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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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ihnen nach, bevor er sich aus dem Schatten löste und an Mansons Tür klopfte.
    Der Hausherr öffnete selbst. »Haynes, was suchen Sie hier?« Hektisch blickte er sich um.
    »Keine Sorge, Ihre Freunde sind weg.« Haynes grinste breit. »Ich hab da was aufgeschnappt, was Sie wissen sollten.«
    »Was haben Sie gehört?«
    »Wollen wir das nicht drinnen besprechen? Für den Fall, dass Ihre Freunde noch was vergessen haben.«
    Widerwillig ließ Manson seinen Informanten ein.
    Beim Duft nach Kaffee und Gebäck lief Haynes das Wasser im Mund zusammen.
    »Also, was gibt's?« Manson klang ungehalten.
    »Wie es aussieht, haben Sie schlechte Karten, Sir. Jedenfalls was Ihre Absicht angeht, sich das Gut unter den Nagel zu reißen.«
    Manson erbleichte. Was fällt diesem unverschämten Kerl nur ein?, dachte er und bellte: »Inwiefern?«
    »Die junge Lady ist gerissen. Wussten Sie schon, dass Madame mit den Maori verwandt ist?«
    »Louise de Villiers? Woher haben Sie das?«
    »Ich habe gelauscht, als ihre Schwiegertochter sich mit Newman besprochen hat. Demnach ist Madame zu einem Viertel Maori, und somit kann ihr niemand das Land streitig machen, auf dem ihr Weinberg steht. Sie werden sich was anderes einfallen lassen müssen, um es zu bekommen.«
    Manson überlief es gleichzeitig heiß und kalt.
    »Woher wissen Sie ...«
    »Dass Sie das Land wollen? Nun, die Arbeiter sprechen darüber.« Haynes grinste erneut über beide Wangen. »Sie bezweifeln, dass Madame die rechtmäßige Besitzerin ist, heißt es. Doch das können Sie sich unter diesen Umständen sparen. Sie müssen wohl andere Saiten aufziehen.«
    Mansons Herz raste. Er hatte Haynes für einen unbedarften Taugenichts gehalten. Aber das war offenbar ein Irrtum. Der Kerl ist ganz schön gerissen und könnte dir gefährlich werden, dachte er.
    »Und was schlagen Sie vor?«
    Haynes lächelte diabolisch. »Wenn man eine alte Krähe nicht loswird, räuchert man ihr Nest eben aus, Sir.«

9

    Nervös stand Helena vor Louises Schlafzimmertür. Wie wird Louise die Nachricht aufnehmen? Allen Mut zusammennehmend, klopfte sie.
    Gestützt von Kissen, saß ihre Schwiegermutter aufrecht im Bett. Auf dem Nachtschränkchen lag eine gefaltete Ausgabe der Napier Gazette. Louise hatte sie offenbar noch nicht angerührt.
    »Wie geht es Ihnen, Madame?«, fragte Helena sanft.
    »Den Umständen entsprechend, würde Doktor Fraser wohl sagen.« Louise musterte sie. »Sie haben etwas auf dem Herzen, nicht wahr?«
    Helena blieb vor dem Bett stehen und nickte.
    »Sprechen Sie, Helena.«
    »Ich war heute erneut bei Reverend Rutherford.«
    »Wegen meines Großvaters, nicht wahr? Ich wusste, dass Sie in dieser Sache nicht nachgeben würden.«
    »Ich möchte Ihnen helfen, das Gut zu erhalten.«
    Louise schien nicht zuzuhören. »All die Jahre habe ich versucht, es zu verdrängen«, murmelte sie. »Aber die Vergangenheit lässt sich nicht einfach ausradieren.«
    »Dazu haben Sie auch keinen Grund. Es ist doch nicht schlimm, Maori-Blut in den Adern zu haben.«
    »Was wissen Sie denn schon?« Louise schnaubte. »Die feine Gesellschaft von Napier unterscheidet sehr wohl zwischen Menschen mit und ohne Maori-Blut in den Adern. Schon in der Schule musste ich härter als alle anderen arbeiten, weil ich damals meiner Großmutter sehr ähnlich sah. Die Kinder haben mich gehänselt, die Erwachsenen haben mich schief angesehen. In der Schule bezog ich einmal Prügel, weil ich maori gesprochen habe. Es ist hier verboten, müssen Sie wissen. Aus diesem Grund habe ich Sarah und Didier englische Namen gegeben und ihnen ans Herz gelegt, ihre Muttersprache nur mit den eigenen Leuten zu sprechen.« Louises Blick schweifte in die Ferne, als habe sie all diese schmerzlichen Ereignisse plötzlich wieder vor sich.
    Helena schwieg erschüttert.
    »Ich habe in meinem Leben so viele Nachteile erlitten, dass ich beschlossen habe, meine Herkunft zu verleugnen«, fuhr Louise fort. »Als ich heranwuchs, wurde mein Aussehen europäischer. Der Reichtum meiner Familie wurde zu meinem Schutzschild. Schließlich kam mir auch die Zeit zu Hilfe. Ein Großteil der Leute, die von meiner Herkunft wussten, sind mit den Jahren weggezogen oder gestorben, sodass ich meine Ruhe hatte.«
    »Dennoch haben Sie Kontakt zur toghunga gehalten und die Maori weiterhin auf Ihrem Land leben lassen.«
    »Mit der Zeit habe ich gelernt, mit dem Erbe meiner Großmutter zu leben. Aber gern denke ich nicht daran. Noch immer gibt es in der Stadt Menschen, die in

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