Sonne, Wind und Mord (German Edition)
im hohen Bogen auf das zehn Meter
entfernte Segelschiff.
„Hier kommt noch eine! Ihr Ahabs! Viel Spaß
damit!“, rief er gehässig. Das war ein lustiges Spiel. Und das Beste daran war:
sie würden letztlich die Gewinner sein.
Kees Bloemberg hechtete hinter der Granate her
und verhinderte auf den letzten Zentimetern, dass sie den Niedergang hinunter
fiel. Auch diese schleuderte er unkontrolliert von Bord der Yacht. Eine
Detonation - näher als die vorige - erschütterte das gesamte Schiff.
Die spielen mit uns!
Diese Bastarde spielen mit uns!
Das traf den Nagel ziemlich genau auf den
Kopf. Mehr als das war es tatsächlich nicht. Schnell jedoch wurde dieses Spiel
einseitig und langweilig, außerdem regnete und stürmte es immer heftiger. So
musste Kees nur noch hinter zwei explosiven Wurfsprengladungen herspringen, um
sie innerhalb kürzester Zeit von seinem Schiff zu befördern. Danach hatten die
Killer scheinbar genug gespielt. Es flog keine Granate mehr und auch Schüsse
waren keine zu hören. Das einzige, was durch die Wand aus prasselndem Regen und
heulenden Sturmböen zu hören war, waren die Motoren des Motorbootes, das sich
langsam fortbewegte. Den Geräuschen nach fuhren die Killer in Bugrichtung. Die
Isabella war derweil beinahe wieder zum Stehen gekommen, hatte Ronald doch das
Ruder noch immer nicht los gelassen. Erneut liefen sie Gefahr, genau in den
Wind hereinzufahren. Das war allerdings zweitrangig.
Als Kees Bloemberg sicher war, dass keine
Granate mehr angeflogen kam, griff er nach der Waffe, die er fallengelassen
hatte. Irgendetwas führten diese Kerle im Schilde. Um herauszufinden was das
war, blieb ihm nichts anderes übrig als nachzuschauen. Er hob leicht den Kopf,
so dass er gerade so über die Bordwand spähen konnte. Ihm blieben nur Sekunden,
ehe eine Salve in seine Richtung flog. Die reichten allerdings völlig aus. Ganz
vorn am Bug, höchstens einen Meter entfernt davon, fuhr das Motorboot parallel
zu ihnen. Einer der beiden Insassen hantierte mit Panzertape und drei Granaten
herum. Bloemberg lugte noch einmal. Noch bevor eine Feuersalve vor Kees
Bloemberg niederging und er reflexartig wieder in Deckung hechtete, hatte er
verstanden, was da vorn vor sich ging. Die Killer bauten eine Haftbombe. Dazu
banden sie mehrere Granaten mit Klebeband zusammen, zogen den Stöpsel und
schleuderten die scharf gemachte Bombe dann auf das Objekt. Der Vorteil: Durch
das Klebeband rollten die Granaten nicht weg, sondern blieben auf der glatten
Oberfläche kleben, wo sie zusammen eine mächtige Detonation auslösten...
auslösen würden, wenn Kees und Ronald nichts unternahmen. Das war einfachste
improvisierte Kampfausbildung. Der Inspektor starrte hilfesuchend in alle
Richtungen. Das flatternde Segel fiel ihm ins Auge, sowie der vibrierende
Segelbaum. Er traute seinen Gedanken fast selbst nicht, aber plötzlich hatte er
die Lösung. Überraschung war Trumpf. Kees riss die Pistole hoch über die
Bordwand und feuerte einige Schüsse ab. Reine Ablenkung, im Idealfall traf er
einen von ihnen.
Joe und Hassan zuckten zusammen. Man schoss
auf sie, aber man traf sie nicht. Joe, der mittlerweile eines der beiden
Sturmgewehre in der Hand hielt, erwiderte das Feuer. Hassan bastelte dabei
hektisch weiter an seiner kleinen Bombe. Die Idee mit der Haftbombe hatte er in
seiner Zeit bei der Terrorzelle kennengelernt, sie bisher jedoch nie irgendwo
umsetzen können. Dabei war es eine einfache geniale Sache, vor allem wenn man
wollte, dass die Granate genau dort explodierte wo sie aufschlug. Er umwickelte
die explosive Ladung gerade mit einem letzten Streifen Panzertape, dann war
alles bereit. Stecker ziehen, werfen, verschwinden. Auftrag erledigt.
„Soll ich?“, rief er Joe zu, der gerade wieder
den Heckbereich des Schiffes unter Beschuss nahm und ihn nicht hörte. So fällte
Hassan die Entscheidung allein. Es war jetzt endgültig genug. Er schaute auf
sein Bastelwerk, dann auf das Boot. Er atmete tief durch. Er wusste, er hatte
nur einen Versuch. Wenn er vorbei warf, nutzte alles Klebeband nichts, dann
würden sie doch an Bord gehen müssen und das barg ein nicht unerhebliches
Risiko. An Hassans Ohr drang das laute Knallen des Sturmgewehrs, der Wind, der
Regen. Der Killer nahm den rechten Arm zurück, holte Schwung und zielte. Ideal
wäre eine Detonation knapp oberhalb der Wasseroberfläche gewesen. Eine Sekunde
verging, dann hatte er eine geeignete Stelle gefunden, griff mit der freien
Hand nach dem Stöpsel
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