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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Shuttles der Außenweltler befanden sich in einiger Entfernung davon und waren mit Leinen an Luftschleusen auf der Oberfläche des Habitats befestigt. Nachdem sich das brasilianische Frachtschiff dem Habitat genähert hatte, schoss ein Scooter mit zwei Außenweltlern zu dem Schiff hinüber und brachte ein Seil daran an, das die Abgesandten zum Überqueren benutzten.
    Loc litt unter heftigem Schwindelgefühl, während er von einer Transportschlinge über die dunkle Kluft getragen wurde, die so weit wie das Universum war. Ein Außenweltler in einem makellos weißen Druckanzug empfing ihn auf der anderen Seite und stieß ihn grob in die Luftschleuse, eine halbkugelförmige Blase an der äußeren Krümmung des Habitats, die sich zu einer weiteren, größeren Blase hin öffnete, die an der Innenwand des Habitats hing. Als Hauptmann Neves hereinkam, trug Loc noch immer seinen Druckanzug, hilflos und zitternd. Er haderte mit seiner Schwäche und sehnte sich nach einem Pandorphpflaster. Sie half ihm aus seinem Anzug und beruhigte ihn, und gemeinsam
schwebten sie in das schwach beleuchtete, geräumige Innere hinein.
    Es war durchkreuzt von dem dreidimensionalen Netz seines Innenskeletts, und eine Art kugelförmiger Baum oder Busch hing wie ein Zellkern in der Mitte, ein steifes Wirrwarr aus verschlungenen Zweigen mit schwarzen Blättern. Schlafkapseln hingen wie riesige Früchte an den Streben und schimmerten in pink – und orangefarbenen Tönen. Überall schwebten Lichtpunkte frei herum, eine kleine Galaxie wandernder Leuchtkäfer. Streulicht in den Aerogelschichten der Habitatwand erzeugte ein tiefblaues Dämmerlicht, das an den Himmel der Erde erinnerte. Kaum vorstellbar, dass die Hülle der Kugel weniger als einen Meter dick war und dahinter kaltes Vakuum bis in die Unendlichkeit herrschte.
    Dieses gespenstische Märchenland wurde bewohnt von einer Gruppe junger Männer und Frauen in den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern, groß gewachsen und höchst intelligent und schnell, eine Gruppe von Helden in ihrer körperlichen Blüte. Barfuß und mit Greifzehen ausgestattet, hangelten sie sich wie Affen an den Verstrebungen entlang und benutzten tragbare Düsen, um damit durch die Luft zu fliegen. Tierähnliche menschliche Wesen, deren Heimat von Geburt an der Weltraum und die Schwerelosigkeit gewesen waren.
    Sie gehörten zu gleichen Teilen zu den beiden Gruppen, die das Neptunsystem besiedelt hatten. Zehn Mitglieder der Geistersekte, alle in Weiß gekleidet, ernst und zurückhaltend, mit blassen Gesichtern, das Sternbild der Kleinen Wasserschlange auf die Wange tätowiert, und zehn Freie Außenweltler. Sada Selene, eine resolute junge Frau, die einmal dabei geholfen hatte, Loc zu entführen, ihn jetzt aber nicht weiter beachtete, gehörte zu Ersteren;
Macy Minnot, die müde und abgehärmt aussah, zu Letzteren.
    Während der Vorstellungsrunde gelang es Loc, Sada Selene aus dem Weg zu gehen. Stattdessen machte er sich an Macy Minnot heran, tauschte ein paar Worte mit ihr und teilte ihr mit, dass er sich über das Wiedersehen freue. Wie seltsam es doch sei, dass sie sich nach so langer Zeit und an einem Ort so fern der Heimat wiedersahen.
    »Manche würden es vielleicht Schicksal nennen«, sagte er.
    »Oder Pech«, erwiderte Macy Minnot. »Ich hoffe, Sie führen nicht wieder etwas im Schilde.«
    Ihr Blick war so verkniffen und misstrauisch wie immer. Ihre Haut war fleckig, und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Ihr kastanienbraunes Haar war unvorteilhaft kurz geschnitten. Trotz der vielen Jahre im Exil konnte sie es immer noch nicht mit der Geschicklichkeit ihrer Gefährten aufnehmen, was die Fortbewegung in der Schwerelosigkeit betraf. Sie tat Loc beinahe leid, hierher verbannt zu sein, wo sie mit unnatürlichen Wesen ein unnatürliches Leben führen musste.
    »Ich bin hier, um die Verhandlungen zu beobachten«, sagte er zu ihr. »Und um zu beraten, falls ich gebraucht werde. Und Sie? Obwohl Sie eine Außenseiterin sind, müssen Sie in Ihrer kleinen Gemeinschaft aufgestiegen sein.«
    »Ich denke, man könnte mich ebenfalls eine Beobachterin nennen. Sie werde ich ganz bestimmt nicht aus den Augen lassen.«
    »Wir werden eine gewisse Zeit gemeinsam hier verbringen, Ms. Minnot. In Anbetracht der Umstände«, sagte Loc, »wäre es bestimmt hilfreich, offen zueinander zu sein.«
    »Wenn wir offen zueinander sind, dann sagen Sie mir doch, wer Ihre Freundin ist.«

    »Hauptmann Neves ist für unsere Sicherheit zuständig.

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