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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Bier mit drei schnellen Zügen und
griff sich ein weiteres.
    „Ah,
das is‘ gut. Ehrlich gut.“
    Er
lehnte sich zurück und schien den Moment zu genießen, dann jedoch wurde er
plötzlich sehr ernst.
    „Die
Vergangenheit lässt einen nich‘ los, Kees“, sagte er und ächzte. „Es kommen
Zeiten, da holt einen alles wieder ein. Diese Geschichte mit Namir und Imar war
von vornherein zum Scheitern verurteilt.“
    Bloemberg
stutzte.
    „Wieso?“
    „Es
is‘ kompliziert. Und ich weiß nich‘, ob ich dir alles erzählen darf, was ich
weiß.“
    „Ich
will dich ja nicht unter Druck setzen, Bert, aber ich bin hier im Zuge einer
Mordermittlung. Ich hoffe, dass du das nicht vergessen hast“, gab Kees zu
bedenken.
    „Ich
hab’s nich‘ vergessen. Bin zwar alt, aber hier oben
funktioniert alles noch ganz wunderbar. Und ich sag dir noch was. Wenn du in
der Sache zu tief gräbst, stichst du in en Wespennest.“
    Die
Warnung war unmissverständlich, passend dazu verdüsterten sich Berts
Gesichtszüge. Kees jedoch war nicht hergekommen, um sich anzuhören, dass er
lieber die Finger von der Geschichte ließ. Sein Job war es, Straftäter
aufzuspüren und den Armen der Gerechtigkeit zuzuführen. Da blieb kein Spielraum
für eigene Belange.
    „Ich
habe ein dickes Fell. Ein paar Stiche können mich nicht aufhalten.“
    „Witzig,
sehr witzig. Von mir hast du die dämliche Einstellung sicher nicht gelernt.“
    Der
Kommentar war abfällig und Bert machte nicht einmal einen Hehl daraus.
Bloemberg setzte die Flasche an und nahm einen großen Schluck. Bert bedeutete
ihm viel, aber die Art und Weise, wie er gerade mit ihm redete, gefiel ihm
nicht.
    Kees
war seit einer halben Ewigkeit kein sechzehnjähriger, naiver Drogenjunkie mehr,
den man für dumm verkaufen konnte, entsprechend verschnupft fiel seine Reaktion
aus.
    „Nein,
richtig. Von dir habe ich gelernt, dass man für das, woran man glaubt, kämpfen
und sich einsetzen muss. Ich leite diesen Fall und ich glaube daran, dass ein
Mörder gefasst werden muss, der einen jungen Mann zu Tode gefoltert hat.“
    „Du
leitest den Fall? Ich dachte, ich hätte mich am Telefon vorhin verhört. Was is‘
mit Fred Maartens? Nein, nein, nein. Sag mir nicht, dass Van Houden dich darauf
angesetzt hat.“
    Zur
Antwort neigte Kees nur leicht den Kopf. Bert entfuhr ein heftiger Fluch, der
weit übers Wasser hallte. Als er seinen Zorn wieder eingefangen hatte, beugte
er sich nach vorn.
    „Hör
mir jetzt‘ genau zu, Kees. Ich hab mit keinem seit damals über diese Sachen
gesprochen. Van Houden hat mir versprochen, dass ich nix mehr damit zu tun
haben werde. Er hat mir sein Ehrenwort gegeben, dass alles ohne Probleme funktionieren würd‘. Ich hab‘ damals schon geahnt, dass es
irgendwann doch schief geht.“
    „Kannst
du bitte zum Punkt kommen?“
    Bert
schaute ihn an. Er wirkte unruhig. Die Hand, in der er die Bierflasche hielt,
zitterte. Sein Blick blieb vielsagend.
    „Die
Sache is‘ wie ’n Eisberg, Kees“, mahnte er erneut. „Was du siehst, is‘ nur die
Spitze. Und wenn du nicht aufpasst, zerschellst du dran, wie die Titanic.“
    Es
waren beinahe theatralische Worte und Bloemberg hatte in all den Jahren, die er
bei Bert verbracht hatte, nie mitbekommen, dass der Hafenmeister einen Hang zur
Melodramatik besessen hatte. Das alles wirkte seltsam, beinahe völlig
befremdlich und wurde für Kees erst nachvollziehbarer, als Van Helig endlich
mit der Schilderung dessen begann, was damals geschehen war und ihn noch heute
in Unruhe versetzte.
     
    ***
     
    Januar
2002
    „Ich
habe alles getan, Nicolas“, brachte Bert zwischen intensiven Kaubemühungen
hervor und wedelte gleichzeitig mit Gabel und Messer durch die Luft.
    „Es
geht nicht mehr. Man bekommt nicht beide in den Griff. Imar treibt sich rum, wo
er will. Hab‘ ihn in den letzten Tagen nicht mehr gesehen. Und Namir hält
dicht. Der Junge weiß was, aber er sagt nichts.“
    Nicolas
van Houden schüttelte den Kopf. Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich
ausmalen zu können, wie er Berts Wörter aufnahm. Schließlich stand der
frischgebackene Leiter des nördlichen Polizeireviers in dieser Sache voll in
der Verantwortung.
    „Nur
noch ein paar Tage, Bert. Ich habe jemanden gefunden, bei dem die beiden
bleiben können.“
    Bert
schaute fragend von seinem Teller auf. Seit einer Stunde saßen die beiden alten
Freunde gemeinsam in einem Pfannkuchenladen an der Ecke Mooserstraat.
    „Wen?“
    Van
Houden

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