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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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misshandelt worden war. Er
war wieder der Teenager, der aus einem komplett zerrütteten Familienverhältnis
stammte, der gezwungen gewesen war, sich seine Familie auf der Straße zu suchen
und sie in schlechter Gesellschaft, in der Nähe von Alkohol und Drogen gefunden
hatte. Er war wieder dieser Junge, der nach und nach begonnen hatte,
Brieftaschen an Bahnhöfen zu klauen, damit er sich von dem erbeuteten Geld noch
mehr Cannabis besorgen konnte. Dieser Junge, der an einem Herbsttag vor mehr
als 20 Jahren am Hofplein versucht hatte, dem damaligen Sozialarbeiter Bert Van
Heelig die Geldbörse zu entwenden. Er erinnerte sich daran, wie er kurz darauf
in Handschellen auf der Polizeiwache saß und eben dieser Bert Van Heelig ihn
lange stumm gemustert hatte. Die Erinnerungen daran waren ein wenig blass
geworden und trotzdem: er hörte in seinem Kopf die Worte, die Bert schließlich
zu ihm gesagt hatte.
    „Glaubst du das ist ein Leben? Anderen die
Brieftasche klauen, um dafür Stoff zu kaufen? Glaubst du nicht, man kann was
aus seinem Leben machen? Glaubst du es gibt keinen anderen Weg?“
    Die Worte hallten in Kees Bloembergs Kopf so
laut wider, als hätte Bert sie vor wenigen Sekunden ausgesprochen, dabei waren
annähernd 21 Jahre seit diesem Tag vergangen. Dem Tag, an dem Bert Van Heelig
ihm, dem kleinkriminellen kiffenden Jugendlichen die Hand gereicht hatte, statt
ihn auf direktem Wege ins Jugendgefängnis zu bringen. Kees Bloembergs Gedanken
kreisten um die Zeit, die darauf folgte, harte von Disziplin geprägte Jahre in
Bert Van Heeligs Segelschule und gleichzeitig soziales Jugendzentrum, die er
damals in Rotterdam besessen hatte. Jahre voller Entbehrungen, Jahre in denen
er, der Junge aus kaputtem Elternhaus, der auf seinem Weg nur Scherben
vorgefunden hatte, plötzlich in ein geordnetes Leben fand. Ein Leben, das dank
Bert Van Heeligs intensiver Betreuung und dem Ehrgeiz, den Bert bei ihm wecken
konnte, darin mündete, dass Kees Bloemberg mit 20 Jahren bei der Polizei
aufgenommen worden war. Dass er diese Ausbildung als Jahrgangsbester abschloss
und so letztendlich auf zwei soliden Beinen selbst im Leben stehen konnte. Ohne
Bert wäre das nie möglich gewesen. Kees dachte daran, wie sehr sich Bert Van
Heelig um ihn gekümmert hatte, wie viel Energie dieser Mann in ihn, den
verkommenen Sohn eines Alkoholikers investiert hatte. Wie viel Mut und
Vertrauen er ihm geschenkt hatte. Es war eine beispiellose Aufopferung gewesen,
denn Kees war, nach allem, was er in seiner Kindheit erlebt hatte, nicht gerade
einfach gewesen. Die Gedanken begannen sich schneller und schneller im Kreis zu
drehen, bis sie zu einem Strudel wurden, der Kees Bloembergs ganzes Sein zu
zerreißen schien. Ein Strudel, der alles fortriss und am Ende nur eine schwarze
einsame Leere hinterließ, in der nur eine einzige Erkenntnis blieb.
    Bert Van Heelig, der Mann, dem er alles
verdankte, war tot.
    ***
     
    „Hast du das verstanden, Bloemberg?“
    Die eindringliche Stimme des Hauptkommissars
riss den Inspektor zurück ins Jetzt.
    „Hoofdcommissaris?“, fragte er verwirrt und
spürte, dass ihm die Knie zitterten. Nur mit Mühe konnte er seine Emotionen
zurück halten. Er war hin und her gerissen zwischen Trauer und Wut.
    „Ich sagte, ihr sollt keine Dummheiten machen.
Ich will nicht, dass du etwas Unüberlegtes tust. Verstanden?“
    „Verstanden, Hoofdcommissaris“, antwortete
Kees und biss sich dabei auf die Unterlippe.
    Sie haben ihn umgebracht,
diese miesen Schweine haben ihn umgebracht. Dafür werden sie bezahlen!
    „Inspecteur? Inspecteur Bloemberg?!“
    „… Ja?“
    „Erzähl mir, was passiert ist.“
    „Entschuldigung, Hoofdcommissaris, ich brauch
einen Augenblick. Ich rufe zurück und erstatte dann Bericht“, bat Kees um
Verständnis und beendete das Gespräch, ehe Van Houden etwas erwidern konnte.
     
    Der Inspektor legte das Mobiltelefon weg und
ging langsam hin und her. Er wirkte wie ein nervöser Hund, den jemand vor einem
Supermarkt angekettet und dann allein gelassen hatte. Linda sah ihn betroffen
an. Sie vermochte nicht zu sagen, was im Kopf des Inspektors vorging, sein
Gesicht zeigte keine Gefühlsregung. Erst als er plötzlich nach der leeren
Flasche Wein griff, sie mit voller Wucht zu Boden schleuderte und dabei einen
markerschütternden Brüll losließ, erkannte sie, wie sehr zerrüttet er war. Der
Tod Bert Van Heeligs war ein schwerer Schlag für ihn. Der Inspektor griff nach
der zweiten Flasche, die auf dem Tisch stand

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