Sonne über Köln (German Edition)
direkt nach deinem Anruf losgefahren. Aber dann hat uns dieser Typ
gerammt", sagte Bode. Obwohl er seinen Mund abschirmte und leise sprach,
konnte Jäger jedes Wort verstehen. Bei allem Ernst der Situation amüsierte es
ihn, wie Bode dem Chef die Hucke volllog. Wie es aussah, bildeten sie nun
tatsächlich ein Team.
Auf
dem Hof der Villa befanden sich inzwischen zwei Krankenwagen und ein
beträchtliches Polizeiaufgebot. Jäger schaute nachdenklich auf den Leichnam des
Doktors. Nur wenige Minuten zuvor hatten sie noch mit ihm gesprochen. Welches
Drama hatte sich hier abgespielt? Was hatte es auf sich mit der Blutspur die
zum Keller hinunter führte, offensichtlich aber nicht von Dr. Khalidi stammte?
Dazu das Handy und die Papiere von Jakobs auf der Werkbank in diesem
Hobbylabor?
Rahman
schaute sich um. Alles war ruhig. Er fuhr langsam auf das Gelände der
Kiesgrube. Er blickte erneut durch das Fenster in den Laderaum. Die Frau
bewegte sich ab und zu und lallte vor sich hin. Der Taxifahrer lag reglos da.
Rahman
schaute auf seine große rechte Hand. Die Haut an den Knöcheln war aufgeplatzt.
Er hatte diesem Typen aber auch eine reingezogen! Zu schade, dass er immer noch
bewusstlos war. Ihm in diesem Zustand das Genick zu brechen, brachte nur den
halben Spaß. Vielleicht sollte er ihn zuerst mit dem Kopf in eins von den
Wasserlöchern tauchen? Das würde ihn bestimmt zur Besinnung bringen … Während
Rahman nachdachte, hielt er nach einer geeigneten Stelle Ausschau. Er machte
einen Erdwall aus. Dahinter wäre er abgeschirmt.
Er
fuhr langsam den Hügel hinauf. Oben angekommen, stellte er fest, dass die
Stelle perfekt war für sein Vorhaben. Da war auch eine große Pfütze. Bestens
geeignet, um den Taxifahrer wach zu machen.
Rahman
fuhr den ausgefahrenen, steilen Weg hinunter. Die Schaukelei machte Spaß. Das
war etwas anderes, als immer nur in der Stadt herumzukutschieren.
Unten
angekommen, stieg er aus und schaute sich noch einmal um. Es herrschte
Totenstille. Er sinnierte, ob er zuerst die Grube ausheben oder den beiden
zuerst das Genick brechen soll. Und wen sollte er sich zuerst vornehmen?
Er
beschloss zuerst sein Vergnügen zu haben und dann die Grube auszuheben. Die
Frau wollte er zuerst drannehmen. Mit dem Taxifahrer würde er sich mehr Zeit
nehmen, das war etwas Persönliches.
Er
öffnete die Hecktür. Das letzte Bild, das seine Netzhaut abbildete, war etwas
das auf ihn zuflog und das angespannte Gesicht des Taxifahrers.
Toni
rammte ihm das Spatenblatt mit einer kraftvollen Stoßbewegung in die Kehle.
Rahman wurde fast enthauptet. Sein Kopf klappte nach hinten und ein Blutschwall
schoss aus seinem Hals. Der massige Körper sank in sich zusammen und plumpste
auf den sandigen Boden.
Toni
sprang in Erwartung eines Angriffs des anderen Entführers kampfbereit aus dem
Laderaum. Doch zu seinem Erstaunen war da niemand.
Durch
Rahmans gewaltigen Körper ging ein letztes Zittern. Toni stand keuchend da und
konnte nicht fassen, dass er davongekommen war. Er hatte nicht wirklich daran
geglaubt, gegen diesen Riesen eine Chance zu haben. Er hatte nur nicht kampflos
abtreten wollen.
Er
ließ erschöpft den Spaten fallen. Dann beugte er sich in den Laderaum und zog
Sonia heraus. Er legte sie vorsichtig auf den Sandboden und befreite sie von
ihren Fesseln. Es schien ihr besser zu gehen, denn sie erkannte ihn und
flüsterte seinen Namen.
"Es
ist alles in Ordnung, Schatz. Wir sind in Sicherheit", sagte Toni sanft.
"Maccabi
Haifa", wisperte Sonia.
Toni
verstand nicht, was sie meinte. Als er sie anhob und dabei ihren linken Arm
berührte, begann sie zu stöhnen. Er trug sie so behutsam wie möglich und setzte
sie auf den Beifahrersitz. Dann stieg er ein und fuhr aus der Mulde heraus.
Sonia
begann wieder von Maccabi Haifa zu lallen. Toni schaute sie an und wusste, dass
er sie schnellstens ins Krankenhaus bringen musste.
Als
Jägers Handy klingelte, schaute er zuerst auf das Display, um zu sehen, wer ihn
anrief, denn im Moment verspürte er wenig Lust, mit seinem Chef zu sprechen. Da
es keine Nummer war, die er kannte, nahm er ab. Er war erstaunt, als er Tonis
Stimme hörte:
"Fragen
Sie mich nicht, was in den letzten zwölf Stunden passiert ist. Hören Sie
einfach nur zu. Meine Frau ist in Sicherheit. Einer der Entführer oder besser
gesagt, der Terroristen, ist tot. Der andere will den Mannschaftsbus von
Maccabi Haifa in die Luft sprengen. Ich weiß nicht wie und wann. Ich hoffe nur,
dass Sie noch genug
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