Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Und ihre Swimmingpools sind voll Wasser, und die Springbrunnen funktionieren, während normale Leute an Tankfahrzeugen Schlange stehen müssen, um ein Glas Wasser zu bekommen. Kein Wunder also, dass so etwas passiert. Und es ist auch kein Einzelphänomen. Fast alle meine Leute sind gegen Ausschreitungen im Einsatz.«
»So schlimm?«
»Sie haben sogar die Leute aus dem Büro abkommandiert. Alle, bis auf die Stützpunktsicherheit. Wenn Sie hierbleiben, Flieger, dann sind Sie ebenfalls dran.«
»Ich glaube nicht. Jemand muss schließlich ihre Meeresfrüchte herbeischaffen.«
»Stimmt«, sagte der Sergeant und spuckte trocken aus.
Cash erzählte Howard Baker am nächsten Tag davon. »Ich hab mir einen alten Transporter geliehen und hab versucht, so nah wie möglich an den Aufruhr ranzukommen. Ich war nicht in Uniform, und das Fahrzeug gehörte nicht offiziell zum R & S-Korps, trotzdem haben einige Leute Steine danach geworfen. Du kennst den großen Platz, wo der alte Bahnhof ist? Man hat ihn in ein Feldlazarett umfunktioniert. Es müssen ein paar Hundert Verletzte dort gewesen sein, und es wurden immer mehr. Draußen lagen auch Tote. Kompanien des vierten Batallions waren inzwischen aufmarschiert und schossen scharf.«
»Was schätzt du, wie viele Tote?«, fragte Howard.
»Ich habe achtundzwanzig Leichen gezählt. Männer und Frauen, und zwei Kinder. Dann tauchte ein Haufen Polizisten auf und versuchte, die Leute von dort zu vertreiben. Da bin ich gegangen. Ich bin nicht nah an den Fluss herangekommen, aber ich habe eine Menge zerstörter Ladenfronten gesehen. Ein Häuserblock stand in Flammen, und niemand hat etwas unternommen, um das Feuer zu löschen. Wahrscheinlich waren alle Löschfahrzeuge auf der anderen Flussseite, um die Villen zu beschützen.«
Cash nahm einen Schluck von seinem Bier. Es war sein erstes, um zehn Uhr morgens. Er wusste, dass sein Onkel es nicht gern sah, aber er brauchte es, um das Zittern in seinen Händen und den Druck in seinem Kopf zu lindern. Sie standen auf dem Dach des Wohnblocks, wo sich einige Mitglieder des Baker-Klans eingerichtet hatten. Howard
Baker hielt dort Tauben in Drahtkäfigen und züchtete Tomaten und Kräuter in Wannen. Er schnitt gerade die Seitentriebe der Tomaten zurück und benutzte eine Sprühflasche, um den Staub von den Blättern zu waschen, langsam und bedächtig wie immer. Die Stadt Bastrop erstreckte sich um das Lager herum bis zur erhöhten Ringstraße – Hunderte identischer zehnstöckiger Wohnhäuser, die unter einer Dunstglocke im Tal aufragten. Baumbestandene Hügel erhoben sich frisch und grün vor dem knallblauen Himmel.
»Ich habe gehört, dass es in den Wohngebieten schon seit einiger Zeit brodelt, und der Erzbischof von Austin ist ein junger Aufwiegler, der sich einen Namen machen will. Jetzt hat ihn das BSD unter Hausarrest gestellt. Sie sagen, es sei zu seinem eigenen Schutz, aber du kannst darauf wetten, dass wir nie wieder etwas von ihm hören werden.«
»Zumindest hat er gegen das Kapital rebelliert«, sagte Cash.
»Was Austin betrifft, hat das Kapital zurückgeschlagen«, sagte Howard Baker, während er systematisch von oben nach unten die Blätter der Pflanzen besprühte. »Du hast die Toten und Verletzten gesehen. Willst du, dass das hier auch passiert? Ich jedenfalls nicht. Man ändert die Meinung der Menschen nicht, indem man ihre Häuser niederbrennt. Sag mir übrigens, falls ich meinen Atem verschwende.«
»Ich habe nicht vor, etwas Dummes zu tun«, sagte Cash.
»Das hoffe ich, weil es in unserer Familie eine starke Neigung zu Dummheit gibt. Vielleicht hörst du das nicht gerne, aber du bist eine echte Bereicherung für unser Geschäft. Es mag nicht so glamourös sein, wie Raumschiffe um die Ringe des Saturns zu fliegen, aber für uns ist diese Arbeit weitaus nützlicher. Bleib dabei. Die Bakers haben in genug Kriegen für die Sache anderer gekämpft. Es war längst überfällig, dass wir uns um uns selbst kümmern.«
Cash Bakers Familie war schottisch-irischer Abstammung und von Virginia nach Texas umgezogen, während Texas noch eine Republik gewesen war. Eine beträchtliche Zahl war im Konföderiertenkrieg gefallen und weitere in den Kriegen des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie hatten die schlimmen Jahre des Klimawandels und des Umsturzes überdauert, als der steigende Meeresspiegel jeden Versuch, die Küstenebene entlang des Golfs von Mexiko gegen Überflutung zu schützen, zunichte gemacht hatte und Millionen Menschen ins
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