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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Helena wie betäubt in die finstere Grube. Unwillkürlich stieg die Erinnerung an Laurents Begräbnis in ihr auf. Damals hatte sie das Gefühl gehabt, vor Schmerz zu sterben.
    »Laurent!«
    Ohne Rücksicht auf die Trauergäste warf sich Helena schluchzend über den Sarg. Sie hatte sich vorgenommen, Haltung zu bewahren, aber als der Sarg durch das Kirchenportal ins Freie getragen wurde, verlor sie die Beherrschung.
    Sie stellte sich vor, wie ihr Liebster auf dem Totenkissen lag, das Gesicht schön und lebendig wie noch vor wenigen Tagen, als er neben ihr im Bett geschlafen hatte. Das war zu viel für sie.
    »Laurent, du darfst mich nicht verlassen!«, flehte sie unter Tränen, während die Trauergäste betreten die Köpfe senkten. »O Gott, warum tust du mir das an?«
    Schließlich hatte Bergau sie sanft von dem Sarg fortgezogen.
    »Contencance, Frau de Villiers«, flüsterte er. »Ihr Mann würde nicht wollen, dass Sie so herzzerreißend weinen.«
    Das hätte Laurent wirklich nicht gewollt. Helena trocknete sich die Tränen, und die Sargträger gingen weiter.
    Gestützt auf Bergaus Arm, folgte Helena ihnen mechanisch bis zum offenen Grab. Den Rest der Zeremonie verfolgte sie wie betäubt.
    Als sich der Pastor von ihr verabschiedete und die Trauergäste den Friedhof verließen, überkam sie eine seltsame Erleichterung. Endlich kann ich wieder mit ihm allein sein!, dachte sie.
    Allen Aufforderungen seitens Bergau zum Trotz blieb Helena am Grab stehen und beobachtete, wie die Totengräber Erde auf den Sarg ihres Geliebten warfen. Weder die Blicke der Arbeiter noch das Gezwitscher der Vögel konnten sie aus der stummen Zwiesprache mit ihrem Mann reißen.
    Ich werde dich für immer lieben, Laurent. Für immer ...
    Eine warme Berührung riss Helena aus ihren Erinnerungen. Zane hatte ihre Hand gestreift, um ihr zu bedeuten, dass sie gleich ans Grab treten müsse.
    Noch immer mit den Bildern der Vergangenheit ringend, warf Helena einen Strauß weißer Lilien auf den Sarg. Erzählen Sie Ihrem Sohn von mir und unserem Kind, Madame. Eines Tages werden wir uns alle wiedersehen, dachte sie.
    Die kondolierenden Trauergäste nahm Helena kaum wahr. Sie schüttelte die Hände und bedankte sich höflich für die tröstenden Worte.
    Auch dem Reverend hatte sie zu danken. Seine Rede war sehr ergreifend gewesen.
    »Ihre Schwiegermutter hatte die Ehrung verdient«, erklärte der Geistliche. »Ohne sie wäre Napier nicht das, was es ist. Viele Leute stehen bei ihr in Lohn und Brot. Und sie hat stets großzügig für meine Kirchengemeinde gespendet. Wir werden sie alle vermissen.«
    Sicher nicht alle, dachte Helena bitter. Manson hat sicher einen Freudentanz aufgeführt, als er von ihrem Tod gehört hat.
    »Meine Liebe«, sagte Amalia Grimes, als die Pflegerin ihren Rollstuhl neben Helena schob.
    »Mistress Grimes.« Helena lächelte die alte Dame an, die trotz ihrer schlechten gesundheitlichen Verfassung darauf bestanden hatte, ihrer Freundin das letzte Geleit zu geben.
    »Es tut mir unendlich leid. Ich habe immer gedacht, dass ich diejenige wäre, die vorangeht.«
    Helena seufzte. »Das Leben ist manchmal unberechenbar.«
    »In der Tat! Hoffen wir, dass es einen Himmel gibt, in dem Laurent und John auf Louise warten. Und in dem ich sie wiedersehe.«
    »Das hoffe ich ebenfalls.«
    Amalia Grimes umfasste Helenas Hände. »In Ihren Händen liegt jetzt die Verantwortung für Wahi-Koura.«
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    Die alte Frau seufzte. »Es sind schlechte Zeiten für die Weinbauern, aber da erzähle ich Ihnen wohl nichts Neues. Laurent hat Sie zu seiner Frau gemacht, und was immer er Ihnen erzählt haben mag, er hat Wahi-Koura sehr geliebt. Er wird gespürt haben, dass Sie die Richtige sind, um die Tradition seiner Familie fortzuführen.«
    Helena lächelte mild. Sie bezweifelte, dass Laurent sie aus dem Beweggrund geheiratet hatte. Aber die Worte wärmten ihr Herz. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mistress Grimes.«
    Ein trauriges Lächeln huschte über Amalias Gesicht. »Meine Tür stand Louise stets offen. Sie sollen wissen, dass das auch für Sie gilt. Jedenfalls, solange ich noch in dieser Welt weile.«
    »Das wird hoffentlich noch lange der Fall sein. Vielen Dank.«
    »Gehaben Sie sich wohl, Madame de Villiers!«
    Nachdem sie sich von Amalia verabschiedet hatte, trat Helena zu Zane und seinen Leuten. Einige der Männer hatten die Tränen nicht zurückhalten können. Verlegen rieben sie sich die Augen.
    »Ich danke Ihnen

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