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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Saturnsystems entstanden war. Die getarnte Abwurfkapsel des Spions ging in einem weiten Bogen zur Oberfläche des Mondes nieder und landete schließlich in einem von Eisbrocken übersäten Gebiet östlich des Xamba-Kraters.
    Es war gerade Mittag. Rhea durchquerte den Schatten des Saturn. Im Schutze der Dunkelheit wanderte der Spion zu einer nahegelegenen Hütte. Er wollte sich einen Tag lang ausruhen, duschen, ein paar heiße Mahlzeiten zu sich nehmen, die Batterien seines Druckanzugs aufladen und seinen Vorrat an Sauerstoff und Wasser auffüllen. Aber als er die Schutzhütte erreichte, musste er feststellen, dass die Sonnenblumen in ihrer Umgebung vernichtet worden waren. Die inneren und äußeren Luken der winzigen Luftschleuse hingen offen, und im Innern war es kalt und dunkel. Die KI war tot, die Sauerstoffvorräte waren geleert worden, der Wassertank war eingefroren und Drucker und Nahrungssynthetisierer fehlten. An der Wand über der Schlafnische hing eine Nachricht in roten Buchstaben auf Englisch, Französisch und Russisch. Darin hieß es, dass die Schutzhütte
von der DMB geschlossen worden sei. Hilfebedürftige sollten sich über Funkkanal 9 beim Wegemeister melden. Zweifellos um als Spitzel oder Saboteur gefangen genommen zu werden, dachte der Spion säuerlich. Er überprüfte die dunkle kleine Höhle und das niedergetrampelte Gelände um die Luke herum, um festzustellen, ob eventuell Wanzen zurückgelassen worden waren, die über unbefugtes Eindringen Bericht erstatten sollten. Dann wanderte er weiter auf die abgerundeten Hänge des Kraterrandes zu.
    Selbst in Rheas niedriger Schwerkraft war es ein langer Fußmarsch, und im grellen Licht der diamantfarbenen Sonnenscheibe, die neben der Sichel des Saturn am schwarzen Himmel hing, fühlte er sich furchtbar ungeschützt. Er suchte sich einen Weg zwischen hellen Steilwänden auf dem Kamm des Kraterrandes und stapfte ein langes Tal am inneren Abhang zu der nur spärlich mit Kratern bedeckten Ebene hinunter.
    Die Plattformen und Zelte des Raumhafens waren von dunklen Feldern mit Vakuumorganismen umgeben. Böschungen hellen Eisgerölls, unter denen sich sicherlich die europäische Basis verbarg, befanden sich im rechten Winkel zu der Eisenbahnlinie, die den Raumhafen mit der Stadt verband. Die Stadt selbst lag in einer Spalte im Kraterrand. Mehrere Hundert Raupenkettenfahrzeuge und andere Gefährte waren davor in Reihen geparkt. Daneben befand sich ein Gebilde aus Farmröhren, das einem Seestern glich. Die einzelnen Röhren waren etwa einen Kilometer lang und ihre Scheiben dunkel polarisiert.
    Der Spion verbrachte eine Stunde damit, vorsichtig die Gegend um die Farm herum zu erkunden, bevor er in die Wartungsschleuse der nördlichsten Röhre eindrang. Er zog seinen Druckanzug aus und entsorgte seinen halblebendigen Anzugoverall, der nach altem Schweiß stank und mit
Stellen nekrotischen Gewebes übersät war. Er wusch sich so gut wie möglich mit ein paar feuchten Papiertüchern und versorgte die nässenden Wunden und Ausschläge, die sich auf seinem Oberkörper und an den Oberschenkeln gebildet hatten. Dann legte er einen Papieroverall an und schlenderte zwischen langen Reihen Bohnen – und Tomatenpflanzen hindurch, als würde er hierher gehören.
    Die Tage auf der Rhea waren etwas mehr als einhundertacht Stunden lang, aber die Außenweltler, die hier lebten, hielten sich an den vierundzwanzigstündigen Rhythmus der Erde. Obwohl auf der Rhea also eigentlich Nachmittag war, war es in der Stadt und den Farmröhren zwei Uhr morgens. Der Spion fand eine Memofläche und lud eine kleine Mannschaft von Dämonen hoch. Und während diese sich an die Arbeit machten, kroch er in den Kasten, wo die Farmroboter untergebracht waren, aß langsam drei reife Tomaten – die erste feste Nahrung, die er zu sich nahm, seit er vor langer Zeit Iapetus verlassen hatte – und schlief ein. Die Maschinen würden ihn nicht stören, und es war höchst unwahrscheinlich, dass jemand einen Blick in den Kasten werfen würde.
    Er schlief einen ganzen Tag. Und als er erwachte, stellte er fest, dass es seinen Dämonen gelungen war, eine Hintertür in das von den europäischen Besatzern beherrschte Netz zu öffnen. Wie ihre brasilianischen Verbündeten auf Dione hatten die Europäer sämtliche Habitate und Oasen auf der Oberfläche Rheas zwangsgeräumt und die Bewohner in die einzige Stadt gebracht. Eine einfache Suche beförderte innerhalb von Sekunden Zi Leis Akte zutage. Sie war als

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