Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
und
Violett und mit Sicherheit nicht gesund.
    Ein
glühender Kessel, ohne Überdruckventil ,
schoss es Kees durch den Kopf.
    Die
Explosion stand unmittelbar bevor, was mit hoher Wahrscheinlichkeit Bloembergs
sofortige Suspendierung nach sich ziehen würde.
    „Nun?“
hakte Kees nach, statt den mehr als überfälligen Rückzug anzutreten. Aber das
hätte nicht zu ihm gepasst. In seinem ganzen Leben hatte er nie den Schwanz
eingezogen. Wäre dem so gewesen, hätte er es nicht bis dorthin geschafft, wo er
in diesem Augenblick stand. Er wäre nie den Fängen des gewalttätigen Vaters
entronnen, hätte sich nicht auf Rotterdams Straßen durchgesetzt und die Jahre
bei Bert van Helig, die voller Entbehrungen und Proben der eigenen Beherrschung
und Disziplin gewesen waren, überstanden.
    „Vorsicht,
Bloemberg!“, zischte Van Houden und warnte. „Passen Sie auf, was Ihnen aus
ihrem losen Mundwerk fällt!“
    „Das
beantwortet nicht meine Frage, Hoofdcommissaris“, antwortete Bloemberg
ungerührt. Er wurde gerade erst warm und wenn Van Houden nicht endlich begann,
ihm reinen Wein einzuschenken, war er gewillt - wenn nötig - noch ewig so
weiterzumachen. Er konnte sich der Vermutung nicht erwehren, dass sowohl Bert
als auch Nicolas - allein aufgrund seiner Vorgeschichte - glaubten, sie könnten
ihn behandeln, wie einen unmündigen Idioten. Und damit täuschten sich beide ganz
fürchterlich.
    „Ich
meine es ernst, todernst“, betonte Kees deshalb. „Also, noch einmal: Wie tief
sind Sie in diese Sache wirklich verwickelt?“
    Ob
es die Frage selbst, Bloembergs aufmüpfige Art oder vielleicht beides zu
gleichen Teilen war, spielte danach praktisch keine Rolle mehr. Faktisch war es
einfach zu viel für Van Houden und sein zum Choleriker neigendes Selbst.
Unvermittelt packte er Bloemberg mit beiden Händen am Kragen. Der hatte mit
allem gerechnet jedoch nicht damit.
    Und
ehe sich der Inspektor versah, wurde er mit einem Ruck nach hinten gestoßen. Er
stolperte zurück in den Flur. Van Houdens Hände krallten sich dabei fest an
Kees‘ schwarzes Polohemd und ließen nicht locker. Der Inspecteur taumelte.
    Die
Wand hinter ihm kam schnell näher, zu schnell für eine Reaktion. Mit voller
Wucht rammte der Hauptkommissar Bloemberg gegen den massiven Beton. Hätte er
sich die dünne Rigipswand des eigenen Büros ausgesucht, hätte er Kees
vermutlich ungebremst hindurchgestoßen. So jedoch stoppte die weitaus massiver
gebaute Flurbegrenzung Kees‘ Rückwärtsbewegung hart, unsanft und abrupt. Für
einen Moment blieb ihm die Luft weg. Van Houden ließ ihn los.
    Weil
auch das ganz plötzlich passierte, sackte der Inspecteur an der Wand zusammen
und fand sich vor seinem Vorgesetzten auf dem Steinboden sitzend wieder.
    „Armseliger
Sturkopf!“, fauchte Van Houden. „Ich habe Ihnen alles gesagt. Sie wissen,
welche Rolle ich bei der Adoption Namirs gespielt habe. Und ich will genauso
herausfinden, wer der Mörder des Jungen ist, den ich in die Obhut von Nasridim
Hadosh gegeben habe. Dabei spielt alles andere keine Rolle. Es geht um das, was
am Wochenende am Wilhelmina-Pier passiert ist, nicht um das, was Jahre
zurückliegt.“
    Kees
schaute hinauf. Nicolas van Houden stand vor ihm, eine Faust erhoben. Er
zitterte und schnaufte. Sekunden vergingen und der Ausdruck seiner Augen
änderte sich von Wut in Bedauern, bis er beinahe weinerlich und schwach wirkte,
was unmöglich sein konnte, denn der Hauptkommissar zeigte nie Schwäche. Er war
ein harter Knochen, der immer recht behielt, egal wie
falsch er lag und der nie einen Fehler machte oder offen zugegeben hätte.
    „Ich
bin der Letzte, der wollte, dass Namir etwas zustößt. Hörst du, Bloemberg?! Der
Letzte“, sagte er nahm die Faust herunter und bot sie dem Inspecteur helfend
an.
    Kees,
noch immer einigermaßen überrumpelt, griff danach und kam wankend zurück auf
die Füße.
    Nachdem
er wieder einigermaßen sicher stand, wog er den Kopf hin und her, griff sich an
den Nacken und den Hinterkopf. Der Aufprall hatte es in sich gehabt und nach
dem abebbenden Schock kam langsam der Schmerz.
    Er
wusste nicht recht, was er jetzt tun oder sagen sollte.
    „Sie
haben immer noch einen eisenharten Griff, Hoofdcommissaris“, murmelte Kees
mangels besserer Ideen.
    „Befürchtete
schon, Sie hätten in letzter Zeit nachgelassen.“
    Der
Kommentar sollte irgendwie flapsig und entschärfend klingen, hörte sich
allerdings weder wie das eine noch wie das andere an. Vielmehr kamen die

Weitere Kostenlose Bücher