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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Anzug?«
    »Sie haben sehr genau hingesehen.«
    »Er ist mir aufgefallen, weil er sich nicht an den Rufen beteiligt hat.«
    »Ja, Manson hält sich meistens zurück und zieht die Fäden aus dem Hintergrund.«
    »Diese Leute waren irgendein Abstinenzverein, nicht wahr? In Deutschland gibt es so was auch, aber vor meinem Gut sind sie nicht aufgetaucht.«
    »Genau genommen war es der Abstinenzverein von Napier, die Geißel der Weinbauern in ganz Neuseeland«, brummte Newman. »Sie versuchen schon seit Jahren, uns das Geschäft zu verderben. Bisher hatten sie keinen Erfolg, aber das muss nicht heißen, dass es ihnen nicht gelingen wird, uns von hier zu vertreiben.«
    »Sie wollen meine Schwiegermutter vertreiben?«
    »Genau. Und sie wollen die gleichen Verbote erreichen, wie sie in Amerika seit einiger Zeit gelten. Sie glauben, das Alkoholproblem damit zu lösen. Dabei häufen sich die Berichte aus Übersee, dass der Alkohol dort inzwischen illegal hergestellt wird und sich sogar Banden gebildet haben, die sich gegenseitig bekriegen, weil jeder mit dem Fusel handeln und sich eine goldene Nase verdienen will. Solche Zustände will hier wirklich niemand haben.«
    Helena war beeindruckt vom Engagement des Kellermeisters, der sich sichtlich in Rage geredet hatte. So lange hatte sie ihn noch nie sprechen hören. »Und glauben Sie, dass diese Leute wiederkommen werden?«
    »Ich hoffe nicht, dass sie so dumm sind.« Newman verstummte und sah Helena eindringlich an. »Wir haben Madame de Villiers so viel zu verdanken. Kreuzen diese Männer wieder auf, werden wir uns ihnen wieder entgegenstellen.«
    »Und diesmal schießen?«
    »Nein, ich habe nicht vor, einen dieser Verwirrten zu verletzen. Ich will sie uns nur vom Leib halten.«
    Das werden Sie sicher schaffen, dachte Helena. »Nun, dann haben Sie vielen Dank für die Auskunft.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie!«
    Helena blieb stehen.
    »Ich werde heute in die Stadt reiten, um neue Teile für die Presse zu bestellen. Gibt es vielleicht etwas, was Sie brauchen könnten? Ich bringe es Ihnen mit.«
    Das hatte Helena nicht erwartet. »Oh, sehr freundlich ... Ich weiß nicht, ja vielleicht ...«, stammelte sie unsicher, bevor sie sich fing. »Ich hätte gern ein paar Vorhänge, aber ich möchte nicht viel Geld ausgeben. Und eingetauscht ist es auch noch nicht.«
    »Wenn Sie wollen, tausche ich Ihr Geld ein«, sagte Newman freundlich. »Ich kenne einen Laden in der Stadt, wo ich Vorhänge bekommen könnte. Welche Farbe hätten Sie denn gern?«
    »Blau«, platzte es aus ihr heraus, und auf einmal durchzuckte sie die Erinnerung an einen Ausflug, den sie mit Laurent unternommen hatte. Damals hatte er ihr den Himmel gezeigt und gemeint, dass das Blau über ihnen das Vollkommenste sei, was er je gesehen habe.
    »Blau?«, wiederholte Newman, als wollte er sichergehen, richtig verstanden zu haben.
    »Blau wie der Himmel«, setzte Helena hinzu und wandte sich ab, damit Newman nicht sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.

7

    Wieder einmal stand Helena wie ein armer Sünder vor Louises Schreibtisch, denn ihre Schwiegermutter hatte sie rufen lassen.
    »Sie wollten mich sprechen.«
    »Setzen Sie sich!« Louise deutete mit einer beiläufigen Handbewegung auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Helena nahm Platz.
    »Meine Familie genießt einen guten Ruf in der Gegend. Wir haben hart dafür gearbeitet, und ich werde mir nicht alles zunichtemachen lassen.«
    »Aber Madame, warum ...«
    »Unterbrechen Sie mich nicht!«, fuhr Louise sie mit blitzenden Augen an. »Sie haben den Tumult heute Morgen sicher mitbekommen. Wir dürfen keine Schwäche zeigen. Und niemandem Grund für Gerede geben. Wenn Sie in die Stadt gehen, werden Sie sich untadelig verhalten und nicht dazu beitragen, dass meine Familie in ein schlechtes Licht gerät. Haben Sie mich verstanden?«
    Als ob ich nach Napier laufen würde, um mich dort unmöglich zu benehmen!, dachte Helena empört. »Ich versichere Ihnen, dass ich nichts Schlechtes über meine Familie verbreiten werde. So viel Anstand haben mir meine Eltern beigebracht.«
    »Ich bin nicht Ihre Familie!«, schnarrte Louise und schlug aufgebracht mit der Hand auf den Tisch. »Die einzige Verbindung, die Sie zu mir haben, ist das Kind!«
    Helena atmete tief durch. Ihre Kehle wurde eng. »Haben Sie mir noch etwas zu sagen, Madame?«, fragte sie kühl. Sie hatte keine Lust, sich weiteren Tiraden auszusetzen.
    Louise schüttelte den Kopf. »Gehen Sie!«
    Helena

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