Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
reden würden, würden die Ihnen bestimmt erzählen, dass sie uns gerne dort haben, lieber jedenfalls als die Brasilianer oder Europäer. Die Sache ist doch die, Macy, dass es viel wichtiger für uns ist, Frieden zu schließen als einen Krieg zu gewinnen. Und das versuchen wir. Deshalb sind wir hier.«
Macy war klar, dass er eine hübsche kleine Propagandanummer abspulte, doch es machte ihr nichts aus, weil sie wusste, dass er wusste, dass ihr das klar war. Es gehörte zum Spiel.
Einmal, als sie besonders gekränkt gewesen war, weil Sada Selene sich ihr im Speisesaal in den Weg gestellt und sie gebeten hatte, woanders zu essen, weil die Geister und die Diplomaten der PG mit einer vertraulichen Angelegenheit beschäftigt waren, hatte Tommy Tabagee sie allein in einer Nische einer der großen kugelförmigen Kammern vorgefunden. Unter ihr breiteten sich stufenförmig die anderen Ebenen aus. Arbeitsräume, Schlafzimmer, Gemeinschaftsbereiche, alle weiß und hell und sauber und angeordnet wie in einem Architekturmodell. Stimmengewirr und andere Geräusche stiegen in die kalte Luft empor. Tommy
Tabagee hatte sich neben Macy gesetzt, die Füße ins Leere baumeln lassen und gesagt, dass sie, wäre es nach ihm gegangen, bei den Gesprächen willkommen gewesen wäre. »Schließlich sind wir alle davon betroffen und wollen doch mehr oder weniger das Gleiche.«
»Wirklich? Und das wäre?«
»Natürlich eine Art Versöhnung. Einen Weg, die Differenzen zwischen Erde und Außensystem beizulegen.«
»Es geht also nicht nur darum, hinter die Geheimnisse des Schnellfusionsantriebs zu kommen. Das ist es doch, worüber Sie sprechen, oder nicht?«
Macy hatte ihn schon lange danach fragen wollen. Ihre Wut brachte sie dazu, ihre Zurückhaltung aufzugeben und einfach direkt zu fragen.
Tommy Tabagees Lächeln veränderte sich nicht. »Ich habe mir gedacht, dass Sie bereits davon gehört haben. Und ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie wütend sind. Ich weiß, dass Sie ein ureigenes Interesse daran haben, weil Sie und Ihr Partner ursprünglich die Pläne von den Brasilianern gestohlen haben. Ich habe mitbekommen, dass Sie auch Avernus gerettet und Professor Doktor Sri Hong-Owen an der Nase herumgeführt haben. Habe ich Ihnen erzählt, dass ich sie getroffen habe? Eine interessante Frau. Beängstigend intelligent, aber nicht besonders menschlich, wenn Sie mich fragen. Eine seltsam verwundbare Mischung aus Arroganz und Naivität.«
»Wechseln Sie gerade das Thema, Mr. Tabagee?«
»Ich neige dazu, abzuschweifen, nicht wahr? In Ordnung, ich versuche, so direkt wie möglich zu sein: Natürlich wollen wir diesen verdammten Fusionsantrieb. Ohne ihn sind wir hier draußen schwer im Nachteil. Ich muss es wissen, schließlich habe ich auf meiner Reise vom Saturn zum Neptun ganz schön lange im Kälteschlaf zugebracht.
Wenn wir die gleichen Fähigkeiten hätten wie unsere Verbündeten, hätten wir auch mehr Einfluss. Vielleicht wären wir dazu in der Lage, die Geschichte in die richtige Richtung zu lenken. Nämlich hin zu Frieden und Versöhnung. Andernfalls liegen womöglich ein paar sorgenvolle Tage vor uns.« Tommy Tabagee sagte das mit einer gewissen Inbrunst. Er war ausnahmsweise einmal sehr ernst. »Und abgesehen davon sollten Informationen frei verfügbar sein. Wie ich unseren Gastgebern bereits gesagt habe, ist es meine Aufgabe, das Unvermeidbare zu beschleunigen. Wenn sie uns nicht geben wollen, was wir brauchen, bekommen wir es auch auf anderem Wege.«
Macy blickte ihn an. »Machen Sie mir ein Angebot? Falls ja, sollten Sie wissen, dass uns die Geister belauschen. Sie hören alles.«
»Ich hoffe, ich gebe Ihnen Stoff zum Nachdenken. Denen auch, wenn sie uns belauschen.« Tommy Tabagee hob seine Stimme, als er sagte: »Ich habe nichts zu verbergen.«
»Und ich habe Ihnen nichts zu geben, Mr. Tabagee.«
»Unterschätzen Sie sich nicht, Macy. Ich mag Sie noch nicht lange kennen, aber ich bin sicher, Sie wissen mit der Verantwortung umzugehen, eine so schwere Entscheidung zu treffen.«
»Es ist nicht meine Entscheidung.«
»Ich wüsste nicht, weshalb wir noch jemanden mit einbeziehen sollten. Sie haben doch im Grunde genommen die Pläne gestohlen. Ich gehe davon aus, dass Sie das berechtigt, eine eigene Vereinbarung zu treffen.«
»Mein Partner und ich haben die Pläne gestohlen. Und wir haben sie unseren Freunden gegeben. Bevor wir also überhaupt erwägen, sie Ihnen zu geben oder zu verkaufen, müssten wir das mit unseren
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