Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
nicht umeinander – ein Phänomen, das im Kuipergürtel nicht selten ist. Darüber hinaus werden sie am Rand eines Systems dünner Staubringe von zwei kleinen, dunklen Himmelskörpern umkreist: Hydra und Nix. Die Staubringe sind aus Material entstanden, das durch Kollisionen der winzigen Monde mit anderen Objekten im Kuipergürtel freigesetzt wurde. Ein kompaktes kleines System, so wohlgeordnet und in sich geschlossen wie ein mechanisches Modell des Sonnensystems.
    Macy war der Meinung, dass der Pluto ein wenig dem Mars ähnelte: eine ockerfarbene Kugel, die hier und da blassgelb gesprenkelt war. An den Polen befanden sich gewaltige, mit Raureif bedeckte Flächen. Die Oberfläche wies kaum Erhebungen auf und war von Kratern und uralten Rissen durchzogen, die von der thermodynamischen Erosion in breite, flache Täler verwandelt worden waren. Genau wie der Mars besaß auch der Pluto eine dünne Atmosphäre. Während der eiskalte Zwergplanet sich auf seinen größten Annäherungspunkt an die Sonne zubewegte, führte
der leichte Anstieg der Sonneneinstrahlung dazu, dass dünne Schichten des Raureifs – bei dem es sich um gefrorenen Stickstoff handelte, der mit Spuren von Kohlenstoffmonoxid und Methan vermischt war – sublimierten. Das Methan in der temporären Atmosphäre nahm Infrarotstrahlung auf, und dieser Treibhauseffekt, verbunden mit der Abkühlung der Oberfläche durch die Sublimation, führte zu einer Umkehrung des Temperaturgradienten: Die Temperatur der Atmosphäre des Pluto stieg mit zunehmender Höhe an. Die Gasmoleküle in den oberen Schichten besaßen genügend Energie, um seiner flachen Schwerkraftsenke zu entkommen und sich im Weltraum zu verteilen wie der Schweif eines Kometen. Und wenn das Plutosystem sein Perihel überwunden hatte und sich wieder von der Sonne wegbewegte, begann der Winter. Die Atmosphäre des Pluto gefror und rieselte als Raureif auf die Oberfläche. Dieser Jahreszeitenzyklus umfasste beinahe zweihundertfünfzig Jahre.
    Nach kurzer Debatte verließen Newt und zwei andere Freiwillige mit der Elefant den Orbit und landeten in der Nähe des Äquators. Newt betrat als Erster die Oberfläche des Planeten – der fünfte Mensch, der einen Fuß auf den Pluto setzte – und sagte beiläufig: »Hier sind wir also.« Dann schauten sich die drei eine Stunde lang um und hinterließen mehrere Drohnen auf der gefrorenen Ebene. Schließlich starteten sie wieder und trafen mit der Out of Eden zusammen, als das Shuttle in einen Orbit um Charon einschwenkte.
    Die dunkle Oberfläche des kleineren Teils des Binärsystems bestand aus zwei Arten von Gelände: Zum einen war sie von tiefen Furchen durchzogen und zum anderen vernarbt wie die Haut einer Cantaloupe-Melone. Überall gab es breite, helle Streifen kristallinen Wassereises, und in den
Schatten der Kraterränder hatte sich der Raureif von Ammoniumhydrat gesammelt. Tief unter der Oberfläche des Charon befand sich ein flacher Ozean ammoniakhaltigen Wassers, das hier und dort durch Risse in der Kruste nach oben stieg und zu Eruptionen von Kryogeysiren führte, die frische Streifen Raureif auf der dunklen Oberfläche hinterließen und eine getigerte Maserung bildeten.
    Die Freien Außenweltler waren einer Meinung, dass Charon als Wohnort für Menschen geeignet war. Man konnte Rinnen und Erdspalten überdachen und einen Tunnel zu der Zone mit flüssigem Wasser graben. Einer nach dem anderen besuchten sie die Oberfläche des Mondes. Macy flog mit Newt hinunter und folgte ihm über eine nur spärlich mit Kratern überzogene Ebene. Die beiden bewegten sich in langen Sprüngen in ihren isolierten Druckanzügen vorwärts, unterwegs zum Landeplatz der ersten Sonde, die vor achtzig Jahren auf Charon niedergegangen war. Es handelte sich um eine Instrumentenplattform, die auf drei Paar wulstigen Rädern ruhte. Sie stand am Ende einer langen Fahrspur, wo ihr kleiner Reaktor schließlich den Geist aufgegeben hatte. Gestrandet in einer rabenschwarzen Wüste, die mit kleinen Kratern übersät war, auf deren Grund sich blasser, glitzernder Raureif abgesetzt hatte. Der Horizont war äußerst nahe. Und die Sonne glich einem hellen Stern, der selbst hier noch – 5,5 Milliarden Kilometer entfernt, so weit weg, dass das Licht mehr als fünf Stunden brauchte, um die Strecke zu überwinden – eine Lichtintensität besaß, die mit der des Vollmonds auf der Erde vergleichbar war. Plutos Halbkugel hing am sternenübersäten schwarzen Himmel, trübe und grau in dem

Weitere Kostenlose Bücher