Sonne über Wahi-Koura
Gehilfe eingestellt hast.« Helena nickte.
Unwohlsein regte sich in ihrer Magengrube.
»Er wurde gestern Abend von den anderen vermisst«, fuhr Zane fort. »Ich dachte zunächst, wir hätten ihn in den Flammen verloren, aber wir haben alles abgesucht und ihn nicht gefunden. Schließlich stellte sich heraus, dass auch seine Sachen verschwunden sind.«
Helena war wie betäubt. »Du meinst, er hat den Weinberg angezündet?«
»Möglicherweise. Leduc war in der Stadt, um ihn zu suchen. Aber er hat ihn nicht mehr gefunden. Vermutlich hat der Kerl sich auf irgendeinem Kahn eingeschifft.«
Helena war schockiert. Wie konnte dieser Mann so etwas tun? Hatte Manson ihm aufgetragen, sich hier eine Anstellung zu suchen? Eine andere Erklärung gab es für sie nicht.
Zane senkte den Kopf. »Es tut mir leid.«
Helena wiegte ihre Tochter gedankenverloren in den Armen. »Wir werden nicht aufgeben«, sagte sie entschlossen.
11
Die Kirche von Napier war so gefüllt wie sonst nur an hohen Festtagen. Trauergäste unterschiedlicher Gesellschaftsschichten wollten Louise die letzte Ehre erweisen.
Sie hätte sich darüber gefreut, dachte Helena bitter. Aber noch besser wäre es gewesen, wenn alle Menschen ihr bereits zu Lebzeiten Wertschätzung entgegengebracht hätten.
Die Vorbereitung des Begräbnisses hatte Helena ziemlich in Anspruch genommen. Zeit, um über die Folgen des Brandes nachzudenken, hatte sie nicht. Immer wieder überkam sie die Trauer um Louise. Und sie fragte sich selbstkritisch, ob sie alles getan hatte, um ihren Tod zu verhindern.
Noch immer schwebte das Damoklesschwert von Mansons Drohungen über ihnen. Solange kein Schuldiger gefasst wurde, konnte es erneut zu einem Vorfall kommen. Wer weiß, was sich dieser Kerl als Nächstes einfallen ließ ...
Als Newman neben sie trat, wandte sich Helena von der Menschenmenge ab.
»Wie geht es dir?«, fragte er sanft.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete sie traurig. »Es tut mir alles furchtbar leid. Louise und ich mögen unsere Differenzen gehabt haben, aber sie hat sehr viel für mich und meine Tochter getan. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit miteinander gehabt. Wie unerbittlich das Schicksal doch sein kann!«
»Es war nicht das Schicksal. Es war ein skrupelloser Mensch. Hätte Manson sie in Ruhe gelassen, wäre sie bestimmt nicht krank geworden.«
Helena schüttelte den Kopf. »Krank war sie bereits. Die Aufregung hat lediglich die ihr verbleibende Zeit verkürzt. Vielleicht hätte ich hier nicht auftauchen sollen.«
»Und ihr damit die Freude nehmen, ihre Enkeltochter kennenzulernen?«, fragte Newman. »Nein, du hast schon richtig gehandelt. So hatte sie wenigstens ein paar Monate Freude. Und sie ist mit der Gewissheit gestorben, dass es eine Erbin für Wahi-Koura gibt.«
Helena blickte zum Sarg hinüber, der vor dem Altar aufgebahrt war. Ein großes Gebinde aus weißen Rosen und Weinranken schmückte den Deckel.
»Glaubst du, die Abstinenzler lassen sich blicken?«, fragte Helena, als sie sich wieder umwandte.
Newman zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wenn sie eine Spur von Gewissen haben, bleiben sie fern.«
Helena betrachtete Newman eine Weile, dann griff sie nach seiner Hand. »Versprichst du mir etwas?«
»Alles, was du willst.«
»Louise hätte nicht gewollt, dass es auf ihrer Trauerfeier zu einem Eklat kommt. Sie war immer bestrebt, in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abzugeben. Falls die Abstinenzler kommen sollten, bewahre bitte Ruhe!«
»Das weiß ich doch. Ich werde mich zurückhalten, auch wenn mir die Galle überkocht.«
»Und deine Leute?«
»Die haben ihre Anweisungen.«
»Gut.« Helena drückte seine Hand, bevor sie sie losließ, und ging zur Familienbank der De Villiers.
Reverend Rutherford wartete dort bereits auf sie.
»Ich glaube, wir können jetzt anfangen«, sagte er, nachdem er ihr mitfühlend die Hand gedrückt hatte. »Sind Sie bereit?«
Helena nickte und nahm ihren Platz ein, um die Totenfeier zu verfolgen.
Am Ende der Zeremonie wurde Louises Sarg unter dem Geläut der Totenglocke zum Familiengrab getragen. Der Trauerzug folgte stumm. Helena ging an der Spitze, gefolgt von Zane mit den Arbeitern des Weinbergs und dem Hauspersonal. Hinter ihnen reihten sich die Trauergäste ein.
Der große Marmorengel, der über der Grabstelle thronte, war auf Helenas Wunsch mit Weinranken geschmückt worden.
Louise hätte es bestimmt gefallen, dachte sie wehmütig.
Als der Sarg in die Erde gelassen wurde, blickte
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