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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Scheine. Zweihundert Pfund! Davon würde er einige Monate gut leben können. Frohgemut schwang er sich auf sein Pferd und ritt in Richtung Hafen davon.
    In der Ferne ertönte das Läuten einer Schiffsglocke. Vor der Hafenmeisterei saß Haynes ab. Mondschein fiel auf die Masten der Schiffe, die in der Strömung schaukelten. Haynes lächelte versonnen, als er seine Tasche vom Sattel losband. Gleich morgen früh würde er sich eine Schiffspassage kaufen.
    Schritte ertönten. Haynes blickte sich suchend um. Niemand zu sehen. Wahrscheinlich nur ein Herumtreiber auf der Suche nach einer Bleibe, dachte er, als Sterne vor seinen Augen aufflammten.
    Von einem Schlag auf den Hinterkopf getroffen, taumelte Haynes nach vorn. Das Pferd fuhr wiehernd zusammen und wich zur Seite aus. An der Wand der Hafenmeisterei fand er Halt. Verschwommen ragten zwei Männer vor ihm auf.
    »Was soll das?«, fragte er benommen, aber da traf ihn bereits der nächste Schlag, dann wurde es ihm schwarz vor Augen.
    Obwohl unermüdlich Wasser in das Feuer gegossen wurde, fraßen sich die Flammen immer weiter. Verzweifelt versuchte Newman, die Schneise voranzutreiben, aber immer wieder mussten seine Männer zurückweichen, weil neue Stöcke Feuer fingen und der aufsteigende Qualm ihre Sicht behinderte.
    »Wir müssen diese Stöcke absägen«, rief er, worauf einige Leute sich sogleich an die Arbeit machten. Das Geräusch der Sägen und Äxte mischte sich in das Prasseln des Feuers.
    Nachdem die Schneise mit Hilfe eines Pfluges endlich gezogen war, beorderte Newman alle Männer zum Wassertragen und löste selbst Helena ab. Sie zitterte vor Erschöpfung.
    »Wir kriegen es unter Kontrolle!«, rief Newman ihr zu. »Ruh dich ein wenig aus.« Helena ließ sich ins Gras fallen. Ihre Augen brannten, und die Lunge schmerzte. Wie betäubt fragte sie sich: Wie um alles in der Welt soll ich Louise diese Katastrophe beibringen, ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen?
    Bei Sonnenaufgang war der Brand gelöscht. Erschöpft betrachtete Helena die ruinierten Reben. Der Schaden war verheerend. Um ihn genau zu beziffern, würde sie das gesamte Terrain inspizieren müssen, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Es hatte Wahi-Koura in jedem Fall schwer getroffen.
    Helena fiel nur ein Schuldiger ein: Jacob Manson. Zur Hölle soll er fahren!, wünschte sie still. Da trat Newman zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. »Wie sieht es aus?, fragte sie wie betäubt.
    »Das Feuer ist gelöscht. Eine Vielzahl der Stöcke ist verloren, fürchte ich. Aber vielleicht treibt doch der ein oder andere, der jetzt tot zu sein scheint, wieder aus.« Zane streichelte ihre Wange. »Sie werden uns nicht kleinkriegen.«
    »Das haben wir Manson zu verdanken, nicht wahr?«
    Newman nickte. »Ich hätte nicht gedacht, dass er so weit gehen würde.«
    »Er gehört ins Zuchthaus.«
    »Leider haben wir auch diesmal keine Beweise für seine Schuld. Wir haben ein paar leere Petroleumflaschen gefunden, allerdings hatten sie nicht mal ein Etikett.«
    Helena schluchzte. »Irgendwer muss ihn stoppen! Es kann doch nicht so weitergehen!«, rief sie verzweifelt.
    Zane hatte keine Antwort darauf. So hilflos wie in diesem Augenblick hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
    Im Haus wurde Helena von Sarah und Adelaide erwartet. Die Fenster zur Eingangshalle waren hell erleuchtet.
    »Das Feuer ist gelöscht«, berichtete sie. »Bringt den Männern etwas zu trinken und eine kleine Stärkung.«
    Während die Dienstmädchen in die Küche eilten, begab Helena sich schweren Herzens zu Louise. Magenschmerzen plagten sie. Am liebsten hätte sie sich hingelegt, aber sie fühlte sich verpflichtet, nach ihrer Schwiegermutter zu sehen. Der Tumult und der Feuerschein waren ihr sicher nicht entgangen.
    Als auf ihr Klopfen keine Antwort ertönte, öffnete Helena leise die Schlafzimmertür. Das Bett war leer. War Louise aufgestanden?
    Helena sah sich suchend um und schlug erschrocken die Hand vor den Mund. Louise lag vor dem Fenster auf dem Boden: eine leblose Gestalt in Weiß, die Augen starr nach oben gerichtet. In ihrem Mundwinkel klebte ein dünner Blutfaden.
    O mein Gott!, schoss es Helena durch den Kopf. Das darf nicht sein!
    Schon rannte sie zur Kommode, wo sie das Herzmedikament aufbewahrte. Mit zitternden Händen nestelte sie die Spritze unter der Serviette hervor.
    Dann zwang sie sich zur Ruhe, obwohl ihr Puls vor Angst raste. Sie kniete sich neben Louise, schob den Ärmel ihres Nachtkleides hoch, stach die Nadel in

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