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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Gesundheit ist Ihre vornehmliche Aufgabe. Wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist, werden Sie ohnehin keine Zeit mehr für irgendwelche Flausen haben.«
    Jetzt reichte es Helena. Sie riss sich die Serviette vom Schoß und warf sie neben den Teller. »Sie nennen also meine Absicht, mich an der Arbeit zu beteiligen, Flausen? Dann sage ich Ihnen jetzt was: Ich will nicht als nutzloser Esser dastehen, wenn ich hier schon nicht willkommen bin! Vielleicht sollte ich mir besser eine Bleibe in der Stadt suchen, damit Sie mich hier nicht mehr ertragen müssen!«
    Damit wirbelte sie herum und verließ erhobenen Hauptes den Raum.
    »Das werden Sie nicht tun!«, polterte Louise. »Kommen Sie gefälligst wieder zurück!«
    Aber Helena dachte gar nicht daran zu gehorchen.
    Zwei Stunden später, als Helena gerade mit ihrer Abendtoilette fertig war, klopfte es an ihrer Tür. Sie warf ihren Morgenmantel über und bat den Besucher herein.
    Es war Sarah, die ein Tablett mit einer silbernen Abdeckhaube und einem Wasserkrug trug. »Ihre Schwiegermutter hat mir aufgetragen, Ihnen das zu bringen«, erklärte das Mädchen zögerlich. »Sie hätten kaum etwas gegessen.«
    Helena konnte nicht glauben, dass Louise sich um sie sorgte. Neben dem abgedeckten Teller entdeckte sie einen kleinen Umschlag. »Ist der auch für mich?« Sarah nickte.
    Was will sie wohl mitteilen?, fragte Helena sich. Dass sie mich rauswirft? So, wie ich mich verhalten habe, wäre das kein Wunder. Aber hätte ich mir weiterhin ihre Vorwürfe und Anweisungen anhören sollen? Ich bin eine erwachsene Frau!
    »Ihre Schwiegermutter erwartet eine Antwort. Unverzüglich«, flüsterte Sarah. »Die soll sie kriegen!« Helenas Hände zitterten, als sie den Umschlag aufriss und las:
    Madame,
    da Sie vor unserer Unterhaltung geflüchtet sind und es unter meiner Würde ist, jemandem nachzulaufen, sehe ich mich gezwungen, Ihnen diese Nachricht zukommen zu lassen. Ich setze Sie hiermit davon in Kenntnis, dass ich Ihren Auszug aus meinem Haus nicht dulden werde. Mein Einfluss in der Stadt ist groß. Deshalb werden Sie schwerlich jemanden finden, der Ihnen eine Herberge bietet. Sie sind meine Schwiegertochter und gehören zu meiner Familie, ob mir das nun gefällt oder nicht. Als Oberhaupt der De Villiers habe ich zu bestimmen, wo Sie leben. Ihr Platz ist hier, vergessen Sie das nicht! Also zügeln Sie Ihr Temperament, denn noch so einen Ausbruch wie den von vorhin werde ich nicht dulden!
    Zorn tobte in Helena, als sie das Blatt sinken ließ. Was fällt dieser alten Schreckse bloß ein? Es steht ihr nicht zu, über mich zu bestimmen!
    Doch die Stimme der Vernunft riet Helena, sich zu beruhigen.
    Mit dem Brief trat sie an den Schreibtisch, griff nach einem Bleistift und schrieb so akkurat wie möglich auf dessen Rückseite:
    Bitte verzeihen Sie meinen Ausbruch, Madame. Er war unpassend und tut mir leid. Ich werde das Haus nicht verlassen. Allerdings würde ich es sehr schätzen, wenn Sie mir nicht das Gefühl vermitteln würden, hier nur geduldet zu sein. Ich verstehe und teile Ihren Schmerz über den Verlust Ihres Sohnes. Und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie mich hier aufgenommen haben. Ich werde mich bemühen, Ihnen zu beweisen, dass Laurent die richtige Wahl getroffen hat.
    »Bitte, gib das meiner Schwiegermutter!«, sagte Helena, als sie den Bogen wieder im Umschlag verstaut hatte.
    »Brauchen Sie noch etwas, Madam?«
    »Nein, danke, Sarah.«
    Als das Mädchen das Zimmer verlassen hatte, warf Helena einen Blick unter die Abdeckhaube. Das Hammelfleisch duftete immer noch köstlich, aber sie verspürte nach wie vor keinen Appetit. Sie deckte alles wieder zu und setzte sich aufs Bett.
    Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich mit Louise de Villiers zu arrangieren und zu lernen, ihre Angriffe zu ignorieren, erkannte Helena niedergeschlagen, während sie nach ihrem Medaillon griff und es an die Wange legte. Aber die erste Gelegenheit, mich davonzumachen, werde ich ergreifen, schwor sie sich.

5

    Die Straßen von Napier waren um sechs Uhr morgens noch verlassen. Nur ein einsamer Hund döste auf dem Gehweg und schaute kurz auf, als eine Kutsche vor dem zweistöckigen Polizeigebäude hielt. Hinter den Fensterscheiben leuchtete der schwache Schein einer Petroleumlampe. Auch hier schien nicht viel los zu sein.
    Als Louise die Wache betrat, fand sie nur einen einzigen Constable vor.
    Der junge Mann mit den rotblonden Locken sprang sogleich auf und richtete seine

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