Sonne, Wind und Mord (German Edition)
dort zu verweilen wo er war, aber der glatte Betonboden bot ihm
keinerlei Halt. Er rutschte auf dem Rücken liegend langsam nach hinten, stemmte
voller Widerstand die Füße gegen den Boden, wurde vom Sturm in derselben
Sekunde kopfüber nach vorn gerissen, schlug mit dem Gesicht erbarmungslos auf
den Beton.
Joe lag auf dem Bauch. Er schmeckte Blut in
seinem Mund, seine Lippe war aufgeplatzt. Zunehmend beunruhigt versuchte er,
sich noch mal aufzurappeln und fiel erneut vorn über. Erst jetzt bemerkte er,
wie sein Körper erst langsam, dann schneller und immer schneller über den Boden
schürfte. Er hinterließ eine rote Blutspur auf dem rauen Untergrund. Dann
erkannte er durch den Nebel ein rotierendes graues Ei. Es drehte sich mit
wahnsinniger Geschwindigkeit. Angst einflößend schnell. Verzweiflung stieg in
die Augen des Killers. Der Sturm wurde noch stärker und riss ihn einfach mit.
Joe strampelte mit Armen und Beinen, vermochte sich gegen den Wind aber nicht
mehr zu wehren. Der blonde Hüne wurde weiter und weiter nach vorn gerissen,
unerbittlich, immer näher auf das rotierende Etwas zu. Es kam näher und näher.
Wurde größer, größer, riesig! Zehn Meter, fünf Meter, einen Meter. An Joes
Ohren drang ein scharfes Surren. Er schloss die Augen und wusste, das war sein
Ende.
Linda schrie vor Entsetzen und schloss gleich
darauf die Augen als der Körper des Auftragsmörders, Kopf voran, in die
Rotorlamellen getrieben wurde. Ein Geräusch, wie wenn man einen Strohhalm in
einen Ventilator hielt, ertönte für nicht einmal drei Sekunden, dann war der
Körper des Mannes völlig verschwunden.
Alle Augen waren auf den rotierenden Prototyp
gerichtet.
Kees blieb unbeeindruckt, er behielt einen
klaren Kopf und nutzte die Sekunden der allgemeinen Faszination. Leise nahm er
Linda bei der Hand…
Jon und Dennis widmeten ihre ganze
Aufmerksamkeit im Folgenden dem schnell rotierenden Ei. Sie hatten fasziniert
zugesehen, wie der Auftragskiller vom Dareiusrotor völlig vernichtet worden
war. Um sicher zu gehen, dass es auch dabei blieb, warteten sie noch eine
Minute und bewunderten die unbändige Kraft, mit der sich der Rotor im Windkanal
drehte. Diese Konstruktion war perfekt!
Der Informatiker betätigte den Schubregler und
die Turbine stellte langsam ihren Betrieb ein. Als alles wieder still dalag,
war die Faszination noch größer geworden. Nicht ein Blutfleck war von Joe
übriggeblieben und umso erfreulicher empfand Jon die Tatsache, dass keine der
Lamellen beschädigt worden war, ein weiterer Beweis für die Stabilität des
Materials und der Konstruktion.
„Und wieder mal ein erfolgreicher Test mit
einem erfolgsversprechenden Produkt“, konstatierte Jon völlig zufrieden. Nur
mit Mühe konnte er seinen Blick von der noch immer völlig intakten Konstruktion
losreißen, die soeben einen ganzen Menschen - perfekter als jeder Mixer -
zerkleinert hatte.
„Ihr seid die Nächsten“, sagte er schließlich
boshaft und drehte sich herum.
Sein Atem stockte für eine Sekunde.
„Das darf doch nicht….!“
Von Linda und Kees fehlte jede Spur.
Wie ein wild gewordener Pavian rannte Jon aus
dem Controlling -Raum.
Dennis blieb zuerst wie versteinert zurück.
Dann schweifte sein Blick auf die vielen Geldscheine, die überall verteilt
herumlagen und seine Gier war geweckt. Statt Jon bei der Jagd zu helfen, bückte
er sich nach dem geöffneten Koffer und begann damit - schön säuberlich - die
Scheine aufzuraffen. Eine bessere Gelegenheit würde sich ihm nicht wieder
bieten.
Tausend Sachen schossen Jon Ahnheem, dem
Informatiker, durch den Kopf. Er sah mit einem Mal wieder seine Felle
davonschwimmen. Jetzt, wo die Killer allesamt tot waren und sowohl Linda als
auch Inspektor Bloemberg wussten, wer das Projekt in Auftrag geben hatte und an
wen Jon es verraten wollte, konnte nur er selbst noch verhindern, dass sie
lebend davonkamen. Aber dafür musste er sie schleunigst einholen. Sie hatten
keine Waffe. Wenn er sie also erwischte, wären sie geliefert, aber dafür musste
er sich sputen. Wieso hatte er auch sein loses Mundwerk nicht halten können. So
etwas Dummes! Atemlos rannte er durch den Flur der Abteilung von Professor Van
Kessner. Hier war niemand. Er drehte um und lief ins Treppenhaus. Wo sonst
sollten sie auch hingerannt sein. Der Ausgang befand sich fünf Stockwerke über
ihm. Schnell hatte er die ersten Stufen genommen. Sie durften nicht entkommen
unter keinen Umständen!
***
Röchelnd kam Jon im
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