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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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werde ich alles auf eine Karte setzen und jedes Risiko auf mich nehmen.«
    Auf einer Freifläche mitten im Weinberg machten sie Halt. Der Platz war von runden Steinen eingefasst. Er hatte die Form einer Sonne, deren Strahlen sich in die Spaliere erstreckten.
    »Ist das ebenfalls ein heiliger Ort der Maori?«, fragte sie überrascht. So weit war sie noch nie in den Weinberg vorgedrungen.
    Newman schüttelte den Kopf. »Nein, dies ist die Sonne von Wahi-Koura. Madames Großvater hat sie angelegt in Anlehnung an die Ornamente, die er bei den Maori gesehen hat. Dieser Platz ist das Herz des Weinbergs. Man erzählt sich, dass Roland de Mareille sich hier oft mit seiner Braut getroffen hat.«
    Helena schoss das Blut in die Wangen. Gibt es einen Grund, weshalb Zane mich hergeführt hat? Vor Erwartung beschleunigte sich ihr Puls.
    Newman war jedoch nichts Besonderes anzumerken. Er holte ein Tischtuch aus dem Korb, breitete es aus und präsentierte Früchte, Brot und Käse darauf. Auch eine kleine verkorkte Tonflasche zauberte er hervor.
    »Keine Sorge, es ist nur Traubensaft«, erklärte er lächelnd. »Wir wollen doch nicht, dass die kleine Laura betrunken wird.«
    Zögerlich ließ sich Helena auf einer freien Ecke des Tuchs nieder. Newmans Fürsorglichkeit rührte sie, und sie hatte Mühe, die Gefühle, die in diesem Augenblick in ihr aufstiegen, zu unterdrücken.
    Vielleicht empfinde ich doch mehr für ihn, als ich mir eingestehen mag, überlegte sie. Aber diesen Gedanken verbannte sie sofort wieder.
    Nach dem Imbiss machten sie sich wieder auf den Rückweg. Die ganze Zeit über hatte Helena das Gefühl, dass Newman ihr etwas sagen wollte. Aber er schwieg versonnen und schaute sie immer wieder an.
    Als sie sich dem Haus näherten, ertönten aufgeregte Stimmen.
    Ein Streit auf dem Hof?
    »Was ist denn da los?«, fragte Newman und beschleunigte den Schritt. Helena folgte ihm, so gut sie konnte.
    Sämtliche Arbeiter hatten sich im Hof versammelt. Sie gestikulierten aufgeregt und redeten lautstark auf einen Pulk von Männern ein, die Louises Grund und Boden offenbar unrechtmäßig betreten hatten.
    »Was ist hier los?«, wollte Newman wissen, während Helena zurückblieb und nach Louise Ausschau hielt.
    »Ah, Mister Newman, endlich mal ein Mann, mit dem man reden kann«, rief Manson, der etwa zwanzig Leute anführte.
    Einige Arbeiter reckten drohend die Fäuste, andere schleuderten den Eindringlingen wüste Beschimpfungen entgegen.
    Manson war die Ruhe selbst.
    »Was wollen Sie hier?«
    »Ihre Chefin sprechen. Madame ist doch zu Hause, oder?«
    Newman verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben wirklich Nerven, Manson! Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie sich hier nicht mehr blicken lassen sollen. Dass sie es trotzdem wagen, ist ungeheuerlich. Erst recht nach dem letzten Vorfall.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Manson zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke. »Ich habe etwas, was Madame bestimmt interessieren wird.«
    »Warum sollte sie sich das ansehen?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    »Lassen Sie nur, Newman!« Mit forschen Schritten und geballten Fäusten ging Louise auf die Eindringlinge zu.
    Während einige unter Mansons Gefolgschaft zurückwichen, blieb der Bankier ungerührt stehen.
    Louises Gesicht war hochrot. »Das ist Hausfriedensbruch, Mister Manson. Ich habe Ihnen verboten, mein Land zu betreten. Scheren Sie sich zum Teufel mit Ihrem Pack!«
    »Das muss mir entfallen sein«, gab Manson frech zurück, nachdem er Newman einen spöttischen Seitenblick zugeworfen hatte. »Aber da ich nun schon mal hier bin, sollten Sie sich das hier mal ansehen.«
    »Was ist das?«, fragte Louise, während sie den Umschlag in Mansons Hand angewidert betrachtete.
    »Ich hatte ein Gespräch mit dem Bürgermeister. Er stimmt mit mir überein, dass das Land hinter Ihrem Weingut besser genutzt werden könnte.«
    »Dieses Land gehört den Maori! Mein Großvater hat einen Vertrag mit ihnen geschlossen.«
    Manson lächelte schief. »Dieser Vertrag ist wohl kaum rechtsgültig. Er ist mündlich geschlossen worden, nicht wahr? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Maori-Häuptling damals schon unserer Sprache mächtig war und ein Papier unterschrieben hat.«
    »Wenn Sie das so sehen, ist es immer noch mein Land!«
    »Deshalb richte ich dieses Papier ja auch an Sie, Madam!« Er wedelte mit dem Umschlag, aber Louise griff noch immer nicht danach. »Dies ist mein letztes Kaufangebot. Sollten Sie es ablehnen, werde

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