Sonne, Sex und Meer
Fotografin oder mit einem Aufnahmegerät auf Expedition zu den venezolanischen Kopfjägern oder auf die Salomoninseln? (Sie hatte tatsächlich bei den Choco-Indianern in Panama gelebt. Ein schöner Stamm. Die Männer malen ihre herrlichen kupferfarbenen Körper bis hinauf zur Nasenmitte schwarz an. Sie hatte dort zwei Jahre lang ganz allein gelebt, hatte sich gekleidet wie die Frauen dort, in einem Rock aus Baumrinde, der nur die Lenden bedeckte, hatte sich mit den Männern eingelassen.)
Mit Sicherheit war sie schon in San Francisco gewesen, in Paris, auf Korsika, in East und West Village, im Ostteil von Manhattan, im Williamstown Museum, hatte Berge erstiegen, war mit Booten gesegelt, hatte Drogen genommen. Max verstand. Sie hatte nicht nur Freunde, die auch seine Freunde waren, sondern hatte mit Männern gelebt und sie geliebt, die seine Freunde waren und die er geliebt hatte. Vielleicht ein Künstler. Oder ein politisch Engagierter. Oder ein Bauer. Ein leidenschaftlicher Liebhaber jedenfalls. Sie konnte ihm Interessantes erzählen. Sicher eine gute, aber zwanglose Mutter. Der Typ von Leuten wie Max, durch die Orte wie Woodstock oder Provincetown ihren (verdienten) Ruf hatten. Eine aus dem Volk. An der Art, wie sie ging – nicht an der Unsichtbarkeit und nicht an dem Feuer, er konnte nicht sagen woran – aber an der Art, wie sie ging, erkannte er, dass sie zur Zeit keinen Mann hatte. Er sah, wie sie in einer der kleinen Holzhütten am Strand verschwand. Zwanglos folgte er ihr. Er ging zwischen den Hütten hinter den Geschäften hindurch, die die Touristen mit Lebensmitteln versorgten und entweder Gangstern oder richtigen Provinzlern gehörten. Er nahm sich Zeit, während er an den Hütten vorbeischlenderte, und ging dann an den Strand hinaus. Er setzte sich mit dem Rücken zum Wasser hin. Sie saß zwei Treppenabsätze höher auf einer kleinen Terrasse. Während er zuschaute, hob sie ihr Hemd auf der einen Seite bis zum Hals hoch und nahm ein drei Monate altes Baby aus der hölzernen Wiege neben sich, hielt es (Mädchen oder Junge?) an die Brust und nährte es. »Ah, das erklärt alles«, denn Max hatte nicht begriffen, warum ihre Brüste so prall waren. In ihrem Alter – sieben- oder achtundzwanzig – ist ihre obere Rundung nicht nach außen gewölbt. Sie tritt nur unter dem Einfluss starker sexueller Erregung wieder hervor … oder wenn die Brust mit Milch gefüllt ist. Jetzt sah er, dass sie stärker als vorher herabhingen. Die Elastizität ihrer Muskeln war wie die bei Katzen – sie waren locker und, wenn sie sich entspannte, weich wie Pudding. Sie würde nie die Körperbewegungen, die ihr Freude machten, üben müssen. Wenn sie sich bewegte, reagierten die Muskeln, die sie brauchte, wie eine Katze auf dem Sprung, die Muskeln, die sie nicht brauchte, blieben vollkommen entspannt. Max stand auf und stieg die Treppe bis zu ihrer Terrasse hinauf. Sie blieb in das Stillen des Babys versunken, als er sich auf dem Stuhl ihr gegenüber niederließ.
Töte deshalb mit dem Schwert der Weisheit den Zweifel, der aus der Unwissenheit entsteht und der in deinem Herren schlummert. Sei in Eintracht mit dir, versenke dich und erhebe dich, großer Krieger, erhebe dich.
bhagavad gita
Kapitel 7
Barbara war ganz allein. Kurz nachdem Max und Tom die Espressobar verlassen hatten, war auch sie gegangen, als sie bemerkte, wie elektrisiert Leslie und Sam waren. Sie wollte gerade hinter Tom herrufen, als sie ihn mit dem Mann und dem Hund fortgehen sah, und sie hatte Max’ Erregung von der anderen Straßenseite aus beobachtet, zunächst allerdings nicht begriffen, ja nicht einmal gesehen, welche Person ihn so verzauberte. »Scheiße.« Trübselig sah sie Max nach, als er zwischen den Holzhütten verschwand, und unwillig drehte sie sich um. Langsam schlenderte sie an den bärtigen jungen Männern mit Gitarren vorbei, die auf den Bänken vor dem Rathaus saßen, ohne auf sie zu reagieren. Dann spazierte sie unten an den Strand in der Nähe der Stadt, wo es vor Frauen nur so wimmelte, Collegemädchen, die auf Babys aufpassten, junge Frauen mit Kindern, deren Männer die Woche über in der Stadt arbeiteten. Drei hübsche Mädchen kamen auf jeden Rettungsschwimmer. Unten in der Seasend Bar saßen nicht einmal die älteren Männer, die ihr gegenüber leider keine Anstalten machten, sie anders als die liebe Tochter eines guten Freundes zu behandeln. Wieder zurück. Sie spazierte allein am unbelebten Strand entlang zum ruhigen Westende
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