Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Wissenschaftlerin und der Inspektor sahen
den vor Aufregung und Scham rot anlaufenden Surveillant verwundert an.
„Ja… äh… guckt… oder hört euch doch mal zu…
ihr… ihr streitet wie zwei kleine Kinder…“, versuchte Ronald verzweifelt, sich
zu erklären und seine Stimme verlor wieder jegliche Selbstsicherheit. Für die
nächsten Sekunden herrschte absolute Stille im Wagen des Surveillants, dann
beschloss Kees Bloemberg, die Wogen zu glätten.
„Ronald… du hast recht, mein Junge… wir
sollten uns zusammenreißen.“
***
15:20 Rotterdam,
Innenstadt
Michael Greenly bahnte sich seinen Weg durch
die zahlreichen Limousinen, die vor dem hinteren Hoteleingang in Reihe standen.
Hinter den meisten der durchgehend schwarzen Oberklassewagen saßen noch die
Chauffeure. Kein Wunder, brachen die meisten politisch aktiven Gäste des
Nobelhotels doch bereits jetzt zum Konferenzzentrum auf, um bereits vor der
offiziellen Eröffnung, eher inoffizielle Gespräche untereinander zu führen.
Man musste kein Insider sein, um zu erkennen,
dass ein Umweltgipfel abseits der großen Bühne, ein Treffpunkt diplomatischer
Interessen und ein vortrefflicher Markt für leichtes und schweres Kriegsgerät
aller Art war. Greenly hatte oft genug mitbekommen, wie einige seiner
Landsleute, aber auch Europäer, Russen und Chinesen, lukrative Geschäfte mit
den Staaten des afrikanischen und asiatischen Kontinents gemacht hatten. Ihm
persönlich ließ das jedes Mal die Galle hochkochen. Er wollte gar nicht wissen,
wie viele Milliarden Dollar Entwicklungshilfe auf diesem Weg wieder zurück in
die Industrieländer flossen, während die Menschen in der Dritten Welt weiter
verhungerten, an Aids starben oder durch einen Bürgerkrieg dahingerafft wurden,
der mit eben diesen gehandelten Waffen geführt wurde.
Greenly passierte die
Sicherheitsschleuse und verschwand zu Fuß in seinen Mantel gehüllt. Mit einer
schwarzen Aktentasche in der einen und einem dunkelgrauen Regenschirm in der
anderen Hand huschte er in eine wenig benutzte Seitenstraße. Er hatte noch
knapp eine halbe Stunde Zeit, ehe er in einer Tapas-Bar mitten in Rotterdam zu
dem streng vertraulich anberaumten Treffen erscheinen musste. Wenn alles glatt
lief, würde er schon in eineinhalb Stunden wieder auf seinem Zimmer sein mit
allen Materialien im Schlepptau, die er benötigte, um diesem weltpolitischen
Zusammentreffen eine entscheidende Richtung zu geben. Trotz des starken Regens,
der niedrigen Temperatur und dem unheimlichen Zettel aus seiner Manteltasche,
von dem er noch immer nicht wusste, wer der Absender war, musste Greenly vor
freudiger Erwartung und Spannung grinsen. Das ist dein Tag Michael.
***
15:20 Provinz Zeeland,
Rudjards Wagen
„Habe ich das richtig verstanden? Wir brauchen
einen Internetzugang, möglichst… äh… kabellos...“, fragte Kees Bloemberg
nachdenklich, während er Ronald Rudjard anwies, die N57 in Richtung
Veere/Middelbourgh zu verlassen.
„Richtig, Bloemberg… Ich vermute, ich habe Van
Kessners Datei hier auf der DVD und dem USB-Stick, aber nur zusammen mit der
Datei aus dem Internet kann man sie auch verwenden.“
Bloembergs Stirn zog sich in Falten. Er dachte
angestrengt nach. Wieder war es Rudjard, der einen fixen Einfall hatte.
„Wie wär’s mit einem Fastfood Restaurant“,
schlug er vor.
„Hör auf, ans Essen zu denken, Surveillant,
dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit“, brummte der Inspektor und kratzte
sich am Kopf. Ihm wollte einfach nichts einfallen.
„Nein, Nein!“, widersprach Ronald. „Ich meine,
in vielen Schnellrestaurants gibt es Internet… äh…. ahm… Hot… äh… Hotspots.“
„Hot…spots?“
„Genau das ist es!“, rief Linda Farber von
hinten aufgeregt.
Kees winkte ab.
„Wir sind hier in einer sehr ländlichen
Gegend. In die andere Richtung, also in Richtung Rotterdam, wäre es kein
Problem, so eine Fastfood-Bude zu finden, aber hier? Hier werden wir höchstens
Backfisch und Matjesstände finden und die haben wohl kaum eure… Hot…spots.“
„Und was ist mit… äh… mobilem Internet?“
„Surveillant, kannst du bitte so reden, dass
ich auch was verstehe?“
„Oh…äh… Entschuldigung, Inspecteur. Mobiles
Internet. Das sind W-LAN-Karten oder –Sticks, die… äh… die man überall
verwenden kann, um ins Internet zu gehen. Eine recht neue Idee… aber… äh…
aber…“
„Hast du denn so eine LAN…Karte oder so einen
Stick, abgesehen von dem zwischen
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