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Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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Brillanten
findet seine Schicht fortsetzen? Das wäre irgendwie unlogisch. Doch dieser
Billy sagte, er sei die ganze Nacht über gefahren. Und die Taxinummer stimmte
auch. Das Schild mit der 377 war deutlich sichtbar zwischen dem Fahrerausweis
und einem Aufkleber mit der Südstaatenflagge auf dem Armaturenbrett angebracht
...
    "Kommt
die Musik aus dem Radio oder von einer CD?" Usama fragte, weil inzwischen
schon der dritte Country-Song hintereinander lief.
    "CD",
sagte Billy. "Ich liebe Countrymusic. Die kann ich mir den ganzen Tag über
anhören … Islands in the stream, that is what we are, sail away with me to another
world", sang er leise mit. Er warf einen Blick in den Innenspiegel. Der
bärtige Riese schaute emotionslos aus dem Fenster. Ihn schien das alles nichts
anzugehen.
    "Auf
was für Musik stehen Sie so?", fragte Billy.
    "Ich
glaube nicht, dass Sie diese Art von Musik kennen", sagte Usama. "Was
gefällt Ihnen denn so an Countrymusic?"
    "Die
einfachen Melodien, die jeder mitsingen kann", sagte Billy. "Und das
Gefühl von Freiheit, das sie vermitteln ... Ich bin totaler Westernfan. Ich
glaube, es gibt keinen Western, den ich nicht gesehen habe. Ich liebe
Amerika–das alte Amerika. Wenn ich vor hundert Jahren gelebt hätte, wäre
ich mit Sicherheit dorthin ausgewandert. Figuren wie Wild Bill Hickok und
Buffalo Bill Cody finde ich faszinierend."
    "Ich
mag Amerika nicht", sagte Usama, der keinen Schimmer davon hatte, wovon
Billy sprach.
    Billy
warf ihm einen kurzen Blick zu und entschied, dass dieser Mann der falsche
Gesprächspartner für dieses Thema war. Er schien Türke oder Araber zu sein. Und
dass die nicht gut auf die Amis zu sprechen waren, wusste jeder. Er hätte
besser seine Klappe gehalten. Er versuchte zu retten, was zu retten war:
"Ich meine natürlich nicht die Politik des offiziellen Washington. Die
finde ich auch Scheiße. Was die da im Weißen Haus veranstalten, kann keiner
nachvollziehen. Was ich meine, ist die Idee und das Konzept des Landes. Wie die
Leute damals von Europa ausgewandert sind, um endlich in Freiheit leben zu
können und was sie aus diesem Land gemacht haben. Das bewundere ich."
    "Alles
Schwachsinn, dieses Gefasel von Freiheit. Amerika schert sich einen Dreck um
die Freiheit der anderen", sagte Usama. Aus seiner Stimme war jegliche
Freundlichkeit gewichen. "In Müngersdorf fahren wir auf den
Militärring", fügte er im Befehlston hinzu.
    "Können
Sie mir nicht ungefähr sagen, wo's hingeht?", sagte Billy. "Dann kann
ich mich für die Gegend schon mal einloggen. Wegen des nächsten Auftrags,
wissen Sie."
    Usama
ließ die Frage unbeantwortet. Stattdessen sagte er: "Ich hasse
Countrymusic!"
    Billy
machte die Musik aus. Im Innenspiegel begegnete er Rahmans finsterem Blick und
er begann sich unwohl zu fühlen.

 
    Jäger
vergrößerte das Foto bis das Gesicht der Frau den ganzen Bildschirm ausfüllte
und starrte es einige Sekunden sehnsuchtsvoll an. Dann rief er den Befehl
"Foto löschen" auf. Sein Zeigefinger verharrte über dem Symbol, ohne
es zu drücken. Schließlich schloss er die Anwendung und steckte das Handy ein.
    Er
klappte die Sonnenblende herunter. In dem kleinen Spiegel, sah er ein Gesicht
mit grauen Bartstoppeln und blutunterlaufenen, müden Augen. Er fuhr mit den
Händen durch seine ungekämmten Haare. Er hob einen Arm, roch an seiner
Achselhöhle und verzog angewidert die Nase. "Verdammt!", sagte er zu
dem Mann im Spiegel. "Reiß dich endlich zusammen! Sie ist weg und wird nie
wiederkommen." Er bemitleidete sich noch einen Moment, dann stieg er aus.
    Die
Unterführung war von Scheinwerfern taghell ausgeleuchtet und weiträumig
abgesperrt. Die mit weißen Schutzanzügen bekleideten Spurenermittler machten
Fotos, sicherten Fuß- und Reifenabdrücke; durchsuchten jeden Quadratmeter nach
verwertbarem Material.
    Jägers
Gesichtsausdruck hellte sich auf, als er Connies blaue Wischmoppfrisur sah.
Seine Kollegin stand etwas abseits und befragte einen kleinen, dicken Mann. Jägers
Miene verfinsterte sich wieder, als er Bode erblickte. Der kniete mit dem
Gerichtsmediziner neben dem Opfer und sah wie immer picobello aus in seinem
Maßanzug.
    Jäger
ging auf die beiden zu: "Guten Morgen, die Herren! Was haben wir
hier?"
    Der
Gerichtsmediziner blickte auf und grüßte zurück.
    Bode
ignorierte den Gruß seines älteren Kollegen, beantwortete aber dessen Frage:
"Opfer männlich, Mitte dreißig, keine Ausweispapiere dabei."
    "Todesursache
ist höchstwahrscheinlich Genickbruch,

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