Sonne, Wind und Mord (German Edition)
aber es klang schwach und sie glaubte selbst nicht dran.
„Ich denke, du solltest lieber bei der
Wahrheit bleiben, wenn du nicht lügen kannst!“, stellte Kees Bloemberg giftig
fest. Er hasste es, wenn Leute logen.
Linda warf ihm einen bösen, verschämten Blick
zu, gab dann jedoch nach.
„In Ordnung, Bloemberg, in Ordnung. Ich wollte
nicht, dass er dir das Handy bringt, weil… weil wir niemandem mehr vertrauen
können und schon gar nicht jemandem wie Nicolas Van Houden. Die Art wie er mit
Ronald geredet hat, hat ihn verraten. Er wollte sofort wissen, wo wir sind, was
wir treiben. Irgendwas ist da im Busch! Ich kann nicht zulassen, dass wir…“
„Jetzt mach aber mal einen Punkt!“, rief
Ronald, der sich gerade wieder gefangen hatte und scheinbar erst nach und nach
begriff, dass Linda eigentlich gar nichts von ihm gewollt hatte.
„Nicolas ist mein Onkel. Er ist ein guter
Polizist, er ist Hauptkommissar und er hat mir eine Zukunft gegeben. Er ist
kein böser Mensch! Er ist nicht hinterhältig… so wie andere Leute.“ In seinem
Gesicht zeichnete sich etwas Beleidigtes ab.
„Dem muss ich uneingeschränkt beipflichten“,
sagte Kees Bloemberg ruhig. „Nicolas ist zwar etwas launig und schnell reizbar
und grundsätzlich ziemlich direkt, aber er ist ein guter Mensch. Wir können ihm
vertrauen.“
Linda sah skeptisch aus, trotzdem zögerte der
Inspektor nicht, ihr das Mobiltelefon aus der Hand zu nehmen.
„Hab ein bisschen Vertrauen, Linda“, beruhigte
er. Seine Stimme verlor etwas von der Schärfe, die zuvor noch recht bedrohlich
gewirkt hatte, während er die Nummer des letzten angenommenen Anrufs anwählte
und die entsprechenden Tasten auf dem Mobiltelefon betätigte.
„Ich weiß, das ist schwierig, vor allem in
unserer Situation, aber Nicolas können wir uns anvertrauen, keine Sorge.“
Das Handy wählte, der Inspektor setzte es ans
Ohr und schon drang Van Houdens Stimme an sein Ohr.
„Hauptkommissar Van Houden Polizei Rotterdam?“
fragte der dicke Polizeibeamte verdrossen.
„ Hier ist Bloemberg. Was ist los,
Hoofdcommissaris Van Houden. Sie haben eben bei Ihrem Neffen angerufen, nicht wahr?”, fragte
Kees.
“Inspecteur Bloemberg! Gut dass Sie anrufen!“
Van Houden klang von der einen zur anderen Sekunde wie ausgewechselt.
„Was zum Teufel ist los bei Ihnen und was ist
da unten in Veere passiert? Ronalds Auto wurde dort gesichtet, kurz nachdem man
einen Brand bei Bert Van Heelig gemeldet hatte.“
„Feuer? Aber wie?“
Kees Bloemberg wurde plötzlich von einer bösen
Vorahnung überrannt. „Entschuldigung, Hoofdcommissaris, einen Augenblick bitte…
Ronald, geh bitte an Deck und übernimm das Steuer, halte den Kurs, den wir im
Augenblick fahren, einfach das Ruder festhalten, in Ordnung mein Junge? Das
hier könnte etwas länger dauern.“ Der Surveillant nickte und verließ hastig das
Bootsinnere, ohne auch nur einen gekränkten Blick an Linda zu verschwenden.
„In Ordnung, ich bin wieder da. Also was für
ein Feuer?“, wollte Kees wissen, dem noch immer ein verdammt mieses Gefühl in
der Magengegend herum schwirrte.
„Ich hatte gehofft, du kannst mir das sagen“,
antwortete der Hauptkommissar t und begann dann zu erzählen, was ihm Kommissar
Beelham vorhin telefonisch mitgeteilt hatte.
„Es hat einen Brand gegeben, in Veere, auf dem
Gelände des Hafens, Bert Van Heeligs Containerkonstruktion. Man geht von
Brandstiftung aus…“
***
19:51
„…Bert ist tot, davon geht zumindest die
Polizei in Zeeland aus. Die Obduktion ist noch nicht abgeschlossen, aber ich
befürchte das Schlimmste.“
Kees verschlug es völlig den Atem als die
Worte an sein Ohr drangen. Zuerst wollte er es nicht wahrhaben.
„Bitte, Entschuldigung, was,
Hoofdcommissaris?“, fragte er mit belegter Stimme und seine Zunge wog dabei
schwer wie Blei.
„Es tut mir leid, Bloemberg. Ich weiß, wie
nahe er dir stand. Näheres kann ich dir leider auch nicht dazu sagen. Die
Polizei ist derzeit noch…“
Kees Bloemberg hörte nicht weiter, was sein
Vorgesetzter ihm zu sagen hatte. Die kalte Realität schlug härter auf ihn ein,
als jeder Schlag, den er von Joe und dessen beiden Kumpanen hatte einstecken
müssen.
Bert und Tod das passte einfach nicht zusammen…
Auf einmal war Kees Bloemberg mit den Gedanken
ganz weit weg.
***
Er war plötzlich wieder sechzehn. Seine Mutter
war zwei Jahre zuvor gestorben, nachdem sie jahrelang von ihrem
alkoholabhängigen Ehemann, seinem leiblichen Vater,
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