Sonne, Wind und Mord (German Edition)
ungewöhnlich flachen Lage des Schwertes im Wasser konnte es
dem starken Seitwärtstrieb der Windböen nicht mehr genug Kraft entgegensetzen.
Die Isabella neigte bedenklich in Steuerbordrichtung. Ein paar Zentimeter und
sie würden kentern. Ein neuerlicher Knall ließ Bloemberg und Rudjard
zusammenzucken. Carbonfasern wurden auseinandergerissen, peitschenknallend
lösten sich die Spannungsseile vom Segel. Unter der nächsten Sturmbö brach der
Mast wie ein Streichholz. Durch den fehlenden Widerstand des Segels, dessen
Segelbahnen im Wind förmlich zerrissen wurden, wurde die Isabella wieder in
ihre Ausgangsposition geschleudert. Die Insassen wurden von rechts nach links
geworfen. Dann wurde es mit einem Mal still. Bloemberg atmete kurze Zeit auf.
Was immer das eben gewesen war, sie hatten es überstanden, auch wenn sie dabei
das Segel verloren hatten. Kees sah hinüber zum Surveillant. Rudjard schrie
voller Verzweiflung und Schmerz. Die letzten Sekunden hatten für Quetschungen
und Hautabschürfungen am ganzen Körper gesorgt. Auch Bloembergs lädierter
Körper schmerzte, trotzdem fühlte er Erleichterung. Jetzt war es endgültig
überstanden. Sie hatten die Killer in ihrem verdammten Schnellboot einfach
überfahren, das Wasser und der Sturm würden ihnen den Rest geben, sofern sie
noch nicht tot waren. Langsam rutschte der Inspektor zu dem jungen Mann herüber
und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. Der ließ seinen Emotionen im
nächsten Augenblick freien Lauf und begann bitterlich zu weinen. Bloemberg
versuchte ihn zu beruhigen, wurde jedoch sofort davon abgehalten, als Linda
Farber den Niedergang heraufgestürzt
kam. An ihrer Stirn klaffte eine heftig blutende Platzwunde. Ihr
Gesichtsausdruck ähnelte dem des verstörten Surveillants. In ihren Augen lag
Unheilverkündendes.
„Wir sinken!“, schrie sie voller Aufregung.
***
Kees Bloemberg stürzte ins Bootsinnere. Der
ganze Fußboden stand bereits fußgelenkhoch unter Wasser. Der Inspektor konnte
nicht sofort erkennen, woher das Wasser kam, aber nach der starken
Erschütterung vorhin im Bugbereich war naheliegend, dass das Leck dort sein
musste. Bloemberg hatte keine Zeit, sich näher damit zu beschäftigen. Der
Wasserstand im Boot stieg unaufhaltsam. Flicken konnte er es ohnehin nicht,
dafür besaß er nicht die notwendigen Mittel. Alles was er hier unten wollte,
war einen Notruf absetzen. Das Funkgerät hing direkt neben dem Niedergang. Kees
schaltete es ein und stellte die notwendige Frequenz ein. Die Verbindung war
schlecht, aber dank des GPS-Signals wusste man ziemlich genau, wo sich die Isabella
und ihre Insassen befanden.
Keine zwei Minuten später kletterte Kees
wieder an Deck, hinaus in Sturm und Regen.
„Die Küstenwache schickt ein Boot“, brüllte er
zuversichtlich und verschwieg beim Blick in die verängstigten Augen seiner
Passagiere, dass er nicht wusste, wie lange das dauern würde und ob die
Isabella noch lange genug an der Wasseroberfläche verweilen konnte. Fakt war,
dass sein Segelboot sinken würde und dieser Prozess ließ sich nicht mehr
aufhalten. Die Isabella war verloren. Ein zweiter schwerer Schlag für Kees
Bloemberg innerhalb einer Stunde. Trotzig verdrängte er die Gedanken daran,
stattdessen öffnete er eine im Boden versteckte Luke, zog zwei Rettungswesten
heraus, mehr hatte er nicht. Er reichte sie Linda und Ronald, die sie verängstigt
umlegten, dann näherte er sich den beiden, nahm sie in den Arm und versuchte,
sie zu beruhigen. Jetzt hieß es warten und hoffen.
***
21:30 Rotterdam,
Konferenzzentrum
Michael Greenly hatte noch immer nicht ganz
begriffen, was vorhin in der Konferenz geschehen war. Langsam jedoch begann er
zu verstehen, was hier gespielt wurde.
Smith und Peters hatten ihn reingelegt. Sie
hatten das Treffen in der Tapasbar irgendwie platzen lassen, die Spielereien
mit den unheimlichen Zetteln initiiert, hatten seinen Sekretär außer Gefecht
gesetzt, ihn ausgeraubt und ihm schließlich auch noch die eigenen persönlichen
Daten gestohlen. Vermutlich hatten sie irgendwelche Komplizen, denn selbst
hätten sie sich sicher nicht die Hände schmutzig gemacht, blöd waren sie
schließlich nicht. Wie sonst war Peters an Teile seiner Rede gekommen und
weshalb hatte er - ganz zufällig - von diesen beiden Forschungsprojekten
gesprochen, bei dem anklang, dass zumindest eines davon die Energieprobleme der
Erde in nicht allzu ferner Zukunft lösen konnte. Das war sein Ass
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