Sonne, Schnee und Tote
geschah. Fred, und da war er fest überzeugt von, wäre nie auf
die Idee gekommen, irgendwelche privaten Dinge an die Wand zu pinnen und das
lag ausdrücklich nicht daran, dass es kaum etwas gab, mit dem er sich hätte
brüsten können.
„Setzen
Sie sich bitte.“
Van
Houden deutete auf einen der Stühle, die nach dem Meeting vom Morgen noch nicht
wieder entfernt worden waren. Der Hauptkommissar selbst ließ sich hinter dem
Schreibtisch in seinen Ledersessel sinken. Die Sitzgelegenheit protestierte
knarrend und erfolglos.
Fred
zog den Stuhl heran, der ihm am bequemsten deuchte, und setzte sich ebenfalls.
„Was
denken Sie, Fred?“
„Denken
worüber? Wenn Sie die Sache mit den Rinderhälften und den Einschnitten meinen
dann …“
Van
Houden hob die Hand und wischte damit Einhalt gebietend durch die Luft.
„Ach,
die Sache lassen wir mal außen vor. Sie wissen so gut wie ich, weshalb ich
Ihnen diesen Befehl erteilen musste. Nein, ich meine: wie macht sich Bloemberg
in seiner Aufgabe?“
„Oh,
ach das meinen Sie. Nun, also … gute Frage.“
Fred
zögerte mit einer Antwort, nicht etwa weil er keinen eindeutigen Standpunkt in
dieser Sache vertrat, sondern weil er dem Plauderton des Dicken nicht über den
Weg traute. War das ein Test? Doch der schien erraten zu haben, was Fred dachte
und beeilte sich zu beschwichtigen.
„Los
doch, Maartens. Erzählen Sie mir, was Sie denken. Sie haben sich immer noch
nicht mit der Zurücksetzung hinter Bloemberg abgefunden, das ist nicht schwer
zu durchschauen. Ich möchte gerne Ihre persönliche Meinung hören, Ihre erste
Einschätzung, wie sich der Junge macht.“
„Darf
ich ganz offen sein?“
„Na,
hören Sie mal, Maartens, ich bitte sogar darum. Wo sonst, wenn nicht im
Angesicht der Polizei, kann man offen reden?“
Oh,
da gibt es sicher wesentlich bessere Möglichkeiten , dachte Fred, aber er legte es nicht
darauf an, eine Diskussion darüber vom Zaun zu brechen. Seine bisherige
Blockadetaktik hatte zu nichts geführt. Jetzt gab Van Houden ihm die Chance,
sich zu äußern und vielleicht hörte ihm der Hauptkommissar ja tatsächlich zu.
Fred war entschlossen und er hatte eine sehr genaue Idee, was er zu sagen
musste
„Bloemberg
packt das nicht“, warf er in den Raum, als sei es ein offenes Geheimnis und hob
doch zu einer Erklärung an.
„Das
liegt an der Ungewöhnlichkeit des Falles, an den fehlenden Indizien, den
verqueren Umständen und den ungeklärten Zuständigkeiten, aber das ist es nicht
allein.“
„Sondern?“
„Er
ist eigensinnig, eigenbrötlerisch, stur. Er versucht sein Ding zu machen, so
wie er es bislang immer getan hat, aber er vergisst dabei, dass er die
organisatorische Leitung in der Hand hält.
„Und
wäre es dann nicht Ihre Aufgabe, ihn dazu zu bewegen, dies zu ändern?“
„Verzeihung,
Hoofdcommissaris, aber ich bin doch kein Babysitter. Der Mann ist lange genug
im Geschäft, der müsste wissen, was es zu beachten gibt. Tut er aber nicht,
stattdessen spielt er sich den untergeordneten Kollegen gegenüber auf, als sei
er der Mittelpunkt der Welt, beleidigt am laufenden Band, zieht die Fähigkeiten
der Spurensicherung, der Brandermittler und natürlich auch meine in Zweifel.“
„Ist
das wirklich so?“
Selbstverständlich
stimmten Freds letzte Ausführungen nicht. Sie waren ihm einfach
herausgerutscht, weil er sich langsam in einen „Antibloemberg“-Rausch zu reden
begann. Er hielt dies nicht für verwerflich. Im Gegenteil. Er war sogar
geneigt, noch einen obendrauf zu setzen.
„Glauben
Sie mir, Hoofdcommissaris, ich würde nichts behaupten, wenn nichts Wahres daran
wäre. Gestern erst hat er mich aufs Schlimmste beschimpft. Was denken Sie,
wieso ich heute Morgen dermaßen schlecht auf Inspecteur Bloemberg zu sprechen
war?“
„Das
kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Ihr zwei wart doch immer ein gutes Team. Es hat sich doch kaum etwas geändert.“
„Nun
also, das müssen Sie mir nicht sagen. Ich habe keine Ahnung, ob er sich
krankhaft versucht zu profilieren. Ich sehe nur, dass er diesen Fall am
liebsten auf eigene Faust lösen möchte, ohne irgendwelche Hilfe. Dabei scheint
ihm jedes Mittel recht. Gucken Sie sich an, wie viele Polizeirechtlinien er
alleine gestern übertreten hat. Ich bin abends zufällig Joos Braansman über den
Weg gelaufen. Der hat geschäumt und sich dermaßen über den Inspektor und die
lasche Behandlung durch Sie aufgeregt, dass ich Mühe hatte, ihn auf offener
Straße zu
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