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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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diesem Grund hatte sie mich gebeten, die Vertretung für Joe Aroa zu übernehmen.«
    »Dann sagt Ihnen der Name Manson sicher auch etwas.«
    »Selbstverständlich.«
    Helena zog das mitgebrachte Dokument hervor. »Dieser Manson hatte die Frechheit, auf dem Gut aufzutauchen und zu behaupten, dass es zwischen den Maori und meiner Familie keine rechtsgültige Vereinbarung über das Land gebe. Er hat meiner Schwiegermutter damit gedroht, das an die Öffentlichkeit zu bringen, sollte sie nicht auf sein Kaufangebot eingehen.«
    Reed lehnte sich zurück. Das Leder seines Sessels knarzte protestierend. »Dieser Mann ist sehr gefährlich. Er steht der hiesigen Bank vor und weiß sehr viel über die Menschen hier. Seit einigen Jahren steht er ebenfalls der Abstinenzbewegung vor. Ihre Schwiegermutter vermutet, dass er sich mit diesen Leuten nur zusammengetan hat, weil sie sein erstes Kaufgesuch abgelehnt hat.«
    »Ich habe hier den Beweis, dass meine Schwiegermutter die rechtmäßige Besitzerin ihres Landes ist.« Helena schob Reed das Blatt aus dem Kirchenregister zu. »Louise de Villiers ist die Nachfahrin eines Maori-Häuptlings.«
    Zane klappte den Deckel seiner Taschenuhr zu und strich beinahe zärtlich über das eingravierte Muster. Der Besuch beim Reverend hatte ihn dazu gebracht, über seine eigene Familiengeschichte nachzudenken. Seit dem Tod seiner Schwester hatte er vermieden, sich zu erinnern, denn es gab zu viele Verluste zu beklagen. Aber nun war ihm wieder jener Tag eingefallen, an dem sein Vater ihm diese Uhr überreicht hatte. Damals war Zane dreizehn Jahre alt geworden. Am Tag darauf sollte sein Vater an Bord eines Walfängers gehen.
    »Du bist jetzt fast ein Mann«, hatte Jack Newman feierlich erklärt, als er ihm die blaue Schachtel überreichte. »Hüte diese Uhr gut, mein Junge, und halte sie stets in Ehren! Ich habe sie von meinem Vater bekommen, und er hatte sie wiederum von seinem Vater geerbt. Vielleicht kannst du sie ja eines Tages an deinen Sohn weitergeben.«
    Zane war darüber verwundert gewesen. Eigentlich war es Brauch, dass Väter ihre Uhren an die Söhne vererbten. Doch damals war sein Vater nicht älter als vierzig - ein gesunder Mann, der noch viele Jahre vor sich hatte.
    Als sein Vater fort war, grübelte Zane noch oft darüber nach, wenn er abends im Bett bei Mondschein die Uhr betrachtete. Seine Mutter wusste nichts von dem Geschenk.
    Drei Monate später erhielten sie die Nachricht, dass Jack Newman auf hoher See über Bord gegangen war und nicht gefunden werden konnte.
    Hat mein Vater geahnt, dass er sterben würde? Oder hat er sich das Leben genommen? Die Antwort auf diese quälenden Fragen suchte Zane noch heute.
    Er atmete tief durch und schob die Uhr wieder in die Westentasche. Als er aufsah, wurde er auf zwei Männer aufmerksam, die die Straße entlanggingen.
    Unwillkürlich ballte er die Fäuste, als er Manson erkannte. Dessen Begleiter war Zane fremd, doch die beiden schienen Freunde oder zumindest Geschäftspartner zu sein. Sie waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie Newman nicht bemerkten.
    Als sie vorüber waren, trat Helena aus der Kanzlei. Ihre Wangen waren gerötet, und auf ihren Lippen lag ein glückliches Lächeln.
    »Mister Reed wird sich um alles kümmern«, verkündete sie. »Fahren wir nach Hause. Dort erzähle ich dir alles.«
    Unter dem Vorwand, in der Stadt etwas besorgen zu müssen, hatte Haynes die Unterkunft verlassen und war nach Napier geritten. In den Straßen wurden nach und nach die Gaslaternen entzündet. Aus dem Pub drangen ihm laute Stimmen entgegen. Die wenigen Passanten auf der Straße nahmen keine Notiz von ihm.
    Vor dem Haus von Jacob Manson machte er Halt und stieg ab. Er wollte schon zur Tür stürmen, als er Stimmen vernahm. Vorsichtig spähte er durch ein hell erleuchtetes Fenster. Vier Frauen und fünf Männer saßen in einer Runde um einen Tisch. In der Mitte stand eine Kaffeekanne.
    Das sind wohl seine Abstinenzlerfreunde.
    Haynes hatte für diese Leute nichts übrig, immerhin waren andere von ihrer Sorte dafür verantwortlich, dass das Gut, auf dem er gearbeitet hatte, bankrottgegangen war. Aber Manson bezahlte ihn gut für seine Dienste. Etwas anderes zählte nicht.
    Es wird wohl besser sein, nicht in diese Versammlung zu platzen, überlegte er und führte sein Pferd bedächtig in den Schatten. Lange brauchte er allerdings nicht dort auszuharren. Nur Minuten später öffnete sich die Tür und die Leute strömten heraus. Haynes sah

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