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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte die Dschunke mehrmals in verschiedenen Häfen angelegt, woraufhin Ying seine Diener an Land schickte, um ihm »saubere« Mädchen zu holen. Auf welche Weise die Brüder die »sauberen« Mädchen aus aller Herren Länder aussuchten, blieb Lew ein Rätsel, aber er wußte, daß ihr Herr sie bei einer schlechten Wahl mit dem Tod bestraft hätte. Ying hatte Lew großmütig »erlaubt«, die zarten Schönheiten mit ihm zu teilen.
    Lew langweilte sich allmählich in Bowen, es war ihm zu klein und zu eng. Er hatte ein Pferd gekauft, um mit Perfy auszureiten, aber sie kamen nie sehr weit. Kaum ein oder zwei Kilometer außerhalb der Stadt erhob sich vor ihnen der Busch mit seinen Tausenden von grauen, kahlen Baumstämmen, die einer geäderten Felswand glichen. Nur ganz oben in den Wipfeln konnte man grüne Blätter erkennen. Mit Perfy tiefer in die Wildnis vorzudringen, wagte er nicht, und so war er ein andermal alleine losgeritten. In diesem fremdartigen, scheinbar grenzenlosen Wald führte ihn der unebene Pfad vorbei an riesigen Ameisenhügeln und abgestorbenen Bäumen, die wie ausgebleichte Knochen im hohen Gras lagen. Ein großes braunrotes Känguruh graste im trüben Licht unter den Bäumen. Erst sah es auf und starrte den Eindringling an, ließ sich dann jedoch nicht weiter von ihm stören. Lew, der sich über diese Begegnung freute, stieg ab, um das Tier näher zu betrachten, und entdeckte ein kleines Junges, das neugierig aus seinem Beutel hervorlugte. Daß die beiden keinen Anstoß an seiner Anwesenheit nahmen, machte ihm bewußt, daß er sich in diesem Land keineswegs als Fremder fühlte, weil er so bereitwillig aufgenommen worden war. Lew ritt noch tiefer in den Urwald hinein, doch die ewig gleiche Umgebung verlor allmählich ihren Reiz, und er merkte erst jetzt, daß er auf seinem stundenlangen Ritt keiner Menschenseele begegnet war. Bedrückt von dieser ungewohnten Einsamkeit machte er sich auf den Rückweg nach Bowen. Doch in Bowen kam er sich immer mehr wie ein Gefangener vor. Und so suchte er eines Tages Jack Middleton auf. »Ich muß die Dschunke hinausfahren, damit sich die Segel mal wieder spannen und die Mannschaft nicht auf der faulen Haut liegt«, sagte er. »Wäre es ihnen recht, wenn ich Perfy mitnehme? Bis zum Abend sind wir bestimmt wieder zurück und ich verspreche Ihnen, daß ich mich wie ein Gentleman benehmen werde.«
    Jack grinste. »Na klar. Wenn sie will. Sie mögen sie recht gern, was?«
    »Das ist untertrieben. Ich finde sie hinreißend.«
    »Ja, das finden wir auch, mein Sohn, also passen Sie gut auf sie auf. Und gehen Sie behutsam mit ihr um. Unsere Kleine hat einige Höhen und Tiefen hinter sich. Wir wollen nicht, daß sie noch mal aus dem Gleichgewicht gerät.«
    »Was für Höhen und Tiefen?«
    »Ich schätze, Perfy wird darüber reden, wenn ihr danach ist. Und es ist sicherlich besser, wenn sie es Ihnen selbst sagt.«
     
    Perfy saß Lew gegenüber, als er sie zur Dschunke hinausruderte. Sie freute sich auf den Ausflug an Bord des Schiffes, doch ihr war auch ein wenig bange. Lew beunruhigte sie, er war so … ja, so männlich. So ganz anders als der sanfte, schüchterne Darcy. Wenn Lew sie berührte, hatte sie den Eindruck, er würde sie am liebsten bei der erstbesten Gelegenheit ins nächste Bett zerren. Und sie wußte auch ohne Worte, daß er in weitaus mehr Dingen erfahren war als nur im Steuern von Schiffen.
    »Wenn du lieber nicht allein gehen magst«, hatte ihr Vater ihr gesagt, »dann macht es Lew bestimmt nichts aus, wenn du jemanden mitnimmst. Herbert zum Beispiel.«
    Perfy lachte. »Er kann Herbert nicht ausstehen.«
    »Dann eben Diamond.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung.« Sie hatte Diamond absichtlich nicht mitgenommen, denn Lew hätte das sofort durchschaut. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sich gewundert, daß die jungen Damen in der Kolonie ohne Begleitung ausgehen konnten, außer wenn sich Betrunkene in den Straßen herumtrieben. Hätte sie Diamond mitgebracht, wäre das dem Eingeständnis gleichgekommen, daß sie sich vor ihm fürchtete. Und Perfy hatte schließlich ihren Stolz. Es stand außer Frage, daß Lew sie wie ein Gentleman behandeln würde, es war nur seine Nähe, die sie beunruhigte. Sie vermißte Darcy noch immer, und sie bezweifelte, ob sie je über seinen Tod hinwegkommen würde. Außerdem wollte sie ihn auch gar nicht vergessen. Warum sollte sie? Die Matrosen standen an der Reling und sahen zu, wie sich das Boot der Dschunke näherte. Ein

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