Sonne, Wind und Mord (German Edition)
deinen Beinen?“, fragte Bloemberg trocken.
Der Surveillant zuckte mit den Schultern und
schüttelte dann entmutigt den Kopf.
„Also nein… Linda, du hast so etwas auch
nicht… so rein zufällig… oder?“
Wahrscheinlich hätte es an ein Wunder
gegrenzt, hätte Linda die Frage bejaht, stattdessen schüttelte auch sie
niedergeschlagen den Kopf. Eine unerwartet einkehrende Stille, die nur von
leiser Reggae Musik aus dem Radio und den aufs Auto trommelnden Regentropfen
gestört wurde, ließ die drei Insassen mit ihren Gedanken für sich sein.
Schließlich erhob der Inspektor erneut die Stimme und traf eine Entscheidung.
„Passt auf, wir machen Folgendes. Wir fahren
jetzt nach Veere rüber. Das ist ein kleiner Ort mit Segelyachthafen, keine zehn
Minuten von hier. Mein Segelboot liegt dort im Winterhafen. Ich rufe jetzt Bert
Van Heelig an. Das ist der Hafenmeister dort und … ein guter Freund von mir.
Ich sage ihm, er soll das Boot fertig machen und frage ihn, ob er euer
seltsames Wireless Internet hat. Wenn wir da sind und das Internet
funktioniert, lädst du“, er deutete mit dem Finger auf die Wissenschaftlerin,
„die Datei runter und kopierst Van Kessners Dateien auf deinen Computer. Vorher
schaust du dir bitte noch die 1. DVD an. Wer auch immer Jahn ist. Scheinbar
findet er es wichtig. Anders kann ich mir den Zettel hier nicht erklären.“ Er
wedelte noch einmal mit dem Stück Papier, das er mit den anderen Sachen im
Geheimfach gefunden hatte.
„Während du also den Computerkram erledigst,
machen wir in der Zeit das Boot startklar. Wenn du dann soweit bist, fahren wir
raus aufs Veersemeer. Das ist in etwa der Plan, den Hoofdcommissaris Van Houden
hatte und ich glaube, einen besseren finden wir derzeit nicht.“
Linda und Ronald schauten skeptisch. Das
Wetter wirkte mittlerweile stürmisch und bedrohlich. Keine guten
Voraussetzungen, um sich freiwillig aufs offene Meer zu wagen, das war selbst
den beiden klar, obwohl sie nie einen Fuß auf ein Segelboot gesetzt hatten.
„Das ist alles halb so wild“, versuchte
Bloemberg ihre Zweifel auszuräumen. „Das Veersemeer ist ein kleines Binnenmeer,
geschützt durch ein Sturmflutwehr. Es ist nicht viel mehr als ein See, der
Wellengang ist kaum vorhanden und hinausfahren können wir mit Hilfe des
Schiffsmotors ohne Segel. Es geht nur darum, möglichst sicher zu sein. Und was
könnte sicherer sein als ein fahrtüchtiges Segelschiff mitten auf einer freien
Wasserfläche? Da würde doch kein Verfolger dieser Welt drauf kommen?“
Ronald Rudjard fielen auf einen Schlag mehrere
Optionen ein, die ihm wesentlich besser gefielen, aber er erwiderte, genau wie
Linda Farber, nichts. So war es beschlossen.
***
„Da vorne links! Du Idiot!“, keifte Joe
unverhohlen drauflos und irritierte Hassan, der immer noch am Steuer des Wagens
saß.
„Links? Aber da ist nur eine kleine Straße.“
„Scheißegal! Sie sind genau dort abgebogen,
also fahren wir auch dahin! Fonso, bereite alles vor! Es wird nicht mehr lange
dauern!“
Hassan trat in die Eisen und zog kompromisslos
nach links. Der Gegenverkehr hupte und blinkte auf.
„Cazzo! Non!“, rief Fonso entsetzt von hinten.
Hassan stand mit dem Fuß schon wieder auf dem Gas und bog gerade noch ab.
***
„Aufs Meer raus? Bei dem Wetter? Kees has' du
noch alle Tassen im Schrank?“, fragte Bert Van Heelig von der anderen Seite der
Telefonleitung.
„Hör zu, Bert, es geht nicht anders. Wir sind
jetzt gleich da. Also schwing deinen Arsch aus dem Bett! Ach ja, du hast nicht
zufällig eine Internetverbindung bei dir zu Hause, oder?“
„Ähm doch… doch hab ich, aber Kees, das is
verrückt! Im Radio ham sie eben ´ne Sturmwarnung raus gegeben, für den frühen
Abend. Du kanns' nich' aufs Meer raus!“
„Doch, das können wir. Das Veersemeer ist auch
bei Sturm nicht mehr als ein kleines Gewässer ohne Wellengang. Das weißt du
doch am besten.“
„Aber…“
„Kein Aber! Wir kommen jetzt vorbei und du
machst schon mal alles bereit!“
„Aber…“
„Bis gleich.“
***
15:38 Veere, Winterhafen
Bert Van Heeligs Zuhause, wenn man es denn so
nennen wollte, lag mitten auf dem Gelände des Winterhafens der Ortschaft Veere
und bestand im Wesentlichen aus drei zusammengeschweißten, grauen
Hochseecontainern mit kleinen Fenstern und einer schlichten, nicht sonderlich
robusten Holztür. Auf dem flachen Dach befanden sich eine lange Funkantenne und
eine kleine Campingsatellitenschüssel. Ansonsten
Weitere Kostenlose Bücher