Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
transportierte Offiziere zwischen den Basen hin und her, beförderte kleine Ladungen zu anderen R & S-Lagern oder zum Verwaltungshauptquartier der Region in Austin. Es war allgemein bekannt, dass ein Großteil davon Luxusgüter für die höheren Offiziere waren, doch Cash war das völlig egal. Er flog an jeden Ort, an den man ihn schickte. Es gefiel ihm, weil er gerne flog und Routine hasste, und es diente dem Geschäft seines Onkels, weil er außerplanmäßige Stopps einlegen und allerlei geheime Fracht abladen konnte.
Die Dürreperiode nahm kein Ende. Es hatte seit Frühlingsbeginn nicht mehr geregnet. Der Sommer dehnte sich in die Länge, heiß und trocken und endlos. Flüsse schrumpften in ihren Flussbetten zusammen. Sandstürme führten dazu, dass sich die Wüste im Westen und Süden ausdehnte und die jahrzehntelange Arbeit des R & S-Korps zerstörte. Brände fraßen sich durch zehntausend Hektar aufgeforsteter Wälder nördlich von Bastrop, und heiße Winde trieben Rauch und Ruß durch die Stadt. Die Produktion der Stadtfarmen befand sich wegen Strom – und Wasserknappheit auf einem Tiefstand. Die Lebensmittelrationierung wurde streng umgesetzt. Es gab mehrere schwere Zusammenstöße, als die Polizei versuchte, die Menschen davon abzuhalten, Bastrop und andere Städte der Umgebung zu verlassen, um
auf dem Land hamstern zu gehen. Freiheitsreiter bekannten sich zu zahlreichen Sabotageakten. Im Osten von Dallas entführte eine Gruppe Lastwagen, die Lebensmittel für das Militär transportierten, und verteilte sie an hungrige Bürger.
Die Hälfte des R & S-Korps wurde als Sicherheitskräfte eingesetzt, die Wache an Straßensperren standen oder an Brennpunkten patrouillierten. Howard Baker stellte die Schmuggeloperation ein, weil es zu viele Fremde auf dem Stützpunkt gab und jede Fracht, die kam oder ging, überprüft wurde.
»Wir gehen in Deckung und sitzen das aus«, sagte er zu Cash. »Wenn es vorbei ist, werden uns unsere Freunde anflehen, ihnen mehr von unserem Zeug zu liefern.«
»Wenn es ihnen nicht in der Zwischenzeit gelingt, ihre Revolution in Gang zu bringen«, sagte Cash.
»Sie reden seit Ewigkeiten von Revolution, aber die wird niemals stattfinden. Sicher, sie ziehen gerade einen Vorteil aus den Unruhen, aber die hören auch wieder auf. Ehe man es sich versieht, ist alles wieder beim Alten.«
Als Cash eines frühen Abends vom Columbus River nach Austin flog, um Tiefkühlboxen mit Krabben und Garnelen für einen Empfang höherer R & S-Offiziere mit dem Bezirksgouverneur auszuliefern, sah er Rauchsäulen aus dem westlichen Teil der Stadt aufsteigen – von den flachen, baumbestandenen Hügeln, wo die Reichen und Mächtigen ihre Häuser hatten. Es gab Brände entlang der Kanäle des Hondo River, und eine Rauchwolke breitete sich über die halbe Stadt aus und ließ den Sonnenuntergang noch dramatischer aussehen als sonst.
Die Flugsicherung wies ihn an, der Zone auszuweichen und eine scharfe Kurve nach Süden und dann in Richtung Westen zu fliegen, um die R & S-Basis zu erreichen. Er landete
und rollte zu den Hangars, und der Sergeant, der die Meeresfrüchtelieferung entgegennahm, erzählte ihm, dass einige Leute versucht hätten, den trockenen Hondo-Kanal hinaufzumarschieren – eine große Demonstration gegen die Wassernutzung in den Gärten der Reichen, angeführt vom Erzbischof von Austin.
Cash, der daran denken musste, wie sehr sich der üppige grüne Bewuchs in dem Reichenviertel von den versengten und staubigen Brauntönen der übrigen Stadt unterschied, kam zu dem Schluss, dass sie nicht ganz Unrecht hatten.
Der Sergeant war ein Veteran, der eine Klappe über seiner leeren rechten Augenhöhle trug, und an dessen linker Hand drei Finger fehlten. Er war von der schroffen und kurz angebundenen Sorte, einer, der stets genau wusste, wem die Schuld für etwas zu geben war. »Früher war es mal so, dass die Familien als Erste Opfer brachten. Ich erinnere mich an Zeiten, das muss so dreißig Jahre her sein, als es Lebensmittelrationierungen gab, die schlimmer waren als die hier. Und die Familien haben ihre Gärten und Parks umgegraben, um Getreide und so was anzubauen. Sie haben Hefekulturen gegessen, wie wir anderen auch. Aber heutzutage glauben sie anscheinend, sie können machen, was sie wollen. Das Volk muss sich einschränken, leidet Hunger, und die jungen Kerle schmeißen extravagante Partys oder fahren durch die Stadt, um mittellose Mädchen aufzugabeln und den Passanten Brot zuzuwerfen.
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