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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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der Außenweltler. Deshalb hatte sich auch noch kein Markt für ihre Kunst entwickelt.
    Derweil erhielten Jungspunde aus den großen Familien, die über wenig oder gar keine Erfahrung mit den Systemen von Jupiter und Saturn verfügten, Positionen, wie sie eigentlich Loc zugestanden hätten. Für das einfache Volk bestand die einzige Möglichkeit des Vorankommens darin, über dem eigenen Stand zu heiraten oder adoptiert zu werden. Aber Loc, der in den Slums von Caracas geboren war und sich mit Hilfe seiner Fähigkeiten, seines Einfallsreichtums und rücksichtslosen Ehrgeizes im diplomatischen Dienst hochgearbeitet hatte, hatte zu viel Zeit im Außensystem verbracht, anstatt Cocktailpartys in Brasília zu besuchen. Wenn er eine Frau für sich gewinnen wollte, die auch nur den geringsten Grad der Blutsverwandtschaft besaß, würde er sein Vorhaben, aus der Kriegsbeute Gewinn zu schöpfen, aufgeben und zur Erde zurückkehren müssen. Und dafür war er noch nicht bereit. Nicht nach den Jahren harter Arbeit, in denen er so viele Gefahren hatte überstehen und Rückschläge hinnehmen müssen. Er würde also
die Kränkung durch seine gegenwärtige Position hinunterschlucken und hoffen, dass er irgendwann eine angemessene Belohnung für die Gefälligkeiten erhielt, die er Arvam Peixoto erwiesen hatte, oder dass sich ihm doch noch eine Gelegenheit bieten würde, sich zu bereichern.
    »Am Ende erhalten wir alle unseren gerechten Lohn«, sagte sein Freund und Kollege Yota McDonald, nachdem Loc sich bei ihm ausführlich und aus tiefstem Herzen über die Demütigung beschwert hatte, die ihm durch die Wirtschaftskommission widerfahren war.
    »Ich möchte keine Frührente auf Kosten der Regierung. Ich will die Beförderung und den Aufstieg, den ich verdient habe«, sagte Loc.
    Die beiden Männer saßen auf einer Caféterrasse mit Blick auf den halbkreisförmigen Wasserfall, der brodelnd und schäumend in ein Becken aus feuchtem Felsgestein hinabstürzte, das von Farnen und den wie von Juwelen besetzten Kissen riesiger Moose umgeben war. Das Becken speiste einen Fluss, der den Hügel hinunter zwischen Ansammlungen neu gepflanzter Setzlinge auf die Grüne Zone im Zentrum von Paris zuströmte. Die Terrasse mit ihren malerischen Holztischen und weißen Sonnenschirmen, Gruppen von Baumfarnen und Schwarzrohrbambus und den Laternenketten war höheren Verwaltungsbeamten, Diplomaten und Militäroffizieren vorbehalten. Das Essen war hervorragend – Shrimps und Fische, die in der Stadt gezogen wurden, Hummerschwänze und Steaks, die unter enormen Kosten von der Erde hierhertransportiert wurden. In einer Ecke der Terrasse spielten ein Gitarrist und ein Flötist sanfte Choro-Stücke, die auf einer kühlen Brise durch die Luft getragen wurden, die vom metallischen Geruch des Wassers erfüllt war. Es war einer der angenehmsten Orte der Stadt, der eine kleine Kostprobe des Luxus lieferte, den
Loc sich wünschte. Doch er hing missmutig in seinem Liegestuhl, ein schlanker, dunkelhäutiger Mann in einem maßgeschneiderten kanariengelben Anzug, mit einem rosafarbenen Hemd darunter, das bis zum Bauchnabel offen stand. Sein geöltes schwarzes Haar war zu einer Reihe kurzer Zöpfe geflochten, an deren Enden Keramikperlen baumelten. Ein Dandy, dessen attraktives Gesicht von einem Ausdruck müden Zynismus entstellt wurde, den zu verbergen er sich nicht länger Mühe gab.
    Sein Begleiter, Yota McDonald, war ein aalglatter, dicklicher junger Mann, der vor dem Krieg in derselben Kommission in Brasília gearbeitet hatte wie Loc. Es war die Kommission, die Informationen über die Städte und die wichtigsten politischen Kräfte der Systeme von Jupiter und Saturn analysiert und die asymmetrischen Strategien des »stillen Krieges« entwickelt hatte, die sich bei der Besetzung des Außensystems als so effektiv erwiesen hatten. Wie Loc zerriss sich auch Yota gerne den Mund über die Schwächen seiner Vorgesetzten, aber ihm mangelte es an Locs Ehrgeiz. Er war mit seiner Position auf der mittleren Ebene des diplomatischen Dienstes zufrieden und freute sich schon darauf, in ein paar Jahren nach Großbrasilien zurückzukehren und die Gehaltszuschläge, die er gewissenhaft sparte, zu nutzen, um eine profitable Ehe einzugehen. Mit Hilfe der Kontakte, die er geknüpft hatte, wollte er sich dann einen gut bezahlten Job im privaten Sektor verschaffen.
    »Du bist schlau und gewitzt, aber du willst immer alles auf einmal haben«, sagte er zu Loc. »Versuch doch mal, geduldig

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