrat das Gebäude und warf einen flüchtigen Blick auf die Wanduhr im Foyer.
Pünktlich zur Mittagspause war er zurück. Das nannte man wohl, perfektes
Timing. Lässig schob er die Hände in die Hosentaschen und schlenderte in
Richtung Büro.
    Er
war beinahe in seinem Flur angekommen, da lief er unglücklicherweise dem
einzigen Menschen in die Arme, den er derzeit nicht sehen wollte, Nicolas van
Houden.
    „Commissaris
Maartens, Sie sind zurück. Das trifft sich gut. Ich wollte ohnehin mit Ihnen
reden.“
    „Jetzt?
Ich habe gerade Mittagspause.“
    Fred
deutete auf seine nicht vorhandene Armbanduhr, hoffte aber vergeblich darauf,
dass Van Houden ihn von der Angel ließe.
    „Die
können Sie später nachholen oder mit den Fehlstunden von gestern verrechnen.
Sie haben sich eine Stunde zu früh abgemeldet.“
    Automatisch
fragte sich Fred Maartens, woher der Dicke das schon wieder wusste, dann jedoch
kam ihm der Gedanke, dass der Vorgesetzte ihn ohnehin auf dem Kieker hatte und
vermutlich keine Gelegenheit ausließ, um Freds Verfehlungen zu dokumentieren.
    „Ich
fühlte mich nicht gut. Dachte, ich hätte mir was eingefangen“, erklärte
Maartens und schob, um die Aufmerksamkeit woanders hinzulenken, sofort
hinterher. „Worum geht es denn?“
    „Was
glauben Sie wohl? Kommen Sie bitte mit. Ich rede nicht gerne zwischen Tür und
Angel.“
    Van
Houden schob sich an Fred vorbei. Dieser war geneigt zu glauben, die letzte
Frage des Vorgesetzten sei eine Fangfrage gewesen und bevorzugte es, nicht
darauf zu antworten. Er beschränkte sich daher darauf, dem Dicken in dessen
Büro im Erdgeschoss zu folgen.
    Um
das weitläufige Zimmer des Vorgesetzten hatte er diesen seit jeher beneidet. Um
dessen Hang zur Ordnung und dem Festhalten an alten, längst überholten Kommunikationsinstrumenten dagegen weniger. Diese Marotte erinnerte
Maartens geradezu erschreckend an Kees Bloemberg, den Computerlegastheniker,
der nicht einmal in der Lage schien, eine Suchanfrage im Internet zu starten,
ohne dabei direkt einen Kurzschluss im ganzen Telefonsystem heraufzubeschwören.
    Und
es gab noch eine augenfällige Gemeinsamkeit. So hatte der Hauptkommissar die
Angewohnheit, Bilder und diverse Auszeichnungen in schlichten Holzrahmen an die
letzten freien Stellen der Wände zu hängen.
    Zwar
hatte sich Bloemberg damit begnügt, in seinem Büro ein Bild und sein
Abschlusszeugnis aufzuhängen, während Van Houdens Wände gepflastert waren mit
zahlreichen Urkunden, Bildern seiner Frau, seines Haustieres (einem mindestens
100 Jahre alten Beagle) und Fotografien des Hauptkommissars beim Händeschütteln
mit regional und überregional bekannten Persönlichkeiten. Im Kern war es dennoch
der gleiche Hang zur Präsentation der erlebten Erfolge.
    Gewissermaßen
glich dieses plakative Darlegen des eigenen Lebens dem Gebaren von Menschen,
die der Weltöffentlichkeit in sozialen Netzwerken ihr Leben präsentierten, mit
dem Unterschied, dass es hier im richtigen Leben in halböffentlichen
Räumlichkeiten

Weitere Kostenlose Bücher