Sonne, Wind und Mord (German Edition)
paar
verpackte Cannabisknospen daraus hervor, dann förderte er ein wenig Drehtabak
und Zigarettenblättchen hervor und begann damit, sich einen Joint zu drehen.
Ein wahres Wunder wie wasserdicht diese geruchskompensierenden Beutelchen doch
waren. Mit geübter Hand benötigte er keine zwei Minuten dafür. Ehe er den
Drogenstängel am Zigarettenanzünder ansteckte, sah er sich noch einmal
verstohlen um. In der Schwärze der Nacht konnte er niemanden sehen. Davon
beruhigt, genehmigte er sich einen ausgiebigen Zug und behielt ihn lange in der
Lunge, so dass der Rauch seine volle Wirkung entfalten konnte.
Ronald hatte die Zigarette noch nicht halb
aufgeraucht, da begannen ihm seine Augen böse Streiche zu spielen. Aus den
angrenzenden Dünen heraus kam eine düstere Gestalt direkt auf den Wagen zu.
Ronald kniff die Augen zu, machte sie wieder auf und konnte sich ein blödes
Lachen nicht verkneifen. Er hatte heute so viel Schreckliches erlebt, da war
diese Einbildung geradezu harmlos. Stutzig wurde der junge Mann erst, als die
Gestalt keine fünf Meter vom Auto entfernt anhielt, eine Waffe zog und genau
auf ihn zielte.
Im letzten Moment riss der Surveillant den
Kopf zur Seite. Pistolenschüsse hallten, Kugeln durchschlugen die Frontscheibe,
Glas splitterte. Ronald schrie, oder nicht? In seinen Ohren klang es
seltsam verzerrt, selbst der Schmerz über die Kugeln, die ihn im nächsten
Augenblick trafen, wirkten eigenartig taub. Beinahe verwundert blickte er an
sich selbst herunter. Rote Flüssigkeit tränkte seine Uniform. Das war Blut. Er
war getroffen, er würde sterben, was für ein lustiger Gedanke…
Ronald fiel der Joint aus der Hand, um seine
Augen herum begann sich alles zu drehen. Die Gestalt vor dem Auto war zumindest
verschwunden, so als wäre sie nie da gewesen. Ronald war allein, ganz allein.
Er schloss die Augen, alles war ruhig und mit einem Ausdruck sonderbarer
Entspannung verlor er das Bewusstsein.
***
Es war nur der akuten Enge des Schachtes zu
verdanken, dass Bloemberg nicht unkontrolliert ins Verderben stürzte, sein
Oberkörper prallte mit dem Rücken gegen die Wand, seine Füße blieben sicher auf
den Holmen stehen. Der Absturz war fürs Erste abgewendet, allerdings hing Kees
jetzt wie ein Keil in dem Schacht und es kostete ihn einen Großteil seiner
wenigen Kraft, die betäubten Hände irgendwie wieder an die Leiter heran zu
bekommen. Nach der Schrecksekunde verharrte der Inspektor einige Minuten auf
derselben Höhe und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Schließlich erkannte
er, dass sich an seinem Sauerstoffmangel bei der Kälte und der Luftfeuchtigkeit
kaum etwas ändern würde. Er musste weiter. Knapp fünfzehn Meter trennten ihn
noch von der Luke. Fünfzehn Meter, vier Sprossen je Meter, sechzig Sprossen bis
zum Ziel. Kees setzte sich in Bewegung. Er zählte jede einzelne überwundene
Sprosse. Quälte sich, verharrte immer wieder, weil die Muskeln nicht weiter
wollten. Quälte sich weiter und zählte. Er zählte und zählte. 49… 50… 51.
Verdammt, ich kann nicht mehr!.... Ich bin am Ende… 52… 53… Ein Stück noch… nur
noch ein Stück…54… Luft, ich brauch Luft. Atme!... 55… 55… 55… Los, du
Schlappschwanz!... 56… noch vier… noch vier….57… Ich bekomme keine Luft!... 58…
noch zwei… 59… AAAARGH….
60!....................................................................... Ich
bin… ich bin oben… Verdomme! Ich habe es geschafft…
Kees Bloemberg hing in fünfzig Metern Höhe
direkt unter der Luke, die seine letzte Chance auf Flucht aus dem eisigen
GWC-Labyrinth bedeutete. Er hatte keine Kraft mehr… jeder Muskel seines Körpers
zitterte vor Schmerz und Überlastung. Kees hatte sich an die Grenze des
Möglichen getrieben und doch wäre alles vergeblich gewesen, wenn sich Luke
dreiundsechzig nicht öffnete. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmte Kees seinen
Rücken gegen die eiserne Luke, presste die Beine durch und warf sein ganzes
Gewicht gegen den eisernen Verschluss des Schachtes. Höllische Schmerzen durchfuhren
ihn. Er schrie. Das war sein einziger Versuch! Für einen weiteren würde es
nicht mehr reichen.
Sie bewegt sich
nicht!...
F…k… Komm schon!
Es quietschte, es ächzte, die Luke bewegte
sich. Sie gab nach, sie gab tatsächlich nach. Kees Bloemberg atmete innerlich
auf, er war gerettet, zumindest fürs Erste.
Der Inspektor lag bäuchlings auf dem
Betonboden. Um ihn herum befanden sich große Druckkessel,
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