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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Aber in Musas Geschichte ging es um eine Frau, Cardamine Sapote von Schattengrün wurde sie gerufen, sie war eine Hexe, allerdings keine wie ihr sie vielleicht zu kennen glaubt«, begann er mit leuchtenden Augen zu erzählen.
    »Jetzt kommt's, sie war in Wirklichkeit eine gute Hexe!«, sagte seine Enkelin und blickte ihren Großvater augenrollend an.
    »Ähm ... ja und nein. Ich denke, da muss ich ein gutes Stück weiter ausholen.«
    »Dann besiegt halt der Zauberer die Hexe, rettet das Königreich und heiratet die Prinzessin«, stellte der ältere Bruder des Mädchens abwertend fest. Ohne seinen Großvater anzusehen, saß er neben seiner Schwester auf dem Boden und schaute gedankenverloren zum Fenster heraus. Draußen regnete es in Strömen. Die beiden Enkelkinder machten keinen Hehl daraus, nur auf Geheiß ihrer Eltern, den Großeltern einen kurzen Pflichtbesuch abstatten zu wollen.
    »Noch nicht einmal lauwarm, junger Mann. Aber ihr sollt alles erfahren. Bleibt einfach noch ein wenig und hört mir zu«, erklärte der alte Mann gut gelaunt und glücklich darüber, dass ihnen das schlechte Wetter so unverhofft zu mehr gemeinsamer Zeit verhalf.
     
    ***
     
    Hexenfeuer
    Wisst ihr, diese Nacht hätte gut werden können, wirklich gut! Endlich war es Cardamine gelungen alles zusammenzutragen, sogar den raren hyazinthischen Rauschpfeffer würde sie bekommen. Üblicherweise war das Zeug weder für Gold aus Metall, noch aus Worten zu haben, aber sie würde diese Kostbarkeit gleich in Händen halten. Noch in dieser Nacht sollte sich ihr Schicksal entscheiden. Darauf hatte sie ihr Leben lang gewartet.
     
    »Über Rauschpfeffer ist es hilfreich zu wissen, dass er nur bei Neumond durch die unbefleckten Hände einer Jungfrau gepflückt werden darf.«
    »Und wenn nicht?«, fragte seine Enkeltochter keck.
    »Andernfalls wäre er seiner besonderen Kräfte beraubt und taugte höchstens noch als Suppenkraut.«
     
    Cardamine schwelgte im Glück und schaute das junge Mädchen erwartungsvoll an. Das Kind wirkte so unschuldig: Wie ein wertvolles Kleinod pflückte der blonde Engel das kostbare Kraut und legte es mit nahezu grenzenloser Sorgfalt in ihre Hände. Wahrlich eine Gabe des Himmels, als hätte sie es von Mutter Natur persönlich in Empfang nehmen dürfen. Dass dieses kleine Luder die Goldmünzen danach mit geübtem Biss auf Echtheit prüfte, hätte Cardamine besser misstrauisch werden lassen sollen.
    Nur fühlte sie sich ihren lang gehegten Zielen so nah. Die Nacht entwickelte sich wie ein betörender Traum. Niemand sollte sie jetzt noch aufhalten können. Dessen war sie sich sicher.
    Mit dem wertvollen Gut in der Tasche eilte sie unverzüglich zu ihrem Turm zurück, die Diener wussten Bescheid, sie hatte ihnen zuvor alles Wichtige aufgetragen. Das Feuer brannte bereits und auch der polierte Kupferkessel stand schon neben dem Kamin parat. Cardamines Welt schien perfekt, in dieser Nacht sollte geschehen, was noch keiner Spruchwirkerin vor ihr gelungen war: Sie wollte die Essenz der Ewigkeit aus einer weißen Drachenträne gewinnen. Und das ganz ohne Drachen. Ein wahrhaftig alchemistisches Kunstwerk und ihr finales Meisterstück!
    Sie, Cardamine Sapote von Schattengrün, zweite Spruchwirkerin im Hause zu Schattengrün, war kurz davor die Welt zu beherrschen - oder zumindest die interessanteren Teile davon. Wie das Fürstentum Hyazinth oder das Königreich Begonien. Auf dem Thron in Lerchensporn Platz zu nehmen, das hätte ihr gefallen können. Irgendwelche unwirschen Einöden würde sie weiterhin den verachtenswerten Landeiern überlassen, denen sowieso jeglicher Stil und Sinn für Anmut fehlte.
    Ihre Macht war kurz davor alles erblassen zu lassen, was je das Licht der Sonne erblickt hatte. Alle anderen Spruchwirker sollten vor Neid platzen, besonders ihre ältere Schwester, dieses falsche Stück. Dafür, dass sie ihr vor Jahren die vorteilhafteste Partie in Begonien weggeschnappt hatte, hasste Cardamine sie für alle Ewigkeiten. Die Zeit der Genugtuung war gekommen! So dachte sie zumindest. Die Weisheit von Generationen weißer Drachen hätte durch ihre Adern strömen können und sie wäre beinahe ewig begehrenswert geblieben. Beinahe.
     
    Kurze Zeit später brodelte es im Kessel vor ihren Augen. Der Trank roch wie eine kräftig gewürzte Hühnersuppe. Und das, obwohl da weder ein Huhn noch sonst ein Flattervieh vor sich hinkochte. Sie schätzte den Geruch nicht sonderlich. Er war so ordinär, was ihrer Meinung nach bald nicht

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