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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Größe und Reproduktionsfähigkeit zu prüfen und eine Schätzung über Wachstum und Gesundheit der Population anzustellen. Eine einfache kleine Naturstudie. Ein bisschen Spaß. Nun, dafür war jetzt keine Zeit mehr. Sie öffnete das Fangnetz und kippte die Krabbe hinaus, die sich zuerst in einem schiefen Kreis bewegte, bevor sie über ein weich mit Kiefernadeln bedecktes Stück Waldboden davonflitzte und unter einem Holunderbusch verschwand, der an einem Bach am Rand der Lichtung stand. Dann rief sie ihre Assistenten an, teilte ihnen die Neuigkeiten mit und sagte, dass der Angriff
offensichtlich von der radikalen grünen Fraktion der Regierung angezettelt worden war.
    »Ich möchte, dass Sie herausfinden, weshalb es meinen Kontaktleuten im Senat nicht gelungen ist, irgendeine Warnung abzusetzen, und weshalb Euclides Peixoto diese Neuigkeiten vor mir erhalten hat. Ich will wissen, wie viele Leute getötet und verletzt wurden, und ich will wissen, was mit den Überlebenden geschehen ist. Ob sie gefangen gehalten werden, ob Anklage gegen sie erhoben werden soll, und ich will, dass sich meine Anwälte in Brasília so schnell wie möglich als gesetzliche Vertreter zur Verfügung stellen. Ich will einen Informationsabgleich sämtlicher Nachrichten über diese Gräueltat, die Reaktionen der Regierungen der Europäischen Union, der Pazifischen Gemeinschaft und den Unterzeichnern des überarbeiteten Antarktisabkommens. Aber als Allererstes brauche ich ein Landungsboot. Ich muss nach Paris, mit Berry sprechen.«
     
    Sri hatte Berry mitgenommen, als sie in das Gartenhabitat umgezogen war. Sie hatte Hauslehrer angestellt, um die Lücken in der bruchstückhaften Ausbildung ihres Sohnes zu schließen, hatte ihn verwöhnt, indem sie ihn mit Tieren und Vögeln versorgt hatte, die er in dem Waldgürtel jagen konnte, hatte ihn auf Reisen zu den sogenannten freien Städten Camelot auf Mimas und Athen und Spartica auf Tethys mitgenommen, und hatte ihr Bestes getan, um seinem Leben eine Richtung und Struktur zu geben. Dann, an seinem sechzehnten Geburtstag, hatte Berry sich bei der Luft – und Raumwaffe beworben und war rundweg abgelehnt worden. Er hatte Sri dafür die Schuld gegeben und auch für alles andere, das seiner Meinung nach in seinem Leben schiefgegangen war. Nach einer Reihe dramatischer Auseinandersetzungen und Szenen war er nach Paris gegangen,
und dort wollte Sri ihn jetzt besuchen. Sie war noch immer in ihre eisige Ruhe gehüllt, während sie ein Schiff über die relativ flache Mondlandschaft steuerte, am äußeren Ende des Raumhafens auf dem Grund des Romulus-Kraters landete und in einem militärischen Raupenkettenfahrzeug in die Stadt fuhr.
    Der zuständige Unteroffizier des Depots, das sich neben den Luftschleusen des Güterbahnhofs befand, sagte zu Sri, dass sämtliche Dreiräder verliehen seien. Sie konnte entweder warten oder zu Fuß gehen. Sie versuchte Berry zum zehnten oder zwölften Mal anzurufen, doch er war noch immer nicht zu erreichen. Also ging sie zu Fuß, in einer Gangart, die an die niedrige Schwerkraft angepasst war und die sie schon vor langer Zeit perfektioniert hatte, an stillen Fabriken, Lagerhäusern und unbewohnten Wohnblocks vorbei, deren Wände mit Graffiti von den Soldaten der Besatzungsmacht bedeckt waren: verrückte bunte Galerien von Regimentsabzeichen, Parolen, kämpferischen Sprüchen und obszönen Zeichnungen.
    Die Straßen waren verlassen. Bis auf ein paar Hundert unentbehrliche Arbeiter war es Außenweltlern nicht erlaubt, innerhalb der Stadtgrenzen zu leben, und Militärpersonal wohnte und arbeitete innerhalb der Grünen Zone im Stadtzentrum oder in den Büros und Wohngebäuden in der Umgebung des Bahnhofs oben auf dem langen Abhang des Parks. Die Luft unter dem Zeltdach war kühl und abgestanden, wie in einem verschlossenen und verlassenen Haus. Das halblebendige Gras, das die Allee bedeckte, war neu gepflanzt worden und von intensivem Grün, doch die Palmen, die die Straße auf beiden Seiten säumten und die nach dem Krieg gesetzt worden waren, um die berühmten Esskastanienbäume der Stadt zu ersetzen, starben langsam ab, die fächerförmigen Blätter ihrer Kronen wurden gelb
oder waren bereits braun und vertrocknet. Mitten auf einer großen Straßenkreuzung lag die Statue eines Astronauten in einem antiken Druckanzug, die von ihrem Sockel gestürzt war; der Park dahinter war eine Senke trockenen Staubs, durchzogen von Reifenspuren. Eine Arkade mit Werkstätten von

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