Sonne, Wind und Mord (German Edition)
diese
leichtsinnige Idee wäre wahrscheinlich nur jemand wie Ronald Rudjard gekommen.
Vorsichtig tastete sich Kees Bloemberg weiter voran. Er kam dem
Haupteingangsbereich näher, zumindest glaubte er das und auch das Stimmengewirr
wurde zusehends deutlicher, schien aber noch immer kilometerweit weg.
Er hatte schon ein paar Minuten lang den Flur
durchschritten, da wurde er von einer massiven gläsernen Zwischentür
aufgehalten. Seine Finger tasteten nach der Klinke und fanden sie zügig. Er
griff danach und zuckte im selben Moment zurück, als seine Finger das Metall
berührten. Eine dickliche undefinierbare Flüssigkeit klebte daran. Blut ,
schoss es Bloemberg direkt durch den Kopf, dicht gefolgt von den Gedanken an
Linda Farber, die vor mehreren Stunden von ihm getrennt worden war.
Entschlossen wanderte seine Hand zurück zur Klinke und drückte sie herunter.
Beim Öffnen der Zwischentür gab es ein leises Knacken, das aber durch die große
Stille hallte wie ein Pistolenschuss. Kees lief es kalt den Nacken herunter.
Der Inspektor zögerte eine Weile und horchte in die Dunkelheit, bevor er seinen
Weg fortsetzte.
Bloemberg erreichte das Eingangsfoyer des
Gebäudes und atmete ein wenig auf, als er der Dunkelheit des fensterlosen
Flures fürs Erste entkommen war. Hier war es zwar auch nicht wesentlich heller,
aber die große Glasfront ließ zu, dass er in etwa erkennen konnte, wohin er
trat. Seine Schritte hallten leise über den steinernen Fußboden des
Eingangsbereiches. Er stand jetzt vor einem Lageplan, der auf einem kleinen
Sockel neben einer Treppe aufgebaut war, die sowohl nach oben als auch nach
unten führte. Mühsam versuchte der Inspektor etwas auf der Tafel zu entziffern,
bei dem wenigen Licht war das kaum möglich.
ECN - Facility for
Winden- en Zonnenenergieonderzoek - stand ganz oben auf der Tafel, darunter war eine Einteilung in
die einzelnen Bereiche, die allerdings so klein geschrieben war, dass Kees
nichts erkennen konnte. Es blieb ihm also nichts übrig, als weiter seinem Gehör
zu folgen und das veranlasste ihn dazu, den Treppenstufen in die unteren Etagen
zu folgen, denn von dort tönte das Streitgespräch zu ihm herauf.
Mitten auf der Treppe zuckte Kees noch einmal
zusammen, als er ein weiteres Mal ein Knacken vernahm, das in dem Flur seinen
Ursprung genommen hatte, aus dem er erst vorhin gekommen war. Er zielte mit der
Waffe in die entsprechende Richtung und blickte angestrengt in die Dunkelheit,
kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er konnte sein Herz
deutlich klopfen hören und das Blut, das durch seinen Körper rauschte,
gesättigt mit Adrenalin. Sekunden vergingen und abgesehen von diesem einen
Knacken war nichts mehr zu hören.
Zwei Minuten verharrte der Inspektor auf der
Treppe ohne sich zu bewegen, bis er schließlich der Meinung war, dass es doch
keinen Grund zur Beunruhigung geben konnte. Vermutlich hatte er sich einfach
etwas eingebildet. Er war nicht ganz frisch, sein Körper und sein Geist waren
noch immer erschöpft. Vermutlich litt er schon an Wahnvorstellungen. Er
schüttelte den Kopf und atmete tief ein.
Ganz ruhig, Bloemberg,
ganz ruhig!
Langsam stieg er die Treppe herunter. Schnell
erreichte er das erste Untergeschoss. Das Stimmengewirr wirkte jetzt schon
deutlich näher, aber es befand sich noch immer irgendwo tief unter ihm. Wie
weit die Treppe ihn noch nach unten führen würde, wusste er nicht, trotzdem
galt es herauszufinden, woher diese Stimmen kamen, denn die Möglichkeit war
groß, dass er dort auch Linda Farber wiederfinden würde.
Die breiten Stufen führten ihn noch vier
Stockwerke in die Tiefe bis er schließlich im fünften Untergeschoss ihr Ende
erreichte. Von hier aus gelangte er automatisch in einen beleuchteten Flur und
blieb angespannt vor einer angelehnten gläsernen Zwischentür stehen. Der
Schriftzug auf der milchigen Scheibe ließ seine Alarmglocken läuten.
Energieonderzoekprojecten
PD. Edgar Wilm Van Kessner
Die Stimmen waren jetzt ganz nahe. Zwei Männer
stritten sich in einer ungeahnten Lautstärke. Kees Bloembergs Nackenhärchen
stellten sich auf. Er schob sich lautlos durch die Tür und war jetzt nah dran.
Die Dunkelheit bot ihm keinerlei Schutz mehr, der ganze Flur lag im Licht der
Neonröhren, die an der Decke installiert waren. Noch hatte man ihn allerdings
nicht bemerkt. Vorsichtig schob er sich weiter voran, bis er den gesamten Flur
durchschritten hatte und vor einer, ebenfalls nur angelehnten, roten Bürotür
zum Stehen
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