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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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der er sich gerade heftig stritt. Der Mann, der die
beiden Polizisten begleitet hatte, setzte sich mit den Worten: „Wenn Sie fertig
sind, melden Sie sich!“, schon wieder in seinen Dienstwagen und fuhr davon.
Kees und der Surveillant traten langsam zu den zwei übrig- gebliebenen
Personen.
     
    „Das können Sie nicht mit mir machen!“,
herrschte die Frau den Wachmann an.
    „Tut mir leid, aber ich habe meine
Anweisungen. Sie können ihn nicht sehen. Das darf ich Ihnen nicht erlauben. Zum
allerletzten Mal, bitte gehen Sie jetzt!“, blaffte der Mann zurück.
    „Verstehen Sie mich denn nicht? Dr. Van
Kessner war ein enger Vertrauter. Wir haben gemeinsam gearbeitet. Wir…“
    „Und wenn er Ihr Vater wäre; ich habe meine
Anweisungen! Sie können ihn nicht sehen.“
    „Aber die Polizei hat…!“
    „ Crimineel-Inspecteur Kees Bloemberg
von der Rotterdamer Polizei. Gibt es hier ein Problem?“, schaltete sich der
Inspektor in das Streitgespräch ein.
    Verblüfft drehte sich die Frau herum.
Bloemberg vermutete, dass sie etwa so alt war wie er, vielleicht ein bisschen
älter. Eine zierliche Gestalt mit ebenmäßigen Zügen, bei der die kleine
Stupsnase und die großen grünbraunen Augen genau am richtigen Fleck saßen. Das
hübsche Gesicht wurde von gewelltem, dunkelbraunem Haar flankiert. Ihre
Oberweite ließ sich unter dem braunen Wintermantel und dem grünen Wollschal nur
schlecht einschätzen. Man erkannte aber, dass dort wesentlich mehr als nur
flaches Land war.
    Irritiert sah die Frau direkt in Kees‘ Augen.
Sie wirkte verstört, wütend aber gleichzeitig verletzlich und voller Trauer.
Bloemberg vermochte nicht zu sagen, ob sie im nächsten Moment in Tränen
ausbrechen oder ihm mit ihren Fingernägeln in rasender Wut ins Gesicht springen
würde. Sie tat nichts dergleichen. Stattdessen straffte sie ihre Figur, ging
festen Schrittes auf den Inspektor zu und reichte ihm die Hand als hätte sie
soeben jemanden entdeckt, mit dem man vernünftig reden konnte. Ihr Händedruck
war verblüffend fest und bestimmt.
    „Hallo Inspecteur. Es ist gut, dass Sie
da sind.Mein Name ist Linda Farber, Mikrobiologin am ECN und
Mitarbeiterin des Verstorbenen. Und wir haben offensichtlich ein Problem.“
    ***
     
    9:58 Pier270,
Lagerhausdach C3
    „Wie ist der Plan nochmal?“
    Joe machte sich nicht die Mühe, den Kopf in
Hassans Richtung zu verdrehen. Stattdessen beobachtete er angestrengt die
kleine Ansammlung von Menschen, die rund dreihundert Meter entfernt standen und
sich ernst miteinander zu unterhalten schienen.
    „Schießen wir alle?“
    „Was, alle?“, fragte Joe gereizt und Fonso
schüttelte verächtlich den Kopf.
    „Na, ob wir alle umhau… umbringen jetzt?“
    „JA, JA, JA! Verdammt! Schnauze jetzt!“
     
    Hassan warf ihm einen erzürnten Blick zu und
wollte etwas entgegnen. Dann jedoch schien er die Sache noch einmal bedacht zu
haben. Zwar hatten sie, wie versprochen, ein ganzes Arsenal an tödlichen Waffen
vorgefunden. Nun hockten sie jedoch wieder auf dem Lagerhausdach herum und starrten
hinunter. Die Angaben des Auftraggebers waren präzise gewesen, dennoch hatten
sie sich im Containerwald verlaufen und die Sache nicht hinter sich gebracht,
ehe die Polizei eingetroffen war. Hassan streichelte über das blanke Metall
seiner MP5, einer - für seine Verhältnisse - handlichen Schnellfeuerwaffe mit
geringer Streuung und tödlicher Durchschlagskraft. Es wurde Zeit, dass sie
diesen Auftrag abschlossen und sich danach absetzten, dachte er und entsicherte
dabei leise das Maschinengewehr.

10:00 - 11:00
     
    10:02 PrivatflugMG328, Anflug auf
Rotterdam Airport
    Der Politiker Michael Greenly saß auf einem der mit weißem
Leder gepolsterten Sitze seines Privatjets und genehmigte sich einen Glenmorangie .
Neun Stunden Flugzeit lagen hinter dem 54-jährigen Kongressabgeordneten mit dem
lichten, schwarzgrau-melierten Haar und den ausdrucksstarken grünbraunen Augen.
Dennoch hatte er nicht eine Minute schlafen können. Das war ihm noch nie
passiert. Nachdenklich ließ er den Whiskeyschwenker in der Hand kreisen und sah
dabei durch das kleine Fenster nach draußen. Hier oben strahlte ihm die
Morgensonne entgegen; unter ihm aber lag eine dichte graue Wolkenmasse, die
sich bis in die Unendlichkeit zu ziehen schien.
    Am Boden wird es wohl recht ungemütlich
werden , vermutete er und
widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Flugzeuginneren.
    Greenly flog häufiger mit diesem Jet, meist innerhalb der
Vereinigten Staaten, um

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