Sonne über Köln (German Edition)
Usamas BMW. Er rümpfte seine Nase, die in einem
Nasengips steckte und juckte. Usama saß auf dem Beifahrersitz. Bei ihm waren
die Spuren von der Auseinandersetzung mit Toni kaum noch sichtbar. Lediglich
seine Augenpartie war noch leicht gerötet.
Während
Usama sich auf die Fahrzeuge um sie herum konzentrierte, blickte Rahman immer
wieder besorgt in den Innenspiegel, um den Hund im Auge zu behalten. Benni war
auf der Rücksitzbank und schnüffelte wie wild zwischen den Ritzen der
Ledersitze. Ab und zu war ein Winseln von ihm zu hören. Rahman drehte sich dann
um und redete beruhigend auf ihn ein.
"Das
Gejaule von dem Köter geht mir langsam auf den Geist", sagte Usama, als
Benni wieder unruhig wurde. "Wieso kann der eigentlich nicht ruhig sein?
Liegt das an der Rasse, oder was?"
Rahman
schaute ungläubig zu Usama hinüber: "Das liegt daran, dass er zu seinem
Frauchen will. Der weiß genau, dass sie im Kofferraum ist. Abgesehen von ihrem
feinen Gehör haben Hunde einen extremen Geruchssinn. Sie können rund tausend
Gerüche wahrnehmen und ihr Riechzentrum ist vierzigmal größer als unseres. Auf
der Riechschleimhaut eines Hundes befinden sich über 200 Millionen Riechzellen,
auf der eines Menschen nur fünf Millionen."
"Nur
fünf Millionen", wiederholte Usama. "Du scheinst ja eine Menge über
Hunde zu wissen."
"Tu
ich auch", sagte Rahman. "Das ist ein Golden Retriever. Eine der
besten Hunderassen überhaupt." Es war das erste Mal, dass er Usama etwas
erklären konnte, dass er mehr wusste, als der, den er so bewunderte: "Ein
richtiger Familienhund, überhaupt nicht hektisch und extrem gehorsam. Aber der
hier, ist noch ziemlich jung. Ich schätze, nicht älter als ein halbes Jahr.
Umgerechnet aufs Menschenalter wären das 10 Jahre. Der ist also noch nicht mal
ein Teenager."
Usama
runzelte die Stirn. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Umgebung. Tonis
Taxi stand knapp dreißig Meter vor ihnen.
Als
sie wieder anfuhren, wechselte ein Lkw die Spur. Rahman musste scharf bremsen.
"Verdammter Idiot", zischte er und drehte sich um, um Benni, der
gegen den Sitz geknallt war, zu beruhigen. Unter dem Beifahrersitz rollte ein
Baseballschläger hervor in den Fußraum. Usama hob ihn auf und schlug damit
nervös auf seine Handfläche, während er angestrengt nach dem Taxi, das für
einige Sekunden verdeckt war, Ausschau hielt.
Usama
nahm sein Handy und wählte: "Nehmen Sie die Abfahrt Flora/Zoo. Dann in
Richtung Mülheimer Brücke!" Er legte direkt wieder auf.
Der
Plan trat in die heiße Phase. Sie hatten das gut erkennbare Taxi mit der Nummer
590 ohne Dach-und Seitenwerbung lange genug von verschiedenen Positionen aus
beobachtet. Dabei war ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Usama war
überzeugt, dass Toni sich an seine Anweisungen gehalten und die Polizei außen
vor gelassen hatte.
Toni
nahm wie befohlen die Abfahrt Flora/Zoo und näherte sich langsam der Kreuzung.
Da Rot war, musste er halten. Er stand erst wenige Sekunden, als eine Gestalt
neben seinem Wagen auftauchte. Die Beifahrertür ging auf und ein Mann stieg
ein: "Zum Ebertplatz bitte!"
Toni
zögerte.
"Na
fahr'n Sie schon!", sagte der Mann, lehnte sich zurück und zeigte die
Richtung an: "Gleich hier rechts!"
Als
Toni begriff, dass es sich um einen ganz normalen Fahrgast handelte, schüttelte
er den Kopf: "Das geht nicht."
Der
Mann blickte ihn überrascht an: "Ihr Licht ist an. Das bedeutet, Sie sind
frei."
"Das
bin ich nicht. Ich habe einen Auftrag", sagte Toni, beugte sich hinüber
zur Beifahrertür und drückte sie auf: "Also bitte, steigen Sie aus!"
"Fällt
mir gar nicht ein!", sagte der Mann und zog die Beifahrertür empört wieder
zu. Er verschränkte seine Arme demonstrativ vor der Brust: "Ich steige
nicht aus! Ich weiß, dass das für Sie nicht die super Fahrt ist. Aber Sie haben
Beförderungspflicht. Ich kenne mich aus."
In
diesem Moment war das Quietschen von Reifen zu hören. Ein dunkler Audi bremste
scharf und stellte sich schräg vor das Taxi. Jäger und Bode sprangen mit
gezückten Waffen aus dem Wagen und stürzen auf das Taxi zu. Während Jäger die
Beifahrertür aufriss, richtete Bode seine Pistole auf den Mann: "Hände
hoch! Polizei!"
Der
Mann brachte nur ein überraschtes "Hey, hey!" hervor und riss die
Hände hoch.
"Das
ist ein Irrtum!", schrie Toni.
Doch
Bode zerrte den Mann, der keinen Widerstand leistete, aus dem Taxi und rang ihn
mit einem gekonnten Griff nieder, während Jäger daneben stand und die
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