Sonne, Wind und Mord (German Edition)
immer der Surveillant in Deckung und
hielt das Ruder jetzt starr in Richtung Steuerbord. Mit Mühe und Not erreichte
Bloemberg den Heckbereich und ließ sich in die vorerst sichere Deckung gleiten.
Erst jetzt bemerkte er, dass ein Projektil seine Wade gestreift hatte, spürte
aber vor lauter Adrenalin keine Schmerzen.
„Inspecteur! Was… was soll das alles?“, fragte
der Surveillant und Panik trieb seine Augen weit aus den Höhlen.
„Überraschungstaktik…“, keuchte Bloemberg matt
und versuchte zu Atem zu kommen.
„Hat es… hat… hat es geklappt?“, wollte
Rudjard wissen. Kees schüttelte nur müde mit dem Kopf.
„Dann… dann war das gerade alles umsonst?“
Ronald war enttäuscht, der Inspektor nickte nur und spähte dann über die
Bordwand. Das Motorboot war nicht näher herangekommen, im Gegenteil. Durch den
unendlichen Strom aus Regen konnte er deutlich erkennen, dass die Entfernung
wieder größer geworden war. Das kleine Boot kämpfte mit dem zunehmenden
Wellengang, außerdem fuhr Rudjard weiter einen harten Steuerbordkurs und dachte
gar nicht erst daran, das Ruder langsam wieder herumzureißen. Die Freude
darüber hielt sich jedoch in engen Grenzen, denn schon im nächsten Moment
musste Bloemberg feststellen, dass die Killer ihren Kurs heftig korrigierten
und jetzt genau auf sie zurasten. Das konnte nichts anderes bedeuten, als dass
sie in diesen Sekunden zum finalen Angriff ansetzten. Mit seiner Kraft am Ende
lehnte sich Bloemberg resignierend an die Bordwand und sah den völlig
aufgelösten Surveillant an. Dessen Hände hatten sich um das Ruder verkrampft
und die Augen, wären sie nicht festgewachsen gewesen, wären ihm vor lauter
panischer Angst vermutlich aus den Augenhöhlen gesprungen. Möglicherweise war
es ganz gut, nicht mitansehen zu müssen, was als Nächstes passieren würde. Bloemberg
legte dem jungen Mann beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Lass gut sein, Ronald. Ich glaube, du
brauchst das Ruder jetzt nicht mehr festzuhalten. Der Plan hat nicht
hingehauen.“
„Aber… aber… was… was machen wir denn jetzt?“,
fragte Ronald und weigerte sich strickt, das Ruder einfach loszulassen.
Bloemberg lächelte traurig, er war erstaunt,
dass der Surveillant noch immer nicht die Hoffnung aufgegeben hatte. Die
Motorengeräusche zweier 250 PS Motorbootsmaschinen waren jetzt deutlich zu
hören. Keine 20 Meter trennten die beiden Wasserfahrzeuge mehr voneinander.
„Tut mir leid mein Junge. Ich habe keinen Plan
mehr. So wie es aussieht, war es eine dumme Idee das Boot zu nehmen“, sagte
Kees und hörte dabei wie das wütende Röhren der PS-starken Maschine langsam
ruhiger wurde. Was allerdings nur ein Indiz dafür war, dass die Killer sie
erreicht hatten. Blieb nur noch abzuwarten, was sie jetzt vorhatten. Ohne allzu
viel Hoffnung legte Kees die Hand an sein Pistolenhalfter und zog seine
Dienstwaffe heraus, nur um sie im nächsten Moment wieder fallen zu lassen. Über
seinen Kopf hinweg flog eine Handgranate. Das handliche Sprengutensil landete
genau zwischen Ronald Rudjards Beinen. Der schrie vor Aufregung, reagierte aber
sonst nicht. Kees stürzte geistesgegenwärtig nach vorn, griff nach der
gefährlichen Sprengladung und warf sie im hohen Bogen zur Steuerbordseite aus
dem Boot. Eine Explosion ganz in der Nähe - nur drei, vier Sekunden später -
erschütterte den Rumpf des Segelbootes. Danach vernahm Kees Bloemberg das
hässliche Lachen von Männern, die sich einen Spaß daraus machten, sie mit
möglichst großer Genugtuung aus dem Leben zu schicken.
Hassan lachte so laut und intensiv, dass er
beinahe aus dem Motorboot fiel. Glück für ihn, dass er sich mit einem Seil am
Sitz festgezurrt hatte. Eigentlich hatte das nur dafür gesorgt, dass er trotz
des schwer hin und her schaukelnden Motorbootes ordentlich zielen konnte, jetzt
jedoch half es ihm dabei, nicht über Bord zu gehen. Sie hatten mit großer
Schadenfreude zugesehen, wie sich eines ihrer Opfer - bei dem Versuch das Segel
zu hissen - beinahe selbst über Bord geschmissen hätte. Da das aber nicht
passiert war, mussten sie jetzt eben dafür sorgen und das Boot konnte man
praktisch in einem Arbeitsgang versenken. Joe hatte diese Art von Auftragsmord
gerade eben mit dem schönen Namen „Schiffe versenken“ bedacht und das traf es
ziemlich gut. Man benötigte lediglich ein paar Granaten und ein wehrloses
Opfer. Voller Zufriedenheit zog Hassan den Stöpsel aus der nächsten highly
explosive handgrenade und warf sie
Weitere Kostenlose Bücher