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Sonne, Sex und Meer

Sonne, Sex und Meer

Titel: Sonne, Sex und Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Newman
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wunderschöne milchweiße Haut, dichte hochgestreckte Strähnen von naturrotem Haar, große grüne Augen – eine irische Claudia Cardinale, saß sie da, und ihre Beine umspannte ein enganliegendes Kleid; wie die Form einer Lyra erhoben sich aus ihren Hüften die Kurven ihrer hohen stolzen Brüste. Das Mädchen, mit dem sie sich unterhielt oder besser dem sie ruhig zuhörte, sah wie ein forscher Lou Castello aus, hatte ein billiges türkisgrünes T-Shirt an und Nietenhosen, die unten am Bein ausgebeult waren und stramm saßen und aus irgendeiner scheußlichen, glänzenden Kunstseide gemacht waren. An den Füßen trug sie eckige Männerschuhe, die für ihre Statur überraschend klein waren. Sie machte mit den Armen abgehackte, hässliche Gesten, während sie heftig auf die rothaarige Frau einsprach, deren Kopf auf einem prächtigen Hals schwebte – Ingrid Bergman in irgendeiner königlichen Rolle (warum kommen Kinovergleiche immer mehr auf? fragte Leslie sich) – oder Marlene Dietrich als Katharina die Große … Während Leslie hinsah, stand die kurze Dicke auf und ging durch eine niedrige Tür hinaus, die Leslie vorher nicht bemerkt hatte; sie führte in einen anderen Raum, in dem sie die Schatten tanzender Paare erkennen konnte. Das rothaarige Mädchen saß immer noch genauso ruhig da; gleichgültig drehte sie den Kopf herum und schaute Leslie an, die sie beobachtete.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Aber sicher, immer gefährlich leben, Honey.«
    »Ist es wirklich gefährlich?«
    »Für dich nicht, Honey, niemand wird neue Opfer vertreiben.«
    »Ich heiße Leslie.«
    »Wie entzückend«, entgegnete die Rothaarige sarkastisch.
    »Ok, wenn du mich nicht an deinem Tisch haben willst …«
    Leslie schob ihren Stuhl zurück.
    »Nein, bleib doch. Tut mir leid. Ich wollte nicht eklig sein, es liegt nur daran, dass Doris – die, die gerade da war – mich auf achtzig gebracht hat.« Sie warf Leslie ein schnelles Hochspannungslächeln zu. »Ich heiße auch Doris, mich nennen alle die Rote Doris und sie Klein Doris.«
    Leslie sah sich die Rote Doris noch einmal genau an. Aus der Nähe wirkte sie sogar noch schöner, die Haut war weiß, durchsichtig und vollkommen, nirgendwo eine dunklere Stelle bis auf die Spur einer zarten blauen Ader, fast wie ein Schatten, an der einen Seite ihres Halses. Ihre Augen waren riesengroß, leuchtend und grün, eingesäumt von unglaublich langen Wimpern, die eindeutig zu fein waren, um falsch zu sein. Die Wimpern und die Augenbrauen waren von dunklem Rot.
    »Warten auf Rock Hudson, der über den Horizont heranreitet«, dachte Leslie. »Oh, schon wieder Kino!«
    »Wie willst du es formulieren?«, die Rote unterbrach ihre Gedanken.
    »Wie bitte, was?«
    »Ich meine, wir wissen, warum du hier bist, aber wie willst du es formulieren? Wo du zum ersten Mal hierher kommst?«
    »Ich bin einfach neugierig.«
    »Wie neugierig?«
    »Sehr.«
    »Dann bleib hier. Du wirst soviel kennenlernen, wie du wünschst.«
    Bald setzten sich andere Mädchen an den Tisch. Klein Doris kam mit einem bezaubernden Geschöpf vom Tanzen zurück, dessen Wesen in all seinen Äußerungen genau dem eines 14-jährigen Norman Rockwell glich. Sie wirkte gesund und sauber gewaschen und interessierte sich leidenschaftlich für Baseball, worüber sie mit jedem und allen diskutieren wollte. Noch ein kesser Vater war dabei, sie hieß Sal. Und war noch kräftiger und ungeschlachter als Klein Doris. Sals Hände glitzerten in der Dunkelheit, ihre Finger steckten voll mit billigen klotzigen Ringen. Und noch andere. Eine Lady, Typ Bryn Mawr, Lehrerin an einem vornehmen Mädchencollege. Das kurzhaarige, stark geschminkte, geschmeidige junge Mädchen, das Leslie schon früher bemerkt hatte. Die Unterhaltung bestand aus lebhaftem Tratsch über Liebesaffären und Nicht-Liebesaffären, Tratsch über Ereignisse in der Künstlerwelt von Provincetown und über gegenseitige Bekannte überall. Alle waren sehr herzlich und fürsorglich zu Leslie und erklärten ihre Anspielungen auf Abwesende. Ein paar von den Mädchen nahmen sie beiseite und erzählten ihr vertraulich, woher sie kamen, wen sie kannten und so weiter. Die beiden kessen Väter unterschieden sich im Wesen völlig von den anderen. Sal, die Dicke, war lächerlich naiv. Mit einer Kleinmädchenstimme äußerte sie sich bewundernd über das Haar irgendeiner anderen oder bekümmerte sich tief über die Erzählung einer bösartigen Geschichte. »Nein, so etwas!« Und ihre beringten Fäuste

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