Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
ihr war kein Zwischenfall bekannt. Was sollte also dieses Manöver? Und warum hatte Paul sie nicht eingeweiht?
„Hallo Lea.” Paul betrat den Raum, sein schwarzer Maßanzug hatte nicht eine Falte. Er hätte ebenso gerade von einem Mode-Shooting kommen können. Lea spürte das Bedürfnis, ihm seine goldenen Manschettenköpfe durch die Nase zu ziehen. „Ich sehe, du bist nicht sonderlich gesprächig heute. Aber es reicht auch, wenn du mir zuhörst.”
„Was soll dieses Theater?”, fauchte sie ihn an. Sein gelacktes Auftreten war unerträglich.
„Theater ist eine treffende Beschreibung. Nun, du bist Profi. Du weiß was ein Security Shutdown ist. Es gab Hinweise, dass dein Sicherheitsteam unterwandert ist. Ich hatte den Befehl gegeben, Simin Navid, ihre Tochter und das komplette Team in Sicherheit zu bringen. Leider verbietet das Protokoll, beteiligte Agenten zu informieren, deshalb bitte ich dich, den ruppigen Umgang durch unsere amerikanischen Freunde zu entschuldigen. Die Seals haben nur ihren Job gemacht.”
„Und wer ist das schwarze Schaf?” Lea glaubte ihm kein Wort. Das war doch nur ein politisches Manöver.
„Später”, beschwichtige Paul. Das war klar, dieser Frage wich er aus.
Lea tobte. „Das war kompletter Schwachsinn. Simin war kurzzeitig ungeschützt. Du hast unsere Schutzperson in Gefahr gebracht!”
„Es gab keine andere Möglichkeit.” Diese Überheblichkeit, wenn Lea doch nur eine Waffe hätte. Sie hätte Paul sofort in die Beine geschossen und ihn dann noch ein wenig mit zerschossenen Kniescheiben über den Boden robben lassen.
„Du hast mich die ganze Zeit belogen. Du hast mit mir gespielt und mich sonst einen Blödsinn glauben lassen”, schnaubte sie ihn an.
„Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Du hast einen Auftrag. Du bist der persönliche Bodyguard von Simin Navid. Und du wirst deine Aufgabe fortführen”, erklärte er, während er mit dem Daumen seine Uhr liebkoste.
Der Kerl war komplett verrückt. Wer glaubte dieser Idiot zu sein? „Verdammt. Glaubst du dir alles herausnehmen zu können?”
„Ja.”
„Leck mich!” Lea stand auf und trat den Stuhl krachend in die Ecke.
„Nein.” Paul machte eine Pause und sah Lea in aller Seelenruhe an. Er legte einige Dokumente auf den Tisch. „Ich habe deinen Vertrag geändert. Mir waren einige Bedingungen zu unverbindlich.”
„Bitte, was hast du?”, fuhr sie ihn abermals an.
„Als ehemalige KSK Soldatin bist du auch Reservistin. In Hamburg gilt seit zwölf Uhr Mittags das Kriegsrecht. Hier ist deine Einberufung. Und hier der Marschbefehl deiner Kommandantur. Du unterstehst jetzt dem alliierten Schutzkommando für Simin Navid. Und das kommandiere ich.”
„Das ist doch Irrsinn!” Lea glaubte zu träumen. In was für einem Alptraum war sie nur gelandet. Paul hatte jetzt die Macht, sie bei einer Befehlsverweigerung erschießen zu lassen.
„Du hast mich schon verstanden. Aber ich kenne dich, du wirst funktionieren. Deshalb solltest du dir nur über deine Aufgabe Gedanken machen.” Paul legte ihr eine Pistole, Magazine, Ausweis und das NSA-Smartphone auf den Tisch. „An dieser Stelle möchte ich dich darauf hinweisen, dass du wieder die Einzige sein wirst, die im inneren Sicherheitskreis eine Waffe führt.”
„Ist das jetzt ein Witz?” Nur, Lea wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Das letzte Mal war das keine gute Idee.” Sie konnte sich noch gut an Frankfurt erinnern. Aber mit der Rückgabe der Waffe hatte Paul sie aus der Reserve gelockt. Sie prüfte die Pistole, die Munition war scharf. „Oder möchtest du mich testen?”
„Deinen Test hattest du bereits vor Kuala Lumpur bestanden. Oder warum glaubst du, dass Simin dich als Bodyguard haben wollte?” Pauls Mimik war eiskalt. Das ließ die gemeinsame Zeit vor dem Empfang in Frankfurt in einem völlig neuen Licht erscheinen. Nur, weshalb dann diese Scharade?
„Und die Show in Frankfurt gehörte auch zu deinem Plan?”
„Der Sektkorken, ja, der Schuss auf deine Weste, nein. Kein Plan läuft perfekt.”
„War Simin eingeweiht?”
„Nein. Das war auch nicht notwendig. Ich weiß wie sie denkt.”
Lea nickte nur, das waren wieder Aussagen, die keines weiteren Kommentars bedurften. Paul war ein Lügner und ein Dieb, zugegebenerweise der Beste, den sie kannte.
Er lehnte sich nach vorne. „Diesmal kannst du die Waffe offen tragen. Dein Job ist auch nicht sonderlich kompliziert. Du sorgst dafür, dass sie ihre Arbeit macht. Und knallst jeden
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