Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
ich drück ab.”
„Chinesische Krisenbewältigung?” Simins Miene erhellte sich kurz.
„In China wären solche Verhandlungen nicht denkbar. Wir treffen wichtige Endscheidungen sehr schnell.”
Die Witzelei der Chinesin blieb Lea beinahe im Halse stecken. Bei allen Personen, die sie in Kuala Lumpur erwartet hätte, war Paul McGregor einer der letzten gewesen. Er stand keine zehn Meter vor ihr und unterhielt sich angeregt mit John. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die beiden Männer sehr vertraut waren. Lea prüfte kurz die Delegiertenliste und fand auch sofort seinen Namen, Paul McGregor war auf ausdrücklichen Wunsch des Energieerzeugerkonsortiums und der USA als Sondervermittler eingeladen worden. Er war erst an diesem Morgen angekommen und war auch nachträglich in die Delegiertenliste aufgenommen worden. Anscheinend wusste er nur zu gut, dass sich die Konferenz zu diesem Zeitpunkt genau an dieser Stelle befinden würde. Aber Paul als Vermittler in diesen Kreisen? Das war mehr als lächerlich. Lea hatte ihn bisher nur als Daten-Dealer wahrgenommen. War es an der Zeit, Paul mit anderen Augen zu sehen?
„Haben Sie Paul gesehen?” Auch Simin war überrascht. „Das ist doch gar nicht sein Metier.”
„Woher kennen Sie ihn?”
„Er hat mal versucht , mir Informationen abzukaufen.”
„Und?” , fragte Lea.
„Er hatte nicht genug Geld dabei.” Simin lächelte, Lea war sich sicher, dass das nicht die ganze Geschichte war. Sie würde Hagen die Verbindung der beiden prüfen lassen. Überhaupt würde sie Paul durchleuchten lassen.
Jetzt hatte Paul auch Simin entdeckt und kam auf sie zu. Standesgemäß trug er einen maßgeschneiderten dunklen Zweireiher und eine Krawattennadel mit Brillanten. Sich Paul als Streiter für etwas Gutes vorzustellen, war ein Witz.
„Simin, ich freue mich meinen Teil zu Ihrem Traum beitragen zu dürfen. Ich bin mir sicher, dass die Abschlusserklärung heute gezeichnet wird.”
„Hallo Paul. Das freut mich. Mir war gar nicht bewusst , wie vielseitig Sie sind.” Simins Worte klangen wie Nadelstiche, Lea hatte angenommen, dass sie ihn besser leiden konnte. Den Wortwechsel in Frankfurt hatte sie freundschaftlicher in Erinnerung. War das eine Fehleinschätzung gewesen? Sie sollte sich genauer an die Ereignisse erinnern.
„Es passieren sehr viele Dinge, mit denen man nicht rechnet.” Paul McGregor sah Lea an, dieser Blick, da war nur Missachtung: „Falls der BND noch gute Leute sucht, ich könnte da welche empfehlen.” Lea verspürte den Drang ihm weh zu tun.
„Frau Dr. Navid. Die Konferenz startet in wenigen Minuten. Wir müssen jetzt gehen.” Lea hatte keine Lust, auf die Provokation einzugehen. Kim schaute etwas ratlos, sie konnte der Unterhaltung nicht folgen.
„Danke , Lea.” Auch Simin ließ Paul McGregor stehen. Weitere Höflichkeitsfloskeln sparten sie sich. Lea konnte sich nicht vorstellen, dass er in dieser verfahrenen Situation irgendetwas Sinnvolles beitragen konnte. Es würde eher zu Paul passen, für seine Auftraggeber und sich noch einen netten Bonus abzustauben.
Simin ging schneller: „Kim?”
„Ja, Frau Dr. Navid?”
„ Sie können mich jetzt erschießen. Die Aasfresser warten schon.”
Kim nickte verhalten. Genau zu dieser Einschätzung war auch Lea gekommen, die Verhandlungen drohten gegen die Wand zu fahren. Paul war nicht mehr als ein Totengräber. Jetzt gab es seitens der Investoren scheinbar nur noch Schadensbegrenzung.
Hagen war schnell und die gesammelten Datenbanken der alliierten Nachrichtendienste wussten mehr als Gott. Nur die Ausbeute war dürftig. Es gab keine wirkliche Verbindung zwischen Simin Navid und Paul McGregor, es waren nur zwei Telefonate dokumentiert, in denen er erfolglos versucht hatte, Simin Informationen abzukaufen. Die Amis glaubten damals, dass er für die Chinesen arbeiten würde. Die Chinesen waren sich hingegen sicher, dass er für die CIA unterwegs war, nur der BND war noch der Überzeugung, dass er ein gewöhnlicher Lobbyist sei.
Lea hatte gehofft, mehr über ihn erfahren zu können, nur niemand wusste so genau, wer er war. Hagen hatte natürlich tiefer gegraben, aber es gab kaum Informationen aus seiner Jugend in Südafrika. Er war in einem Waisenhaus aufgewachsen und nur aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten hatte ihm eine kirchliche Institution die Matrik, die südafrikanische Hochschulzugangsberechtigung ermöglicht. Später hatte er in London, Paris, Teheran und München studiert. Schon
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